DVD - Film ab

`Langsam, langsam mit den jungen Pferden ...´ sagte der Filmvorführer und meinte damit die Digital Versatile Disc, kurz DVD. Nach langer Anlaufzeit wird nun auch in Deutschland das Angebot erwachsen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Bernd Behr
  • Manfred Bertuch
Inhaltsverzeichnis

Das Hauptinteresse an wiederbeschreibbaren Discs der CD-Familie galt auf der CeBIT 98 der DVD-RAM. Jedenfalls fand hier die interessanteste Innovation statt. Die drei Protagonisten Hitachi, Matsushita/Panasonic und Toshiba stellten ihre schon angekündigten DVD- RAM-Recorder aus und gaben auch Einzelheiten zu Verfügbarkeit, Lieferumfang und Preisen bekannt.

Panasonic will seinen Recorder LF-D101 voraussichtlich mit Software bündeln. Jedenfalls ist das derzeit bei der Japan- und USA-Auslieferung der Fall, und man denkt darüber nach, ob dieser Lieferumfang auch in Deutschland/Europa gelten soll. Es wird ein Preis von zirka 1400 Mark angepeilt.

Neben einer Backupsoftware soll unter anderem ein MPEG-1-Softwareencoder mitgeliefert werden (Hardwarevoraussetzung: MMX-CPU). Das ist insofern eine Besonderheit, weil bisher die Meinung vertreten wurde, DVD-RAM sei ein Massenspeicher für Computerdaten. Durch dieses Bundling wird das Produkt aber wieder mit Video in Verbindung gebracht. Panasonics DVD-RAM-Drive kann als einziges die PD-Medien (Phase-change Dual) lesen. PD-Laufwerke (von NEC/Panasonic und Teac) lesen CDs und schreiben PD-Medien. Dieser Hersteller ist darüber hinaus auch der einzige, der zusichert, daß sein DVD-ROM-Laufwerk der zweiten Generation die DVD-RAM-Medien lesen kann - wenn auch nur die einseitigen mit 2,6 GByte. Sie müssen dazu aus ihrer Cartridge genommen und `nackt´ in das DVD-ROM-Laufwerk gelegt werden. Bei zweiseitigen Medien sei das nicht mehr möglich.

Anders als die DVD-ROM-Laufwerke kommen die DVD-RAM-Drives zuerst mit SCSI-Schnittstelle auf den Markt. Übereinstimmend soll bei allen drei Herstellern die Serienproduktion im April anlaufen. Im Mai oder Juni sollen die Geräte dann erhältlich sein. Während Toshiba gar keine Preisangaben macht, gibt auch Hitachi eine Preisvorstellung von unter 1400 Mark an.

Die Medienhersteller stehen schon bereit mit DVD-RAM-Medien, unter anderen auch die EMTEC (vormals BASF). Einseitige Medien kommen für rund 50 DM, zweiseitig beschreibbare - sie müssen umgedreht werden - für rund 80 Mark in den Handel.

Bekanntlich sind einige Mitglieder des DVD-Konsortiums, vor allem Philips und Sony, kurz nach der Verabschiedung der DVD-RAM-Spezifikation mit einem eigenen Vorschlag für eine wiederbeschreibbare DVD an die Öffentlichkeit getreten. Die `DVD+RW´ genannte Disc soll einmal 4,7 Gigabyte fassen wie die DVD-ROM und mit dieser auch kompatibel sein. Allerdings wird die erste Version nur 3 GByte Kapazität haben.

Für die 98er CeBIT war man daher auf erste Hardware gespannt. Auf den Ständen war jedoch nichts zu entdecken. Dafür luden die sechs beteiligten Firmen Hewlett Packard, Mitsu- bishi/Verbatim, Philips, Ricoh, Sony und Yamaha kurzfristig zu einer Pressekonferenz, auf der noch einmal die Gründe und Absichten bekräftigt wurden, weshalb dieses Format das geeignetere sei (mehr hierzu in der nächsten Ausgabe).

Es wurden auch Prototypen von Recorder und Medium (3 GByte) präsentiert. Erstmals wurde eine DVD+RW in einem DVD+RW-Laufwerk (wieder-) beschrieben und dann in einem (modifizierten) DVD-ROM-Laufwerk gelesen. Im April erwarte man die Annahme bei der Europäischen Normenbehörde ECMA, die 4,7-GByte-Definition wird zur Zeit noch erstellt. Es dürfte also noch eine Weile dauern, bis eine entsprechende Hardware zu kaufen sein wird.

Während die DVD-Vorreiter Hitachi und Toshiba schon die zweite Generation ihrer DVD-ROM-Laufwerke am Markt haben und auch nicht-japanische Asiaten mit ersten DVD-ROM-Laufwerken winken, stellte jetzt Pioneer sein DVD-ROM-Laufwerk der 2. Generation vor. Es soll im DVD-Modus mit 2,6X laufen (2,6 × 1,35 MByte = 3,5 MByte/Sekunde). DVD-RAM-Discs soll es nicht lesen können. Es wird sowohl ein ATAPI- als auch ein SCSI-Modell geben. Im April sollen sie erhältlich sein zu Preisen von rund 400 beziehungsweise 450 Mark. Wie neuere CD-ROM-Laufwerke von Pioneer sind sie mit der `Slot-in-`Technik ausgestattet, das heißt, die Discs werden eingezogen, die Geräte haben weder Caddy-Einschub noch Schublade. Nec stellte interessante Kombilaufwerke vor; unter anderem ein DVD-ROM, das gleichzeitig ein Recorder ist.

Bei den Videoanwendungen ist ein erster kleiner Schub an deutschsprachigen Titeln zu verzeichnen. Erste Versender bieten Produktkataloge an (z. B. Sanxion Video, www.sanxion. com). Nachdem ein großer deutscher CD-Produzent wie Sonopress (Gütersloh) eine DVD-Produktion aufgebaut hat - man habe auch schon die DVD-9, das ist die zweischichtige DVD (Dual-Layer), im Griff -, dürfte das Angebot wohl bald merklich steigen.

Wer sein DVD-ROM-Drive nicht zusammen mit einer MPEG-2-Decoderhardware zusammen gekauft hat, dem fehlt es nun an einer geeigneten Abspielhardware. Preiswertes Software-Playback von DVD-Videos ist zwar mit Hilfe von Grafikkarten von ATI und Trident möglich, setzt aber ein schnelles Pentium-II-System mit AGP voraus. Miros Grafikkarte Miro CrystalDVD ist weniger leistungshungrig und verlangt lediglich einen Pentium-200MMX.

DVD-Decoder-Boards kommen bereits mit einem Pentium-133 zurecht, erfordern aber höhere Investitionen. Auch ihr Zusammenspiel mit der Grafikkarte kann problematisch sein. Einen Kompromiß stellen auf bestimmte Grafikkarten abgestimmte Decodermodule dar. So ist ATIs All-In-Wonder-Pro für lediglich 100 Mark Mehrkosten in einer Version mit DVD-Decoderchip erhältlich. Auch andere ATI-Karten lassen sich mit einem DVD-Modul von ATI kombinieren. Matrox bietet zur Productiva G100 ein DVD-Modul an, das die Grafikkarte lediglich auf 369 Mark verteuert. (bb) (bb)