Copyright Kills Music

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Von
  • Gerald Himmelein

Copyright Kills Music

Mozart starb in Armut, Elvis in Graceland - welches Schicksal wünschen wir denen, deren Musik wir hören? Bei einigen Chart-Phänomenen mag die Antwort schwer fallen, doch allgemein dürfte noch der Konsens vorherrschen, dass ihre Leistungen Geld wert sind. Selbst im Radio singt die Britney nur gegen Gebühr.

Natürlich fällt es leicht, den millionenschweren Metallica-Drummer auszulachen, der sich wegen Napster schon im Armenhaus wähnt. Aber die Feigenblatt-Argumentation der MP3-Vielsauger ist ebenso fadenscheinig: Selbst wenn es stimmte, dass Künstler eh nichts vom Erlös ihrer Platten abbekommen - Plattenverkäufer, Promoter, Agenten und Label-Bosse sind auch Menschen mit Familien. Nicht, dass die Musikindustrie sich das derzeit anmerken ließe.

Beide Seiten vereinfachen ihre Positionen bis hin zur Karikatur und ignorieren dabei, dass sie ihrer Sache damit nicht dienen, sondern schaden.

Dazu gehören die abgegriffenen 68er-Parolen der Musikkonsumenten ebenso wie die Rundumschläge der Industrie. Woher stammt eigentlich die Auffassung, der Mensch habe ein gottgegebenes Recht auf kostenlosen Musikkonsum? Doch die Behauptungen der Musikindustrie, nur die Wahrung des Copyrights könne die abendländische Kultur sichern, sind ebenso abstrus.

Derzeit existieren zwei Methoden, Musik aus dem Internet zu holen: illegal oder zu Apothekenpreisen. Die Qual der Wahl: Ein legales datenkomprimiertes Lied zum Download kostet knapp so viel wie eine Maxi-CD in voller Qualität mit mindestens zwei Stücken, darf aber nur auf einem Gerät genutzt werden und sperrt sich gegen die meisten Kopierversuche. Derart "attraktive" Angebote treiben einen direkt in Richtung der illegalen Download-Seiten, auf denen die gleiche Ware für lau bereitliegt.

Kein Wunder, dass der Musikindustrie der Angstschweiß auf der Stirn steht. Dabei beschränken sich deren Anstrengungen keineswegs darauf, ihre Online-Kundschaft zu vergraulen. Wer eine legale CD erwirbt, wird dabei sofort unverhohlen als Raubkopierer verdächtigt: Der geradebrechte Sinnlosspruch "Copy Kills Music" steht nicht etwa auf CD-Rohlingen, sondern auf den gekauften Musik-CDs. Kopiergeschützte Audio-CDs verweigern unvermittelt den Dreh im CD-ROM-Laufwerk, während die raubkopierte Ware unbekümmert im Discman rotiert.

Keine Kunst sich auszumalen, wie die Plattenindustrie den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen könnte: Im CD-Laden patrouilliert die von den Labels bezahlte Musik-Polizei und Metallicas nächstes Opus Magnum gibts erst nach der Unterzeichnung eines Knebellizenzabkommens. Wie lautete noch mal die Gnutella-URL?

Gerald Himmelein

(ghi)