Datr-Cookie: Facebook rechtfertigt Daten-Sammlung über Nicht-Mitglieder

Facebook liegt schon lange im Clinch mit belgischen Datenschützern wegen eines Cookies, der auch Daten über Nicht-Mitglieder sammelt. Kurz vor einem erwarteten Urteil geht das soziale Netzwerk nun zum Gegenangriff über.

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Facebook-Gegner wollen Sammelklage starten

(Bild: dpa, Oliver Berg)

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Von
  • dpa

Nach dem spektakulären EuGH-Urteil und der damit verbundenen Stärkung der Position europäischer Datenschützer gegenüber US-Konzernen, streitet sich Facebook weiter mit belgischen Regulierern. Das Vorgehen der Datenschützer in Belgien gegen Facebook würde die Sicherheit des Internets insgesamt beeinträchtigen, argumentierte das weltgrößte Online-Netzwerk in einem Blogeintrag in der Nacht zu Mittwoch.

Bei der Auseinandersetzung geht es um das seit Jahren umstrittene Identitäts-Cookie Datr. Die belgische Datenschutz-Kommission will Facebook vor Gericht den Einsatz des Datr-Cookies verbieten lassen, das einige Informationen über das Verhalten von Nutzern auf Seiten mit dem Like-Button sammelt. Ihr ist vor allem ein Dorn im Auge, dass auch Nicht-Mitglieder das Cookie installiert bekommen, wenn sie eine Facebook-Seite besuchen.

Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos argumentiert nun, das Datr-Cookie mache das Netzwerk sicherer. Es helfe, falsche Profile herauszufiltern und verhindere Cyber-Attacken. Wenn etwa ein Web-Browser binnen fünf Minuten hunderte Seiten besucht habe, sei das ein klares Zeichen dafür, dass der Computer möglicherweise von Online-Kriminellen gekapert worden sei. Die Daten, die das Cookie sammele, würden nicht einzelnen Personen zugeschrieben und könnten auch nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Es sei nicht wahr, dass Facebook das Cookie nutze, um Werbung auf Nicht-Mitglieder zuzuschneiden und ebenso wenig, dass es gesetzt werde, wenn jemand auch nur irgendeine Seite mit einem "Gefällt mir"-Knopf besuche.

In dem Verfahren in Belgien steht eine Entscheidung des Gerichts bevor. Die Datenschutz-Kommission will auch Strafen von 250.000 Euro pro Tag verhängt haben.

Der Europäische Gerichtshof hatte vergangene Woche das Safe-Harbor-Abkommen zur vereinfachten Übermittlung von Daten europäischer Nutzer in die USA gekippt. Zugleich ermutigten die EuGH-Richter nationale Datenschutz-Behörden, gegen eine ihrer Meinung nach unzulässige Daten-Weiterleitung vorzugehen. Damit rückt aus Sicht von US-Konzernen ein von ihnen befürchteter Zustand näher, bei dem sie sich verstärkt mit Regulierern in vielen EU-Ländern auseinandersetzen müssen. (mho)