Mercedes: Künftig CO2 oder R1234yf in Klimaanlagen

Im Streit um den Einsatz des Kältemittels R1234yf in Klimaanlagen hat Daimler eine Alternative in Vorbereitung. Der Konzern werde 2016 in der ersten Modell-Serie Klimaanlagen mit Kohlendioxid (CO2) als Kühlmittel ausliefern. Doch auch R1234yf wird kommen

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Von
  • Martin Franz

Das erste Modell mit der neuen Klimaanlage wird mit einiger Wahrscheinlichkeit der Nachfolger der aktuellen E-Klasse.

(Bild: Daimler)

Im Streit um den Einsatz des Kältemittels R1234yf in Klimaanlagen hat Daimler eine Alternative in Vorbereitung. Der Konzern werde 2016 in der ersten Modell-Serie Klimaanlagen mit Kohlendioxid (CO2) als Kühlmittel ausliefern, wie die Frankfurter Rundschau (Ausgabe vom Dienstag 20.10.2015) unter Berufung auf informierte Kreise berichtet. Am Dienstag sollen die Fahrzeuge in Stuttgart vorgestellt werden. Ein Daimler-Sprecher wollte den Bericht vorerst nicht kommentieren. Wir vermuten, dass die nächste E-Klasse, die Anfang Januar in Detroit vorgestellt wird, als Erste eine CO2-Klimaanlage bekommt.

[Update 20. Oktober 2015 14:50 Uhr]

Daimler hatte in der Auseinandersetzung um das umstrittene Kältemittel bereits 2014 angekündigt, auf die umweltfreundlichere Variante CO2 zu setzen. Hintergrund ist der Plan der EU-Kommission, klimaschädliche Chemikalien aus Europas Autos zu verbannen. Die aktuell einzige marktreife Alternative ging bei einem Daimler-Test im Herbst 2012 in Flammen auf. Seitdem weigern sich die Stuttgarter, das Mittel R1234yf einzusetzen. Eine Schonfrist für ältere Modelle, die noch klimaschädliche Kühlmittel einsetzen, gibt es nur bis Ende 2016. Danach darf R134a in Neuwagen nicht mehr eingesetzt werden.

(mit Material der dpa)

Im Streit um den Einsatz des Kältemittels R1234yf in Auto-Klimaanlagen lenkt Daimler ein. Nachdem er sich jahrelang vehement geweigert hatte, will der Konzern die umstrittene Chemikalie nun doch von 2017 an in großem Stil einsetzen. Dies teilte der Autohersteller am Dienstag in Stuttgart mit. Parallel wird Daimler von 2016 an die Modelle der S- und E-Klasse mit Klimaanlagen ausstatten, die Kohlendioxid (CO2) als Kühlmittel verwenden. Die Fahrzeuge mit CO2-Klimaanlagen stellte der Konzern am Dienstag in Stuttgart vor.

Hintergrund ist der Plan der EU-Kommission, ab dem Jahr 2017 klimaschädliche Chemikalien aus Europas Autos zu verbannen. Die aktuell einzige marktreife Alternative R1234yf ging bei einem Daimler-Test im Herbst 2012 in Flammen auf. Seitdem weigerten sich die Stuttgarter, das Mittel einzusetzen. Eine Schonfrist für ältere Modelle, die noch das klimaschädliche Kühlmittel R134a einsetzen, aber noch verkauft werden, gilt nur bis Ende 2016. Nur bereits zugelassene Autos genießen Bestandsschutz.

Nun sei es Daimler gelungen, die Gefahr einer Entzündung zu bannen. Technisch möglich sei das unter anderem durch den Einsatz des Gases Argon, das im Falle eines Unfalls ausströmen soll und die erhitzten Bauteile im Motorraum herunterkühlt. Dadurch soll verhindert werden, dass R1234yf in Brand gerät, wobei hochgiftiger Fluorwasserstoff (Flusssäure) entstehen kann. Dass die ungefährlicheren CO2-Klimaanlagen zunächst nur in zwei Modellreihen verbaut werden, begründet Daimler unter anderem mit den höheren Kosten für die Klimaanlagen und Qualitätsanforderungen beim Hochlauf der Produktion. Ein flottenweiter Einsatz sei zum Stichtag der neuen EU-Richtlinie am 1. Januar 2017 nicht darstellbar, hieß es.

Während beim Einsatz von R1234yf die Klimaanlagen nur umgerüstet werden müssen, ist bei CO2 ein komplett neues System nötig. Die CO2-Moleküle sind deutlich kleiner, weshalb die Systeme dichter sein müssen. Außerdem ist der Druck, unter dem das Gas verarbeitet und heruntergekühlt wird, höher. Daimler hatte in der Auseinandersetzung um das umstrittene Kältemittel bereits 2014 angekündigt, auf die umweltfreundlichere Variante mit CO2 zu setzen.

Im Streit um das Kältemittel hatte auch die EU-Kommission Druck auf die Bundesregierung ausgeübt und im Januar 2014 ein Verfahren wegen der Verletzung von EU-Recht eingeleitet, weil das Kraftfahrt-Bundesamt Mercedes-Modellen mit dem klimaschädlicheren Mittel die Zulassung für den Straßenverkehr erteilt hatte. Die Untersuchungen liefen weiterhin, hieß es nun aus Brüssel. Nach dem Einlenken des Autobauers dürften sie jedoch bald hinfällig werden.

(dpa)

(mfz)