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Pünktlich zur CeBIT veröffentlichte Intel Pläne für neue Pentium- und Pentium-Pro-Boards. `Veröffentlicht' ist allerdings nicht ganz richtig: Eingeweiht wurden nur OEMs, die die Boards dann in Systemen unter eigenem Label vermarkten. Aber wie es der Zufall so will, fiel ein Exemplar des `Geheimpapiers' auch in unsere Hände.

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Georg Schnurer
Inhaltsverzeichnis

Für die nächsten Monate hat sich Intel viel vorgenommen: 12 neue Motherboards sieht die aktuelle Roadmap vor. Den anderen Herstellern dürfte es angesichts dieser Markt-Flutung schon jetzt ganz flau im Magen werden. Schließlich kann kaum jemand Boards mit Intel-Chipsätzen und Intel-CPUs billiger auf den Markt bringen als Intel selbst.

Im beinahe schon abgelaufenen Quartal beglückt Intel uns mit vier neuen Pentium-Boards. Sie ersetzen die LPX-Platinen Advanced/MA und MN (Monaco, Morrison). Zu den Auslaufmodellen gehören auch die Baby-AT-Boards Advanced/AS, EV und Zp (Atlantis, Endeavor, Zappa). Hinzu kommt noch Ende April/Anfang Mai ein Pentium-Pro-Board als Nachfolger für die Performance/AU-Platine (Aurora). Im zweiten Quartal kommen vier weitere Pentium- und ein Pentium-Pro-Board dazu. Drei davon, Agate, Orlando und Topeka sind für den Home-Bereich vorgesehen, die verbleibenden beiden Boards, Newport und Providence, zielen auf den Busineß-Bereich. Alle Boards weisen die PC-typischen I/O-Ports (LPT, COM1, COM2, Floppy) und einen Maus- und Tastaturanschluß im PS/2-Format auf.

Im ATX-Format präsentiert sich das Einsteiger-Board Marl. Es basiert auf dem Triton-Nachfolger TXC (82430HX) und unterstützt CPUs von 75 bis hin zu 200 MHz. Als PCI-to-ISA-Bridge setzt Intel den PIIX3 ein. Neben vier ISA- und vier PCI-Slots sind zwei masterfähige EIDE-Ports vorgesehen. Das mit vier PS/2-SIMM-Steckplätzen ausgerüstete Board erlaubt einen Speicherausbau auf bis zu 128 MByte, die wahlweise mit Pagemode- oder EDO-DRAMs gefüllt werden können. In der Basisversion hat Intel keinen 2nd-Level-Cache vorgesehen. Es gibt aber die Option, Marl auch mit 256 KByte Pipelined Burst Cache (PB-Cache) zu erwerben. Ein Bug in dem A1-Stepping des PIIX3 verhindert, daß die ersten ausgelieferten Marl-Boards bereits mit einer USB-Schnittstelle aufwarten können. Mit der im Juni erwarteten B0-Version soll dann aber auch der USB-Teil im Chip laufen. Die renovierte Marl-Version soll obendrein ein auf 2 MByte erweitertes Flash-BIOS von Phoenix erhalten. Es bietet neben den USB-relevanten Routinen auch einen Virenschutz und länderspezifische BIOS-Meldungen.

Ruby ist die LPX-Schwester von Marl. Das Board bietet dieselben Features wie sein ATX-Pendant, seine zwei PCI- und drei ISA-Slots befinden sich aber auf einer Raiser-Card. Das All-in-one-Board hat Intel zusätzlich mit einer blaster-kompatiblen On-Board-Soundlösung (Yamaha OPL3-SA) ausgestattet. Ein Wavetable-Upgrade (OPL4-ML) ist in der Grundversion über einen entsprechenden Sockel möglich, OEMs können das Board aber auch mit vorbestücktem Wafetable-Baustein ordern. Als Grafik-Controller hat Intel in der ersten Board-Version den neuen Trio64+ von S3 vorgesehen. Ab Juni soll dann der S3-Chip ViRGE 3D zum Einsatz kommen. Er arbeitet wie der Trio64+ mit maximal 2 MByte EDO-DRAM, bietet aber im Gegensatz zu diesem einen Z-Buffer und ist in der Lage, perspektivische Korrekturen, Schattierungen, Licht- und Nebeleffekte und Texture-Mappings zu beschleunigen. Des weiteren arbeitet er als PCI-Busmaster. Über eine Erweiterung des Feature-Connectors, den sogenannten `Scenic Highway' läßt sich ein MPEG1-Decoder nachrüsten.

Für den Busineß-Markt ist Rhinestone, ein Pentium-Board im LPX-Format, vorgesehen. Es arbeitet wie Marl und Ruby mit dem TXC-Chipsatz, unterstützt aber mit sechs PS/2-SIMM-Slots bis zu 192 MByte Hauptspeicher. Der Cache kann mit einem COAST-Modul (Version 2.1) auf bis zu 512 KByte (PB-Cache) erweitert werden. Es gibt aber auch eine Board-Version mit 256 KByte fest verlötetem Cache. Bei den COAST-Sockeln und -Modulen ist Vorsicht angesagt: Die aktuellen Module für den Triton-Chipsatz entsprechen der COAST-Version 1.3, für die neuen Boards hat sich Intel die Version 2.1 ausgedacht. Alte 1.3-Module arbeiten in den neuen Sockeln nicht einwandfrei. Wenn im folgenden also von COAST die Rede ist, bezieht sich dies immer auf die Version 2.1. Im Gegensatz zu Ruby arbeitet auf Rhinestone ein Sound-Baustein von Creative Labs. In der Anfangsversion des Boards wird es der bekannte Vibra16s sein, dem ein OPL2-Chip für die FM-Synthese zur Seite steht. Ab Juni soll dann der Vibra16C zum Einsatz kommen, der die FM-Synthese selbst beherrscht. Auch bei der Grafik unterscheiden sich Rhinestone und Ruby. Intel setzt bei der Busineß-Plattform auf den ATI264-VT mit Video-Beschleuniger. Der Baustein arbeitet mit 1 MByte SGRAM, das sich über einen ATI-eigenen Feature-Connector (AMC, ATI Media Connector) auf bis zu 4 MByte erweitern läßt. Über den AMC-Port läßt sich auch ein MPEG-Decoder, ein TV-Tuner und ein Framegrabber nachrüsten.

"TigerEye" wird die erste Plattform sein, die mit dem TVX-Chipsatz (82430VX) arbeitet. Er unterstützt wie der TXC alle Pentium-Prozessoren von 75 bis hin zu 200 MHz, kann aber auch mit den neuen SDRAM-Speichern umgehen. Bei TigerEye vollzieht Intel den Wechsel zu den bereits von den Power Macs bekannten 64bittigen DIM-Modulen. Zwei dieser Steckplätze ermöglichen einen Speicherausbau auf maximal 64 MByte SDRAM- oder 128 MByte EDO-DRAM. Je nach Board-Variante sind entweder 256 KByte PB-Cache aufgelötet, oder es wartet ein COAST-Sockel auf Bestückung. Untypisch für ein ATX-Board sind die zusätzlichen On-Board-Komponenten. Neben einem Sound-Interface auf Basis des Vibra16S Chips und des FM-Synthezizer OPL3 besitzt TigerEye auch ein Grafik-Interface, das der Trio64+ von S3 steuert. Im Juni werden beide Komponenten ausgetauscht: Die Sound-Chip ersetzt der Vibra16C und für den Trio-Chip kommt ViRGE aufs Board. Für Erweiterungen stehen noch vier PCI- und ISA-Slots bereit.

Auf den `Volume Market' zielt das Venus-Board für den Pentium Pro. Es arbeitet mit dem Natuma-Chipsatz (82440FX), bietet vier PCI- und vier ISA-Slots, die über die PCI-to-ISA-Bridge PIIX3 gesteuert werden. Diese steuert auch die beiden EIDE- und USB-Ports. Das Board unterstützt Pentium-Pro-CPUs mit Taktfrequenzen von 150 bis hin zu 200 MHz. Explizit ist auch die Prozessor-Version mit integriertem 512 KByte großem L2-Cache genannt. Der Hauptspeicher (BEDO, EDO oder FP-DRAM) kann über vier PS/2-SIMM-Slots auf maximal 128 MByte ausgebaut werden. Dem Multi-I/O-Baustein (87C307) von National steht in Sachen Sound ein blasterkompatibler Chip (CS4236) von Crystal zur Seite.

Newport dürfte das komponentenreichste Intel-Board im ATX-Format werden. Um den TXC-Chipsatz herum gruppieren sich die von einem National-Chip (87C306B) gesteuerten üblichen PC-Schnittstellen. Für guten Ton sorgt der Yamaha-Chip OPL3-SA mit integriertem FM-Synthesizer. Zwei EIDE-Schnittstellen und zwei USB-Ports steuert der PIIX3 bei. Als Grafik-Chip dient der ATI264-VT, der mit bis zu 2 MByte SGRAM-Bildspeicher aufgerüstet werden kann. Ungewöhnlich, aber für eine Büromaschine durchaus sinnvoll ist der Fast-Ethernet-Anschluß. Als besonderes Goody fügte Intel noch ein Hardware Monitoring ASIC hinzu, das die Spannungsversorgung, den Lüfter und die Systemtemperatur überwacht. Weitere Komponenten lassen sich über drei ISA- und drei PCI-Slots nachrüsten.

Das als Consumer-Multimedia-Plattform konzipierte ATX-Board Agate soll neben den üblichen Pentium-CPUs mit 75 bis 200 MHz Taktfrequenz und dem P55C auch einen nicht näher bezeichneten `schnelleren Overdrive-Prozessor' unterstützen. Das Board kommt über vier PS/2-SIMMs mit bis zu 128 MByte EDO- oder PM-DRAM zurecht. Auf den maximal 256 KByte großen 2nd-Level-Cache wartet ein COAST-Sockel. Klar, daß Agate auch mit zwei EIDE- und zwei USB-Ports ausgestattet ist. Hinzu kommt noch ein `Surround Sound'-tauglicher Audio-Port. Beim Grafikbaustein fiel die Wahl auf den ATI264-GT mit 3D-Accelerator und AMC-Erweiterungsport für den MPEG-Decoder.

Orlando und Topeka sind Pentium-Boards mit Video-Capturing-Funktion. Intel sieht hierfür in erster Linie Anwendungen im Bereich Videoconferencing. Weitere Gemeinsamkeiten sind On-Board-Sound und -Grafik sowie der 82430VX-Chipsatz mit SDRAM-Support. Wesentlicher Unterschied: Orlando ist ein LPX-Board, Topeka nutzt dagegen das ATX-Format.

Intels erstes Dual-Pentium-Pro-Board trägt den Namen Providence und nutzt das ATX-Format. Es arbeitet mit dem Natuma-Chipsatz und unterstützt bis zu 192 MByte BEDO-, EDO- oder PM-DRAM. Darüber hinaus soll es sowohl über On-Board-Audio als auch -LAN verfügen. Ein Hardware-Monitoring ist ebenfalls vorgesehen.

Salem und Cannon Beach sind zur Jahresmitte geplant. Sie haben drei DIMM-Steckplätze, was eine maximale Speichergröße von 192 MByte nahe legt und bieten einen Fast-Ethernet-Anschluß. Salem ist ein Pentium-Board auf Basis des TXC-Chipsatzes (82430HX). Cannon Beach soll mit einem zukünftigen Pentium Pro Prozessor arbeiten, dem ein 82440LX-Chipsatz zur Seite steht. (gs) (gs)