Kreativ programmieren mit Processing

Programmieren mit Processing macht Spaß und stellt auch Anfänger vor keine unlösbaren Probleme. Unsere Beispiele erleichtern den Anfang und liefern zugleich interessante Einblicke in das Angebot von heise online.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter König

Programmieren mit Processing macht Spaß und stellt auch Anfänger vor keine unlösbaren Probleme. In unserem ersten c't-Praxisartikel "Kleinkunstprogramm" aus c't 24/07 zeigten wir den Einstieg in die kompakte Entwicklungsumgebung anhand einiger Beispiele, die vom 3-Zeilen-Programm bis zu einem Schiebepuzzle und einer Pong-Variante für einen Spieler reichten. Der zweite Artikel aus c't 4/09 beschreibt die Details einer alternativen Visualisierung des Newstickers von heise online, der die Meldungen als Kreise und die Links zwischen ihnen als Linien darstellt.

Veröffentlichungen zum Projekt

Quellcode und ausführbare Versionen all dieser Programme stehen zum freien Download zur Verfügung. Sie sind über eine eigens eingerichtete Instanz der Software-Projektverwaltung Trac zu bekommen. Diese bietet auch ein Wiki, wo Sie eine Installationsanleitung und nützliche Links zu Processing finden. Wenn Sie sich auf der Trac-Seite registrieren, erhalten Sie außerdem den Schreibzugriff auf bestimmte Wiki-Seiten und können gerne Ihre eigenen Processing-Programme hochladen, um sie anderen Lesern zur Verfügung zu stellen. Denn ganz gleich, ob Sie unser Newsradar auf Ihren Blog ummünzen, ob Sie dessen force directed layout durch einen selbst ausgeknobelten Algorithmus ersetzen, ob Sie ganz neue Wege der Visualisierung beschreiten oder was völlig anderes mit Processing anstellen – wir freuen uns über jedes Programm, das uns erreicht.

Wiki und Downloads

Diskussionsforum zur Programmierung mit Processing

Seit 2001 schrauben die Initiatoren Ben Fry und Casey Reas mit ihrem Team an ihrer schlichten Entwicklungsumgebung namens Processing – nach über 150 inkrementellen Beta-Releases erblickte im vergangenen Herbst endlich Version 1.0 das Licht der Welt. Ziel von Fry und Reas ist es, mit ihrem Projekt das Programmieren als Werkzeug für bildende Künstler und Designer zu etablieren. Deshalb bringt Processing von Haus aus besondere Talente für statische, animierte und interaktive Grafiken mit. Fertige GUI-Elemente wie Schieberegler oder Texteingabe-Felder fehlen in der Grundausstattung allerdings völlig.

Programmieren darf man mit Processing in einer gezielt vereinfachten Variante der mächtigen objektorientierten Programmiersprache Java. Ganz ohne deren für Anfänger verwirrenden Überbau bringt schon eine Handvoll Zeilen imperativen Quellcodes Grafiken und Animationen auf den Bildschirm. Da hinter den Kulissen eine vollwertiges Java am Werk ist, können versierte Programmierer auf den reichhaltigen Fundus an fertigen Methoden, Klassen und Pakete des Java-API zurückgreifen – allerdings derzeit nur auf die ältere Version 1.4. Fertige Programme, im Processing-Jargon als "Sketches" bezeichnet, spuckt der Editor auf Knopfdruck wahlweise als Applet oder als ausführbares Java-Binary für Windows, Linux oder Mac OS X aus. Für die Entwicklung umfangreicher Projekte ist Processing nur bedingt geeignet – der reduzierte Editor für den Quellcode hat zwar seinen eigenen Charme, aber Annehmlichkeiten wie automatische Ergänzung von Funktionsnamen und Schlüsselwörtern oder auch ein Debugger fehlen. Es ist allerdings problemlos möglich, seinen Code in Processing zu beginnen und ihn, wenn er den Kinderschuhen entwachsen ist, in eine große Entwicklungsumgebung wie Eclipse umzuziehen.

Processing steht unter Open-Source-Lizenz und viele seiner Fans stellen ihre Programme, Erweiterungen und Bibliotheken ebenfalls frei zur Verfügung. Über siebzig Zusatzpakete fügen Funktionen für Bildverarbeitung, Visualisierung, Klänge und Netzwerkkommunikation hinzu. Sogar selbst gelötete Hardware lässt sich per Erweiterung zur Zusammenarbeit mit Processing überreden. Die Webseite des Projekts versammelt zahlreiche Beispiele, ausführliche Dokumentationen und Tutorials, steht aber – wie die Software selbst – nur auf Englisch zur Verfügung. (pek)