Acceptable Ads: Auch Adblock lässt "nicht-nervende" Werbung durch

Die Kölner Firma Eyeo (Adblock Plus) hat ihren größten Konkurrenten ins Boot geholt: Das beliebte Browser-Plug-in Adblock hat sich der Acceptable Ads-Initiative angeschlossen. Der Gründer verlässt die Firma.

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Von
  • Torsten Kleinz

Die Firma hinter dem Browser-Plug-in Adblock hat sich der Acceptable Ads-Initiative für "nicht-nervende" Werbung angeschlossen. Damit kommen die Bemühungen des Adblock Plus-Herstellers, eine eigene Plattform für Werbetreibende aufzubauen, einen großen Schritt weiter: Im Juni hatte die Firma angegeben, dass 40 bis 50 Millionen Nutzer Adblock Plus einsetzen; der Konkurrent Adblock wirbt mit einer Nutzerzahl von 50 Millionen. Damit kann Eyeo bei den Verhandlungen mit der Werbeindustrie auf 100 Millionen Nutzer verweisen, die möglicherweise Werbung sehen, die sonst geblockt würde. Neben PlugIns für Chrome und Firefox bietet Adblock seit kurzem auch einen Blocker für iOS 9 an.

Nutzer von Adblock werden derzeit über den Wechsel informiert. In der Vergangenheit hatte sich der Adblock-Produzent Betafish über Nutzerspenden finanziert. Mit Acceptable Ads kommt eine neue Finanzierungsquelle hinzu. Eyeo verlangt von großen Firmen, die auf die Whitelist wollen, eine Beteiligung an den Umsätzen der Werbung, die durch den Filter gelassen wird. Aufdringliche Werbung wie Animationen oder gar Flash-Banner sind verboten. Bereits vergangene Woche konnte Eyeo mit Crystal einen anderen Adblocker zur Übernahme der Whitelist gewinnen.

Zu den Kunden Eyeos gehören unter anderem Amazon, Google, Microsoft und United Internet. Nutzer können diese Whitelist in den Einstellungen aber einfach deaktivieren und somit wieder alle Werbeformen blockieren – sofern dies möglich ist. Immer mehr Webseiten versuchen Adblocker technisch zu blockieren; Vertreter der Werbeindustrie prangern Eyeos Geschäftsmodell als "Erpressung" an.

In Zukunft will die Kölner Firma die Kriterien für "nicht-nervende" Werbung von einem unabhängigen Gremium entwickeln lassen. Nach Angaben von Betafish-Gründer Michael Gundlach habe er hierauf bestanden, bevor er dem Geschäft zustimmte. Er habe Bedenken gehabt, dass die Werbekunden von Eyeo sonst zu großen Einfluss auf diese Kriterien hätten. Gegenüber heise online bestätigte der neue Betafish-Chef Gabriel Cubbage derweil, dass Gundlach aus der Firma ausgeschieden sei. Betafish wurde demnach an einen unbekannten Investor verkauft. Das restliche Management bleibe aber.

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(jo)