Datenschutz: "Unternehmen befürchten, nichts mehr unter Kontrolle zu haben"

Die Telekom setzt auf einen besseren Datenschutz als die US-Konkurrenz. Organisatorisch sei es allerdings schwer umzusetzen, keine Daten an Drittfirmen weiterzugegeben, gibt Vorstandsmitglied Reinhard Clemens zu.

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Deutsche Telekom

(Bild: dpa, Mauritz Antin)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Robert Thielicke

Deutschen Konzernen droht, von US-Firmen wie Google, Apple oder Facebook abgehängt zu werden. Nun hofft Telekom-Vorstandsmitglied Reinhard Clemens auf Schützenhilfe durch den deutschen Staat – und zwar ausgerechnet beim Datenschutz. "Amerika ist kein sicherer Hafen für Daten", betont er gegenüber dem Magazin Technology Review (die aktuelle Ausgabe Technolgy Review 11/2015 bestellen).

Der Richterspruch des Europäischen Gerichtshofs, mit dem dieser das Safe-Harbor-Abkommen mit den USA für ungültig erklärt hat, sei "eine Chance für Europa", sagte der CEO der Großkundensparte T-Systems. "Über einen strengeren Datenschutz heben wir uns von der US-Konkurrenz ab." Die Automobilindustrie etwa wolle ihre Daten nicht an einen US-Provider abgeben, "weil sie dann befürchtet, gar nichts mehr unter Kontrolle zu haben". Mit den Informationen könne etwa Google relativ einfach einen gesonderten Service aufsetzen, etwa den Mobilitätsdienst Moovel von Daimler. Anschließend könne es den Kunden in eine bestimmte Richtung lenken. "Bei der Google-Suche sehen wir, wie das funktioniert. Sie ist gesteuert, die ersten Plätze sind nicht das Ergebnis eines objektiven Algorithmus."

Ganz auf den Datenschatz verzichten will die Telekom allerdings nicht. "Natürlich haben auch wir großes Interesse an Daten", so Clemens. Gleiches gelte für andere Unternehmen hierzulande. "Die Industrie erkennt jetzt den Wert der Daten und fängt an, diesen Schatz selbst zu heben." Die Telekom sei jedoch überzeugt, dass der Kunde entscheiden muss, was mit seinen Daten passiert. "Er muss sicher sein, dass sie nicht ohne sein Wissen weiterverkauft werden."

Diese Sicherheit kann dem Nutzer derzeit aber niemand geben, wie der 55-Jährige gegenüber Technology Review zugeben muss. "In der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation gibt es die dafür nötige Architektur noch nicht. Genauso gibt es auch kein Verfallsdatum von Daten." Beides sei zwar zu programmieren, das Problem liege jedoch woanders: "Die Schwierigkeit ist, dass die Grenzen nicht immer leicht zu ziehen sind. Ein einfaches Beispiel: Sie bleiben mit Ihrem Auto liegen, Ihr Fahrzeug informiert die Nachfolgenden über das Hindernis. Dazu müssen Sie Ihre Daten freigeben. Aber für wen? Und in welchem Umfang? Die Schwierigkeit beginnt ja schon damit, dass die Information herstellerübergreifend fließen muss. Aber ein Fahrzeughersteller möchte natürlich nicht, dass Daten über Defekte an Konkurrenten gehen." (bsc)