Breitenwirkung

Bislang konnte man die Anbieter von digitalem Videoschnitt-Equipment für Standard-PCs fast an einer Hand abzählen. Inzwischen erweitert sich dieser Markt vor allem im Low-Price-Segment.

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Nachdem Video-Digitizer-Karten lange Zeit nur mit Spezial-Bausteinen (ASICS) realisierbar waren, kann inzwischen der Entwickler auf weithin verfügbare Standard-Chips aufbauen (Philips, Zoran). Folglich stellen immer mehr Firmen ihre eigene Hardware vor, und die Zahl neuer PCI-Videokarten wird zunehmen. Die `Pflicht' sieht die Aufzeichnung und Wiedergabe von Standard-PAL-Signalen mit 768 x 576 Pixeln bei 24 Bit Farbtiefe (4:2:2) vor; in der `Kür' darf man die lippensynchrone Tonspeicherung, ein Overlay zur Anzeige der Videosequenzen auf dem Computermonitor sowie S-Video-Ein- und -Ausgänge erwarten. Sony präsentierte für Standard-PCs eine erste Karte zur Bearbeitung von Video- Standbildern, die direkt aus der digitalen Videokamera übernommen werden. Die Hardware setzt auf dem vor wenigen Wochen offengelegten Digital-Video-Protokoll auf, das unter der Bezeichnung IEEE 1394 eine direkte Kopplung digitaler Audio- und Videokomponenten gestattet. Zugleich war der erste digitale Heimvideo-Recorder zu sehen; der DHR-1000 basiert auf dem DV- Standard.

Hinter vorgehaltener Hand war auch bei Produzenten von PC-Videoschnittkarten vom digitalen Eingang zur Übernahme bereits komprimierter Bilddaten die Rede. Es erscheint realistisch, noch in diesem Jahr mit entsprechend ausgestatteten I/O-Boards für Standard-PCs beziehungsweise mit Zusatzmodulen für bereits verfügbare Karten zu rechnen. Damit wird Digitalvideo auch für Heimanwender mit PC-Ausrüstung bezahlbar, dank der direkten, verlustfreien Verbindung zwischen digitalen Kameras (etwa von Sony oder Panasonic) und dem Schnittsystem im PC.

Mit variabler Bitrate und einer Komprimierung von minimal 6:1 arbeitet der M-JPEG- Kompressor, den Hauppauge (gesprochen Hapag) auf seine Videoschnittkarte `Win/Motion 60' baut. Die Hardware digitalisiert Videosequenzen bis 768 x 576 Pixel mit maximal 25 Bildern/sec. Die Ein- und Ausgänge sind für FBAS- (VHS) und Y/C-Signale (S-VHS, Hi8) ausgelegt, eine Overlay-Stufe fehlt. Die Win/Motion 60 arbeitet unter Windows 3.x und 95 und wird mit 32-Bit-Treibern und der Vollversion von ULead Media Studio (2.5) für Windows 95 ausgeliefert. Sie soll knapp 1100 Mark kosten.

Ein Video-Schnittsystem auf PCI-Basis zeigte Como mit der `MovieX PCI'. Für 1700 Mark bekommt man eine Busmaster-fähige Karte, die einen maximalen Datentransfer von 3,75 MByte/sec erlauben soll. Damit wären minimale Kompressionsraten von etwa 6:1 bei Bildraten von bis zu 25 Bildern/sec realisierbar. Die Plug&Play-kompatible Karte nimmt Videosignale im FBAS- und Y/C-Standard entgegen und wird mit dem deutschen MediaStudio VE 2.5 von ULead und der Como-EditX-Software ausgeliefert. In Verbindung mit der Schnittsteuerung ControlX arbeitet die VideoX auch im Hybrid-Verbund, wo digitalisierte Sequenzen (für trickreiche Passagen) und längere Szenen direkt vom Band gemeinsam geschnitten werden. Ein Overlay wurde nicht implementiert.

Auf der Basis einer langen ISA-Steckkarte zur Video-Digitalisierung und M-JPEG- Komprimierung mit eigenem SCSI-2-Festplattencontroller setzt der `COMOtion dpr' von Como auf. Die Karte arbeitet auch in relativ langsamen Standard-PCs, erlaubt eine minimale Kompressionsrate von etwa 6:1 und zeigt die Videosequenzen in einem Overlay-Fenster auf dem Computermonitor an. Eine Audio-Stufe wurde ebenfalls auf der Karte untergebracht. Zusammen mit der Software `ControlX dpr' läßt sich der DPR (Digital Player Recorder) auch in ein herkömmliches bandgestütztes Schnittsystem integrieren.

Dekom aus Hamburg zeigte auf der Messe mit `Video Clip MPEG' ein Tool von Vitec, mit dem man MPEG-Videosequenzen bildgenau schneiden, kopieren und zusammenfügen kann, ohne Bitrate und Bildqualität zu verändern. Zudem stehen einfache Offline-Effekte wie Ein- und Ausblenden bereit. Das Programm arbeitet unter Windows 3.x sowie Win 95 und soll etwa 1950 Mark kosten. Aus gleichem Hause stammt eine Karte zur Videokompression nach MPEG 1. Die `Video NT-Pro' von Vitec bearbeitet neben dem Ton (Stereo, 128 bis 384 KBit/sec) 352 x 288 Pixel bei einer Farbtiefe von 24 Bit mit bis zu 25 Bildern pro Sekunde. Sie erzeugt im Echtzeit-Modus lediglich I- und P-Frames, liefert also (noch) nicht die maximale Komprimierung; das erfordert derzeit einen weiteren Rechendurchgang (Offline), der sich mit dem nächsten Update erübrigen soll. Die Karte kommt zum Preis von etwa 3900 Mark mit einem Software-Paket, das auch das oben genannte MPEG-Bearbeitungstool `Video Clip MPEG' enthält.

Für den Einstieg in die digitale Videobearbeitung bietet Reveal (USA) eine preiswerte Kombination aus Hardware und Software, die für etwa 650 Mark erhältlich sein soll. Die Karte verfügt über je einen Composite- und S-Video-Ein- und -Ausgang und legt die mit 16 oder 24 Bit digitalisierten Bildfolgen per M-JPEG-Komprimierung auf der Systemplatte ab. Das Bildformat ist auf 320 x 240 Pixel mit maximal 30 Bildern pro Sekunde begrenzt. Die mitgelieferte Software umfaßt einen Video-Editor zum Schneiden und Titeln der Szenen; eine Effektsektion und ein Morph-Editor samt Capture-Funktion zum Einbinden von Computergrafik sind ebenfalls enthalten.

Für Standard-PCs bietet Como jetzt einen Video-Bild- und Effektmischer an. Die ISA- Steckkarte `VideoX 2' nimmt von drei Eingängen (FBAS oder Y/C) Videosignale im PAL- Format entgegen. Zwei unabhängige Videoprozessoren - jeweils mit einem Vollbild-TBC versehen -erlauben eine 2-Kanal-Mischung des Videosignals mit Alpha- Kanal und Schattengenerator. Insgesamt stehen über 200 Effekte zur Verfügung. Die Audioschiene sieht vier Stereo-Mischeingänge vor. Die Bedienung des Systems erfolgt über eine komfortable Windows-Software. Karte und Software sind ab Juni 96 für knapp 2600 Mark erhältlich. (uh) (uh)