Kurskorrektur

Der Bedarf an Workgroup- und Abteilungsserversystemen steigt ständig. Diesen Markt möchte Apple nicht gänzlich den Konkurrenten überlassen. Deshalb wurde die hauseigene Serverfamilie umstrukturiert. Mit AIX setzt Apple erstmals auf ein anderes Betriebssystem.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jürgen Fey

Vor allem im Publishing-Bereich wurden als leistungsfähige Server für Macintosh-Arbeitsplatzsysteme bisher meist Unix-basierte Systeme von Sun Microsystems und HP eingesetzt. Die Workgroup-Systeme sollen weiterhin auf Mac OS basieren; nur für die neu geschaffenen Abteilungsserver vollzieht Apple den Betriebssystemwechsel hin zu IBMs Unix-Derivat AIX.

Mit dem Modell 7250/120 (PowerPC 601), der dem bisherigen WS 9150 Konkurrenz macht, und dem 8550/132 (PPC 604) kommen zwei neue Workgroup-Server hinzu, die beide auf dem PCI-Bus basieren und das bisherige NuBus-basierte Einsteigersystem 6150 ergänzen. Das Modell 7250 bietet in der Grundversion 256 KByte Second-Level-Cache, 16 MByte Hauptspeicher (ausbaubar auf 256), drei PCI-Slots und vier SCSI-Anschlüsse. Der größere Bruder kann mit 512 KByte doppelt so viel L2-Cache sowie 24 MByte RAM (maximal 512) und ebenfalls drei PCI-Slots aufweisen. In seinem Gehäuse nimmt er aber bis zu fünf SCSI-Geräte auf.

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Beide Systeme kommen mit der neuen Version 7.5.3 von Mac OS, die auch eine verbesserte Version 1.1 der Netzwerksoftware Open Transport beinhaltet. Auf der mitgelieferten Workgroup Server Solutions CD-ROM befinden sich unter anderem ein Fax-Server, ein Antiviren-Utility sowie ein Netzwerkmonitor. Für 1000 Mark Aufpreis bekommt man den Apple Internet Server hinzu, ein spezielles Lizenzbundle mit WebStar 1.2.5, PageMill 1.0, dem RealAudio Server 2.0, NetCloak 2.0 sowie ServerStat 1.0. Die aktuelle Version von AppleShare 4.2.1, die bis zu 3000 geöffnete Dateien sowie bis zu 250 gleichzeitig angemeldete User unterstützt und im Vergleich zu AppleShare 4.1 doppelt so schnell sein soll, gehört ebenfalls zum Lieferumfang.

Absolute Neuentwicklungen sind die beiden Abteilungsserver, das Modell 500 und das Modell 700 (Codenamen: Shiner). Das vollkommen modular aufgebaute Gehäuse der beiden steht aufgrund des Gewichtes, das es im ausgebauten Zustand erreicht, sinnvollerweise auf Rollen. Es hat rein optisch auch wenig mit bisherigen Macs zu tun - dank 19"-Schrank fügt es sich nahtlos in typische Serverumgebungen ein. Alle Systemteile lassen sich nach Apples Angaben innerhalb einer Minute austauschen - auch das Mainboard. Sämtliche weitere Komponenten sind so ausgelegt, daß man sie auswechseln kann, ohne den Server abzuschalten. Die Festplattenlaufwerke sitzen in speziellen Einschüben und sind `hot plugable'; selbst das Netzteil läßt sich im Betrieb entnehmen, wenn ein zweites, optional erhältliches eingebaut ist. Dann werden beide parallel betrieben, und eines davon ist immer `hot swapable'. Ein Schlüsselschalter erlaubt es, den Zugang auf die Laufwerke teilweise oder vollständig zu sperren. Eine RAID-5-Lösung auf PCI-Basis soll folgen.

Das Modell 500/132 bietet eine mit 132 MHz getaktete PowerPC-604-CPU mit 512 KByte Level-2-Cache. Der Hauptspeicher ist von 32 MByte auf 512 MByte ausbaubar. Für Erweiterungen stehen wie schon im Power Mac 9500 zwei PCI-Busse und damit sechs PCI-Slots zur Verfügung. Intern kann das Gehäuse bis zu sieben SCSI-Geräte nach Fast- oder erstmals auch Wide-SCSI-Standard aufnehmen, die von den beiden SCSI-2-Kanälen getrieben werden. Die Standardversion, ohne Festplatten ab 15 000 Mark zu haben, will man mit einem CD-ROM- sowie einem DAT-Backup-Laufwerk bestücken. Das größere Modell 700/150 wird mit 150 MHz getaktet, bietet 1 MByte Level-2-Cache und 48 MByte Hauptspeicher in der Grundausstattung, die mit mindestens 19 000 Mark zu Buche schlägt. Ansonsten entspricht die Ausstattung der des 500ers. Per default ist in beiden Modellen eine Standard-Ethernet-Hardware mit 10 MBit/s eingebaut. Um mehrere Ethernet-Stränge am Server zu kombinieren, baut man weitere PCI-Karten ein. Fast Ethernet mit 100 MBit/s sowie FDDI und ATM werden folgen. Multiprocessing soll für Apple kein Fremdwort bleiben. Ab Mitte des Jahres ist eine Dual-CPU-Variante zu erwarten.

Mit IBMs AIX 4.1.4 hat Apple ein Betriebssystem lizenziert, das nicht nur auf der PowerPC-Plattform zu Hause ist, sondern auch in puncto Serverstabilität und Performance der Kombination aus Mac OS und AppleShare um Längen voraus ist. Die Entscheidung für den Umstieg begründet Apple mit dem Wunsch vieler Kunden, im Publishing-Bereich mit Unix-Servern zu arbeiten. Fraglich ist, warum man dann nicht gleich das dort weit verbreitete Solaris gewählt hat, das ebenfalls in einer PowerPC-Version existiert. Die Weiterentwicklung des Apple-eigenen A/UX jedenfalls wurde offiziell eingestellt. Migrationstools sollen Administratoren den Übergang vom Mac OS zum neuen System erleichtern. Die Systemverwaltung läßt sich sowohl direkt über den Server als auch per Remote-Zugriff (Fernsteuerung) erledigen. Die Remote-Variante basiert auf dem AppleTalk-Protokollstack sowie den Apple-Events, macht also nicht von den sonst gebräuchlichen Mitteln wie Telnet oder X Windows Gebrauch und bedingt einen Macintosh oder ein PowerBook als Client.(se)

Apple: Halle 11, Stand D14 (ha)