Ubuntu 15.10: Besseres Unity und aktuelle Software

Große Neuerungen sind in Ubuntu 15.10 nicht zu verzeichnen. Das neue Ubuntu mit dem Codenamen Wily Werewolf bringt stattdessen Verbesserungen für den Unity-Desktop und viel aktuelle Software.

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Inhaltsverzeichnis

Kurz nach dem elften Geburtstag der Linux-Distribution hat Canonical die neue Version Ubuntu 15.10 alias Wily Werewolf veröffentlicht. Weltbewegende Neuerungen sucht man in der neuesten Ausgabe der Linux-Distribution vergeblich. Wie schon in der Vorversion Ubuntu 15.04 haben sich die Entwickler auf kleine Verbesserungen und aktualisierte Software konzentriert.

Unity 8 lässt weiter auf sich warten, stattdessen haben die Entwickler die altbekannte Version 7 des Ubuntu-eigenen Desktops verbessert. Optisch hat sich auf dem Desktop kaum etwas getan, wer den Unterschied zum Vorgänger erkennen will, muss schon genau hinsehen. Selbst das Hintergrundbild ist nur eine Variation des letzten Wallpapers. Wie sehr sich die letzten Ausgaben optisch ähneln, zeigt die Bilderstrecke "Ubuntu-Optik - von 2004 bis heute" weiter unten.

Ubuntu 15.10 Wily Werewolf (7 Bilder)

Optisch nichts neues

Ubuntu 15.10 setzt noch immer auf Unity 7 und hat sich auch optisch nur minimal verändert.

Version 7.3.2 des Unity-Desktops korrigiert eine Reihe von Fehlern und bringt auch ein paar Verbesserungen in der Bedienung mit. So lassen sich nun Einträge aus dem Dash auf den Desktop ziehen, um dort einen Starter anzulegen. Ist der Computer gesperrt, lässt er sich vom Lockscreen aus nicht mehr einfach herunterfahren.

Auch für Compiz gab es Bugfixes, der Fenstermanager ist jetzt in Version 0.9.12.2 dabei. Von den bislang verwendeten Overlay-Scrollbars nimmt Ubuntu 15.10 Abstand und nutzt stattdessen schmale durchgehende Scroll-Leisten, die breiter werden, sobald der Mauszeiger den rechten Fensterrand berührt. Die in die Fensterleiste integrierten Menüs der Programme werden jetzt auch in Fenstern angezeigt, die gerade nicht den Fokus haben.

Ubuntu 15.10 bringt den Linux-Kernel in Version 4.2.0 mit. Der bringt unter anderem Unterstützung für neuere AMD-Grafikkarten, Intels Skylake-CPU sowie aktuelle Logitech-Mäuse. Ein Udev-Update soll dafür sorgen, dass Netzwerkbezeichnungen künftig Bestand haben und nicht mehr beim Systemstart dynamisch vergeben werden. Als Init-System agiert bei Ubuntu 15.10 Systemd 225.

Kurz vor Veröffentlichung haben die Ubuntu-Entwickler dafür gesorgt, dass Linux-Gamer an Valves neuem Steam-Controller Freude haben. Das Steam-Installer-Paket aus den Paketquellen sorgt nun dafür, dass die nötigen Udev- und Uinput-Regeln erstellt werden und Ubuntu den Controller automatisch erkennt.

Ubuntu-Optik – von 2004 bis heute (13 Bilder)

Ubuntu 4.10

Mit Ubuntu 4.10 "Warty Warthog" nahm der Siegeszug von Ubuntu seinen Anfang.

Ubuntu 15.10 hat viel aktuelle Software an Bord: Firefox in Version 41, Chromium 45, der Dateimanager Nautilus 3.14.2, der Videoplayer Totem 3.16, die Musikverwaltung Rhythmbox 3.2.1 und die Bildbetrachter Eye of Gnome 3.16 und Shotwell 0.22. Als Office-Paket ist das umfangreiche LibreOffice 5.0 dabei, das erst im August veröffentlicht wurde.

Mit Snappy Core bietet Ubuntu 15.10 eine abgespeckte Variante seiner Distribution für Clouds und Geräte des Internet of Things an, die Snappy Apps einsetzt. Das System bietet dabei nur grundlegende Systemfunktionen und -bibliotheken. Alles weitere bringen die Anwendungen bei Snappy Apps in einem Archiv selbst mit, also sämtliche Binaries, Bibliotheken, Konfigurations- und andere Dateien. Programme lassen sich mit dem neuen Paketformat wie bisher mit einem Kommando aus dem Internet installieren, aktualisieren und entfernen.

Das bietet einige Vorteile: Alles Wichtige ist im jeweiligen Archiv enthalten und wird in einem eigenen Unterverzeichnis installiert, Probleme mit nicht auflösbaren Abhängigkeiten entfallen. Die Anwendungen können unterschiedliche Versionen von Bibliotheken nutzen, ohne dass sich diese in die Quere kommen. Pakete lassen sich einzeln aktualisieren; auch ein Rollback auf eine ältere Version ist möglich.

Cloud und Container sind in Ubuntu Server 15.10 wichtige Themen. Ubuntu 15.10 bringt das erst vor kurzem veröffentlichte OpenStack Liberty mit. Dieses zwölfte Release der freien Cloud-Plattform umfasst Nova Cells V2 und erweitert die Möglichkeiten im Umgang mit Containern. Auch OpenStack Autopilot ist dabei, ein System, das den Einsatz von OpenStack-Clouds erheblich erleichtern soll.

Docker ist in Version 1.6.2 in den Ubuntu-Paketquellen verfügbar. LXC, eine Infrastruktur für das Management von Containern, ist in Version 1.1.4 weiter gereift.

Kubuntu 15.10 mit Plasma 5.4

Standard-Desktop bei Kubuntu 15.10 ist Plasma 5 in seiner aktuellen Ausgabe 5.4. Damit bringt Kubuntu eine bessere Unterstützung für hochauflösende Bildschirme, auf denen die Elemente der Oberfläche nun ebenfalls eine passende Größe erhalten. Das Theme Breeze und viele neue Icons sorgen für eine frische Optik. Mit angepasstem Artwork fügen sich auch Anwendungen wie Firefox, Inkscape und LibreOffice besser auf dem Plasma-Desktop ein.

Das Application Dashboard erweitert Plasma um einen alternativen Launcher, der sich über den ganzen Bildschirm legt. Der Ausführen-Dialog KRunner merkt sich nun frühere Suchen und vervollständigt beim Tippen automatisch aus dem Verlauf. Einen Überblick über die Neuerungen in Plasma 5.4 gibt ein Artikel auf heise open.

Kubuntu bringt die KDE-Anwendungen 15.08 mit, 107 KDE-Programme sind bereits auf die KDE Frameworks 5 portiert. Aber auch ältere KDE-Anwendungen lassen sich nutzen. Darüberhinaus sind auch Firefox 41 und LibreOffice 5.0 dabei.

Ubuntu Gnome 15.10 aktualisiert die Desktop-Oberfläche auf Gnome 3.16. Gnome Photos hat Shotwell als Standardanwendung für Fotos abgelöst, letzteres bleibt aber weiter verfügbar. Wenig Neues gibt es im Ubuntu-Derivat Lubuntu, das den ressourcenschonenden Lxde-Desktop mitbringt. Hier wurden vor allem Fehler korrigiert. Die Entwickler konzentrieren sich darauf, den neuen LxQt-Desktop voran zu bringen, der in Lubuntu 16.10 den Standard-Desktop stellen soll.

Xubuntu 15.10 bringt die aktuelle Version 4.12 des Xfce-Desktops. Statt der schlanken Textverarbeitung Abiword liefert Xubuntu jetzt das mächtigere LibreOffice Writer aus. Viele Xfce-Anwendungen wurden aktualisiert, ebenso das Whiskermenu, GMusicBrowser, der LightDM-Gtk-Greeter und der Dateimanager Thunar.

Ubuntu Mate 15.10 bringt den ressourcenschonenden Mate-Desktop in Version 1.10 mit. Mit dabei sind ein neues Willkommen-Tool sowie eine neue Ausgabe des Mate Tweak Tool zum Anpassen des Desktops. Die Backup-Software Dejà Dup ist nun in den Dateimanager Caja integriert. Ubuntu Mate gibt es als einzige Ubuntu-Variante auch in einer Version für den Raspberry Pi 2.

Detaillierte Informationen über die Neuerungen sowie sämtliche Download-Links finden sich in den Release Notes zu Ubuntu 15.10 Wily Werewolf.

Wer auf dem Desktop noch auf Ubuntu 14.04 LTS setzt und damit zufrieden ist, hat kaum einen Grund für ein Upgrade auf Wily Werewolf. Verbesserungen bei der Hardware-Unterstützung gab es dort mit Point-Releases, und nur wenige der enthaltenen Anwendungen haben wie LibreOffice einen größeren Versionssprung gemacht. Die Langzeit-Variante erhält außerdem noch bis 2019 Updates.

Anders sieht es bei Ubuntu 15.04 Vivid aus: Der Support für die im April 2015 veröffentlichte Ubuntu-Ausgabe läuft bereits Anfang 2016 aus, ein Upgrade wird spätestens dann unumgänglich.

Bei den Derivaten lohnt sich das Upgrade schon eher, da meist neue Versionen der Desktops erschienen sind: Der Plasma-Desktop bringt neue Funktionen mit und Gnome ist endlich in Version 3.16 dabei. Xubuntu bringt in 14.04 noch die ältere Xfce-Version 4.11 mit. (lmd@heiseopen.de) (lmd)