Elektro-Rennwagen: Formula E startet in die zweite Saison

In Peking wird am Wochenende die neue Formula-E-Saison eröffnet. Spannung ist garantiert. Denn in den Elektro-Rennwagen kommen erstmals Eigenentwicklungen der Teams zum Einsatz.

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Formula E: Elektro-Rennwagen
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Von
  • Peter-Michael Ziegler
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Wenn am Samstag um 16 Uhr Pekinger Ortszeit (10 Uhr MESZ) die roten Lampen der Startampel ausgehen, werden die Zuschauer vor Ort und an den TV-Bildschirmen weltweit ein ganz neues Klangbild der Formula E erleben. Denn anders als bei der Premiere der Formula E vor einem Jahr, gehen die Teams in der zweiten Formula-E-Saison nicht mehr mit technisch identischen Fahrzeugen ins Rennen. Die Autos sehen zwar (bis auf die unterschiedlichen Lackierungen) weiterhin gleich aus – unter der Haube hat sich aber einiges getan.

Die Formula E in Berlin 2015 (15 Bilder)

Kurvenfahrt

Auf der kurvenreichen Strecke in Berlin hatten die Formula-E-Fahrer mit hohen G-Kräften zu kämpfen.
(Bild: Peter-Michael Ziegler)

Freigegeben wurden für die Saison 2015/16 der Antriebsstrang (Elektromotor, Inverter, Getriebe, Steuerelektronik), das Kühlsystem und die Hinterachsaufhängung der Fahrzeuge. Was die Teams aus den neuen Freiheiten gemacht haben, ist jedoch sehr unterschiedlich – und es hört sich auch sehr unterschiedlich an, wie das Formula-E-Video belegt. Aufgenommen wurden die Sound-Proben im Sommer bei Trainingssessions im britischen Donington Park, wo alle Formula-E-Teams ihre Heimatbasis haben.

Gut zu hören ist beispielsweise, dass zwei Teams (DS Virgin Racing und NextEV TCR) das bisherige Antriebskonzept der Formula E (ein Elektromotor, Getriebe mit fünf Gängen) komplett über Bord geworfen haben. Beide Teams verwenden jetzt zwei Elektromotoren (das ist laut Reglement erlaubt) mit allerdings nur einem Gang. Entsprechend schrill klingen die Fahrzeuge bei zunehmender Geschwindigkeit.

Ob die Ein-Gang-Lösung entscheidende Vorteile bringt, muss sich allerdings erst noch zeigen. Denn eine direkte Übertragung des Drehmoments auf die Räder der Hinterachse ist nicht erlaubt, vielmehr muss auch in dieser Saison ein mechanisches Differenzial verwendet werden, um die Hinterachse anzutreiben. Das Team "Renault e.dams", Gewinner der Teamwertung im vergangenen Jahr, hatte ebenfalls mit dem Einbau von zwei Elektromotoren geliebäugelt, entschied sich wie die restlichen Teams dann aber doch für nur einen Antriebsmotor

Trotzdem hat auch Renault die Zahl der Gänge deutlich reduziert. "Schalten kostet Zeit und unterbricht die Regeneration der Batterie. Deshalb verwenden wir künftig nur noch zwei Gänge", heißt es bei den Franzosen, die bei der Entwicklung des neuen Antriebsstrangs eng mit dem britischen Unternehmen Zytek Automotive zusammenarbeiten. Renault gehört wie Virgin Racing und NextEV zu den insgesamt acht Unternehmen, die vom Automobilweltverband FIA als sogenannte "offizielle Hersteller der Formula E" benannt wurden und die ersten Eigenentwicklungen in die Rennserie einbringen dürfen.

Dieses Privileg hat auch "ABT Schaeffler Audi Sport", das einzige deutsche Team in der Formula E. Die Allgäuer gehen mit einem neuen Elektromotor vom Technologiepartner Schaeffler ins Rennen, der ein besseres Drehmoment und einen besseren Wirkungsgrad als der bisherige McLaren-Motor haben soll. Das Getriebe stammt weiterhin von Hewland, wurde aber nach eigenen Vorgaben gefertigt und hat jetzt drei Gänge.

"Die Eindrücke der Testfahrten waren absolut positiv - sowohl was die Zuverlässigkeit angeht als auch was unseren Speed betrifft", schildert Abt-Fahrer Lucas di Grassi. Der frühere Formel-1-Pilot mit brasilianischen Wurzeln hatte in der vergangenen Saison den dritten Platz der Fahrerwertung belegt. Bei den Vorbereitungen für die Saison 2015/16, die sich über insgesamt sechs Testtage im Sommer in Donington erstreckten, fuhr di Grassi die absolute Bestzeit. Diese lag mehr als eine Sekunde unter dem Bestwert des Vorjahres.

Die Teams Aguri und Dragon Racing, die bislang keine Erlaubnis zum Einsatz eigener Entwicklungen bekommen haben, können ebenso wie andere Formula-E-Teams, die in der neuen Saison möglicherweise aufs falsche Pferd gesetzt haben und ins Hintertreffen geraten, auch die Antriebsstrang-Technik anderer Teams zu einem festgelegten Höchstpreis kaufen. Die FIA verspricht sich davon eine Erhöhung des Wettbewerbsniveaus und will so auch die Kosten insbesondere für kleinere Mannschaften deckeln.

Eine weitere Neuerung der zweiten Formula-E-Saison ist, dass die Fahrer im Rennen jetzt eine Maximalleistung von 170 kW (231 PS) statt bisher 150 kW (204 PS) abrufen dürfen. Das Renntempo dürfte also zunehmen. Die maximale Energiemenge von 28 kWh, die pro Rennen eingesetzt werden darf, wurde jedoch nicht erhöht. Da 28 kWh nicht für ein ganzes Rennen reichen, müssen die Fahrer auch in der neuen Saison einmal pro Rennen zum Autowechsel an die Box kommen. (pmz)