Netflix-Studie über Serien: Wann Zuschauer zu Fans werden

Netflix hat die weltweiten Streaming-Daten der ersten Staffeln einiger der beliebtesten Serien analysiert, um herauszufinden, ab wann es für die Zuschauer kein Zurück mehr gab und sie endgültig zum Fan der Serie wurden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 237 Kommentare lesen
Netflix-Studie über Serien

Netflix' Infografik zeigt, wann deutsche Zuschauer zu Fans bestimmter Serien wurden - auch im weltweiten Vergleich (Anklicken, um die Grafik größer anzuschauen)

(Bild: Netflix)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Es mag fast eine ganze Staffel gedauert haben, bis Walter White in "Breaking Bad" zu Heisenberg wurde, doch offensichtlich waren viele Zuschauer schon lange vorher angefixt. Andererseits dürfte die Pilotfolge noch nicht alle in den Bann gezogen haben. Wann also werden bei Fernsehserien Zuschauer zu Fans?

Mit einer Studie wollte der Video-on-Demand-Dienst Netflix genau dies herausfinden. Analysiert wurden dafür die weltweiten Streaming-Daten der ersten Staffeln einiger der beliebtesten Serien – darunter sowohl die "Netflix Originals" genannten Eigenproduktionen des Dienstes als auch Serien, die auf anderen Kanälen oder Netzwerken Premiere feierten.

"Breaking Bad" begeisterte recht schnell: Als die Badewanne samt Leichenresten durch die Decke krachte, war es um viele Zuschauer geschehen.

(Bild: Netflix)

Netflix hat nach eigenen Angaben über 65 Millionen Mitglieder in mehr als 50 Ländern, die täglich über 100 Millionen Stunden Filme und TV-Serien anschauen. Das Unternehmen ist damit der größte VoD-Dienst weltweit. Für die Studie wurden über 20 Serien in 16 verschiedenen Märkten unter die Lupe genommen.

Als "Schlüsselfolge" wurde dabei die Folge definiert, nach der mindestens 70 Prozent der Zuschauer anschließend den Rest der gesamten ersten Staffel schauten. Über die erhobenen Daten ließen sich laut Netflix die jeweilige Schlüsselfolge einzelner Serien ermitteln, jedoch nicht den genauen Moment, ab dem es für Zuschauer kein Zurück mehr gab. Allerdings gibt es in diesen Schlüsselfolgen einschneidende Szenen, die allen Fans noch in guter Erinnerung sind und einen Wendepunkt in der Erzählung darstellen.

Auch wenn die jeweiligen Schlüsselfolgen weltweit fast immer dieselben waren, gibt es durchaus einige regionale Unterschiede. So schienen die Niederländer den Serien im Durchschnitt am schnellsten Fans zu werden, da es für sie unabhängig von der Serie jeweils eine Folge vor den meisten anderen Ländern kein Zurück mehr gab. In Australien und Neuseeland waren Zuschauer hingegen am schwersten zu überzeugen; so lag der Moment, ab dem es für die Fans in Down Under kein Zurück mehr gab, bei fast allen Serien im Durchschnitt ein oder zwei Folgen hinter dem Rest der Welt.

Hier eine Aufstellung der jeweiligen "Schlüsselfolgen" für 12 bekannte Serien laut Analyse, jeweils mit kurzem Plot.

(Bild: Netflix)

Die Deutschen waren der Serie "Arrow" recht früh verfallen, wohingegen die Franzosen als Erstes dem Charme des Serienhits "How I Met Your Mother" erlagen. Jimmy McGill aus "Better Call Saul" eroberte wiederum die Herzen der Zuschauer in Brasilien eine Folge früher als in Mexiko. Trotz dieser regionalen Unterschiede gab es unabhängig von der Serie, der Folge und dem jeweiligen Land keinen Zusammenhang zwischen dem Schlüsselmoment und der Größe der Zuschauerschaft.

"Im traditionellen Fernsehen sind die besten Sendeplätze äußerst kostbar. Daher ist die Pilotfolge einer Serie der wohl wichtigste Moment im gesamten Serienablauf", so Ted Sarandos, der Chief Content Officer von Netflix. Die Analyse hätte jedoch gezeigt, dass niemand bereits nach der Pilotfolge ein überzeugter Anhänger der Serie war.

Laut Netflix-Pressemitteilung habe sich gezeigt, dass Zuschauer zu wahren Fans würden," wenn es keine Werbeunterbrechungen mehr gibt und einzelne Folgen nicht mehr nur zu bestimmten Uhrzeiten geschaut werden können, sondern Seriengucker stattdessen eine ganze Staffel nach ihren eigenen Vorstellungen genießen könne". Dies ist bekanntermaßen das "Ausstrahlungskonzept" des Dienstes. (nij)