Nordkorea soll eigenes Mobilfunknetz für Politiker haben

Da Einfuhrbestimmungen es Nordkorea nicht erlauben, bestimmte Verschlüsselungsmaßnahmen zu nutzen, hat sich die Führungsriege des Landes Presseberichten zufolge ein abgeschottetes Mobilfunknetz aufbauen lassen.

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Mobilfunkmasten

(Bild: dpa, Uwe Anspach)

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Von
  • Julia Schmidt

Einem Bericht des Nachrichtenportals NK News zufolge soll Nordkorea unter dem Namen Koryolink neben den zwei bekannten Mobilfunknetzen für Einheimische und Ausländer – zwischen denen Kommunikation nicht möglich ist – ein drittes für seine politische Führung unterhalten. Das Portal bezieht sich auf ein Interview mit Ahmed Al-Noamany, der von 2011 bis 2013 in Pjöngjang an Koryolink mitgearbeitet hatte. Das UMTS-Mobilfunknetz soll ein Joint Venture Nordkoreas mit dem ägyptischen Unternehmen Orascom Telecom Media and Technology Holding sein, für das der ägyptische Ingenieur anscheinend tätig war.

Der Grund für das separate 3G-Netz sei in den Einfuhrbestimmungen des Landes zu finden, die den Einsatz von in anderen Ländern verbreiteten Verschlüsselungsmechanismen verbiete. Damit könnten die Nordkoreaner keine Smartphones verwenden, die mit eigener Chiffrierung sichere Ende-zu-Ende-Verbindungen aufbauen, wie etwa die in Deutschland gebräuchlichen Krypto-Handys. Das Netz, das vor allem für die Kommunikation zwischen hochrangigen Beamten diene, sei mit eigenen Algorithmen ausgestattet. Gewöhnliche UMTS-Handys würden es zwar erkennen, könnten sich aber nicht registrieren.

Darüber hinaus gab Al-Noamany noch Auskunft über mutmaßliche Überwachungsmaßnahmen der nordkoreanischen Regierung: Die im Land verfügbare Hardware enthalte seiner Auffassung nach ungefähr dieselben Sicherheitssysteme wie die in anderen Teilen der Welt, etwa in Europa oder den USA. Wie andere Mobilfunkanbieter hätte auch Koryolink Abhörschnittstellen (Legal Interception Gateways) für die Regierung des Landes, mit denen sich Kommunikation abfangen lasse. Ob es automatische Markierungsmechanismen für verdächtige Kommunikation gäbe, konnte er nicht sagen, hielt es aber für möglich.

Was Abschaltungen der Kommunikationskanäle angeht, hätte Al-Noamany während seiner Zeit in Pjöngjang nur zwei Vorfälle erlebt, bei denen das gesamte Netz blockiert wurde: während eines Satellitenstarts und während einer Parade. Später hätten die Nordkoreaner das Netz so erweitert, dass sich einzelne Regionen stilllegen ließen. (jul)