Physik voller Spannung und Leidenschaft

Obwohl man das Ende schon kennt, ist die Geschichte spannender als so manche Hollywoodproduktion: Die Jagd nach dem Higgs.

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Obwohl man das Ende schon kennt, ist die Geschichte spannender als so manche Hollywoodproduktion: Die Jagd nach dem Higgs.

Im Dokumentarfilm „Particle Fever“, der nun in deutscher Fassung auf Blueray-DVD erschienen ist, hat Regisseur Mark Levinson über Jahre hinweg Wissenschaftler mit der Kamera dabei begleitet, wie sie dem letzten noch unentdeckten Teilchen der Standardtheorie nachjagen.

Die Frage nach der genauen Masse des Higgs-Bosons nutzt er dabei geschickt als Spannungsbogen. Bloß nicht mehr als 140 Gigaelektronenvolt, hofften die meisten Physiker. Denn dies wäre ein starkes Indiz für die „Multiversum“-Theorie. Danach gäbe es viele verschiedene Universen mit völlig unterschiedlichen Naturkonstanten. Und diese Vorstellung ist den meisten Physikern ein Graus, weil sie bedeuten würde, dass vieles in unserem eigenen Universum reiner Zufall ist, dem auch der stärkste Teilchenbeschleuniger keine neuen Erkenntnisse mehr abtrotzen kann.

Ein Wert um die 115 Gigaelektronenvolt hingegen spräche für die „Supersymmetrie“-Theorie, wonach es noch viele neue Teilchen in unserem Universum zu entdecken gibt. Die physikalischen Details dieser beiden Theorien reißt Levinsion, selbst ein promovierte Physiker, nur an. Ihn interessieren mehr die Leidenschaften, Visionen, Frustrationen und Rivalitäten der Physiker.

Die Geschichte spitzt sich zu, als die ersten Messungen am Large Hadron Collider in Genf tatsächlich auf irgendetwas im Bereich von 140 GeV hinauslaufen. Sie kulminiert in der legendären Konferenz vom 4. Juli 2012, bei dem die Teams von zwei unabhängigen Experimenten ihre Ergebnisse für die Masse des Higgs-Bosons bekanntgeben: rund 125 Gigaelektronen, also etwa in der Mitte. Damit kann keine der beiden konkurrierenden Theorien bestätigt oder falsifiziert werden. Die Physik bleibt spannend. (grh)