Adblock Plus gewinnt vor Landgericht Köln gegen Axel Springer

Wie zuvor in Berlin und Hamburg haben die Entwickler des populären Werbeblockers nun auch in Köln gewonnen. Der Konzern Axel Springer will in die nächste Instanz ziehen.

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Adblock Plus gewinnt vor Landgericht Köln gegen Axel Springer

(Bild: c't / heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Die Kölner Zivilkammer hat sich wie erwartet den Entscheidungen der Landgerichte in Hamburg und München angeschlossen und die Anträge auf Vertriebsverbot für den Werbeblocker Adblock Plus abgelehnt. In der Urteilsbegündung hält die Kammer fest, dass die Kläger weder eine gezielte Behinderung noch eine allgemeine Marktstörung nachgewiesen hätten.

Die Kölner Richter schließen sich vollumfänglich der Entscheidung des Münchener Landgerichts an. Die dortigen Richter hatten Eyeo von einem Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht freigesprochen, da die Internetnutzer in einer "autonomen und eigenständigen Entscheidung" den Werbeblocker installierten und hierdurch verhinderten, dass Werbung angezeigt wird.

Ein Sprecher der Axel Springer SE erklärte gegenüber heise online: "Auch nach dem heutigen Urteil bleibt unsere Position unverändert: Wir halten das Geschäftsmodell von Eyeo für rechtswidrig. Dies gilt sowohl für das Unterdrücken von Werbung auf Verlagswebseiten als auch für das erpresserische Angebot des 'Whitelisting', bei dem sich Publisher von der Werbeblockade freikaufen können."

Offensichtlich gehe es Eyeo in erster Linie darum, Teile von Werbegeldern abzugreifen. Damit sei die Refinanzierung des professionellem Journalismus im Netz gefährdet.

Widerspruch kommt unter anderem von der Webseite Business Insider, die Axel Springer gerade für 343 Millionen Dollar (rund 306 Millionen Euro) aufgekauft hat. "Das Geschäftsmodell von Adblock Plus mag nicht jedem gefallen, aber man sollte überlegen, ob es nicht sogar einen gewissen Mehrwert gebracht hat", heißt es in einem aktuellen Artikel zum Thema. So sei die Diskussion über bessere Werbeformen eröffnet worden.

Eyeo-Geschäftsführer Till Faida kritisiert die Kläger, der Angriff auf die Acceptable-Ads-Whitelist sei kurzsichtig: "Das Verhalten von Springer vor Gericht zeigt, wie unvernünftig und innovationsfeindlich Verlagshäuser sein können." Letzlich entschieden die Nutzer.

Der Streit ist nicht zu Ende. Axel Springer kündigte gegenüber heise online an, nun vor das Oberlandesgericht Köln zu ziehen. Es wird allgemein erwartet, dass die Klagen der unterschiedlichen Medienhäuser schließlich vor dem Bundesgerichtshof landen.

Unterdessen hat Eyeo einen ersten Partner gefunden, um seine Acceptable-Ads-Whitelist über Adblock Plus hinaus zu vermarkten. So hat der Entwicker des Adblockers "Crystal" für iOS 9 angekündigt, in seine App Eyeos Whitelist einzubauen. Die Kölner Firma sucht unterdessen nach weiteren Partnern.

Die c't widmet sich dem Kampf um und gegen Werbeblocker in der aktuellen Ausgabe 21/15 in einem ausführlichen Artikel:

  • Blocker-Blocker: Website-Betreiber und Werbebranche wehren sich gegen Werbeblocker

(anw)