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Die App Peeple sorgt im Netz für Aufregung. Obwohl sie doch nur an das "Gute in uns" appelliert, ist sie ein sozialer Albtraum.

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Die App Peeple sorgt im Netz für Aufregung. Obwohl sie doch nur an das "Gute in uns" appelliert, ist sie ein sozialer Albtraum.

"Als Innovatoren wollen wir Euer Leben verbessern und nutzen die Gelegenheit zu beweisen, wie toll es sich anfühlt, von so vielen in der Öffentlichkeit geschätzt zu werden." Mit diesen vollmundigen Worten kündigten die zwei Kanadierinnen Julia Cordray und Nicole McCoullough in der vergangenen Woche ihre App Peeple an – und lösten damit in den Medien und unter Internetnutzern eine heiße Debatte aus.

Die Idee von Peeple ist in den letzten Tagen schon oft aufgeschrieben worden – deshalb hier nur in aller Kürze: App-Nutzer können andere Menschen nach einem 5-Sterne-System bewerten. Der App-Nutzer muss dafür mindestens 21 Jahre alt sein, einen Facebook-Account sowie die Handynummer seines "Bewertungsobjekts" haben. Der Bewertete selbst muss zuvor nicht gefragt werden.

Die Aufruhr um diese Neuheit war damit gewissermaßen vorprogrammiert. Denn – keine Frage – sie beschreibt einen sozialen Albtraum. Wenn auch die zwei Erfinderinnen nur das "Gute in uns finden wollen", wie sie auf ihrer Website beschreiben, so trägt die Idee doch dazu bei, nach Kategorien, nach "wertvoll" und naja – "nicht so wertvoll" zu trennen. Als wenn die soziale Kategorisierung im realen Leben, in Form von Stigmatisierung und Idealisierung, nicht ausreicht und sie auch noch im Netz weitergeführt werden muss.

Die Peeple-Damen argumentieren (unter anderem) mit einem Sicherheitsgedanken: Ist der Babysitter für mein Kind eine vertrauensvolle Person? Sollte ich wirklich mit Person XY ausgehen? Ich hingegen frage mich: Wird das Sicherheitsgefühl tatsächlich beruhigt bei einem Blick auf ein Online-Portal mit Sternchen-Bewertung? Wie aussagekräftig kann das sein?

Die ganze Inszenierung der Anwendung, die Ungereimtheiten, die rund um die Nutzungsbedingungen noch bestehen, und auch das Video-Diary über die App-Entwicklung lässt etwa die Website Snopes darüber spekulieren, ob es sich nicht um eine reine PR-Kampagne handelt. Auch ich bin mittlerweile ob der überbordenden "Positivität" skeptisch. Das von dem Duo beschriebene "Online-Dorf voller Liebe und Überfluss" erscheint mir viel zu rosa-rot.

Aber selbst wenn die App tatsächlich gelauncht wird, möchte ich noch auf das "Gute in uns" vertrauen – darauf, dass wir die Personen in unserem Umfeld nicht nach einer Rating-App selektieren. (jle)