Leichte Zwerge und schwere Sprinter

Kaum ein Notebook-Hersteller richtet seine Produktzyklen nach der CeBIT aus, denn schließlich findet sie nur einmal im Jahr statt. Der Messebesucher bekommt dadurch die Gelegenheit, nicht nur einiges Neue an den Ständen zu sehen, sondern sich auch einen Überblick über das breit gefächerte Angebot an Notebooks zu verschaffen.

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Der Notebook-Markt gab 2001 zwar nach, aber in Deutschland konnten die Hersteller immer noch zweistellig zulegen und verkauften laut Dataquest rund 1,5 Millionen Mobilgeräte. Überflieger Gericom setzte sich mit 13 Prozent an die Spitze der nach Stückzahl aufgeschlüsselten Verkaufsliste. Danach folgen Toshiba (11,4 %), Fujitsu-Siemens (9 %), Dell (8,6 %) und IBM (7,5 %).

Auf der diesjährigen CeBIT holt auch das große Thema Sicherheit die Notebooks ein. Viele Hersteller bieten Geräte mit SmartCard-Reader oder mit Fingerabdruck-Scanner an. Beispielsweise hat Acer die TravelMate-620-Serie vorgestellt, die einen SmartCard-Reader für Chipkarten integriert und mit der vorinstallierten Sicherheitssoftware PlatinumSecret auf den Markt kommt. Die Anwendung kombiniert Zugangsschutz mit Verschlüsselung. Mit dem so genannten WirelessTrust-Konzept will Acer für diese Notebooks die WLAN-Kommunikation sicher machen. Je nach Ausstattung (14- oder 15-Zoll-Display, Intel Mobile Pentium III bis 1,2 GHz, ein optisches Laufwerk, mit und ohne WLAN) kosten die TravelMate-620-Notebooks zwischen 1900 und 2400 Euro. Wer’s dünner mag, sollte sich auf dem Acer-Stand den Tablet-PC ansehen, den der Hersteller im zweiten Halbjahr ausliefern will. Über Details dazu schweigt sich Acer noch aus. Geräte mit Fingerabdruck-Sensor bieten beispielsweise Fujitsu-Siemens und Samsung an.

Neben Sicherheit spielt Portabilität natürlich eine Rolle. Von Mini-Notebooks redet außer Sony zwar niemand mehr, aber viele Hersteller integrieren Subnotebooks in ihr Programm. Samsung hat mit der NV5000-Serie ein viel beachtetes Subnotebook vorgelegt und präsentiert jetzt mit dem Q10 den Nachfolger. Der wiegt 1,4 Kilo, hat ein 12-Zoll-Display und kommt mit weniger als zwei Zentimeter Dicke in jeder Aktentasche unter - sofern man nicht die portable Docking-Station mit zusätzlichen Laufwerken benötigt. Es kostet 2999 Euro, die Variante mit Docking-Station und weiterem Zubehör kostet 500 Euro mehr. Im gleichen Segment will Toshiba mit seiner Neuheit Portégé 2000 erfolgreich sein. Der Kleine soll nur 1,2 Kilo wiegen, hat ebenfalls ein 12-Zoll-Display im Deckel, aber weniger Ports am Gehäuse. Seit Ende Februar ist das Portégé 2000 für 3900 Euro zu haben.

Wenn es allein nach Gewicht geht, führt Sony die Parade der Zwerge an, denn das Mini-Notebook Vaio C1MGP wiegt nur ein Kilo. Es fällt auf wegen seines Innenlebens mit Transmeta-CPU, Hardware-MPEG2-Encoder und wegen seines ungewöhnlichen Display-Querformats mit 1280 x 600 Punkten. In der Subnotebook-Riege versucht’s Sony über den Preis: Das Vaio R600MX dürfte mit 1600 Euro wohl das günstigste Notebook seiner Klasse sein.

Fujitsu-Siemens ist stolz auf die leichten Subnotebooks der S-Serie, die zwar 1,7 Kilo wiegen, dafür aber ein 13,3-Zoll-Display im Deckel haben. Zudem bieten sie einen SmartCard-Reader und einen Wechselschacht für das optische Laufwerk, der unter anderem auch einen Zweitakku aufnehmen kann. Am Amilo D wird sich Fujitsu-Siemens dagegen hoffentlich nicht die Finger verbrennen: Drin steckt die Desktop-Version des Intel Pentium 4. Nachdem Toshiba mit dem Satellite 1900 den Bann gebrochen hatte, ziehen jetzt weitere Markenhersteller mit und bieten diese laute und Strom fressende Technik an. So hat ein solches Pentium-4-Ungetüm im c't-Labor schon mal bis zu 90 Watt verbraten und mit seinem Lüftergeräusch manchen Desktop-Rechner übertönt. Auch der Notebook-Neuling Legend QDI hat unter anderem das QDI D31 mit der Desktop-Version des Pentium 4 im Angebot.

Dabei hat Intel kurz vor der CeBIT die Mobil-Version des Pentium 4 vorgestellt, der zumindest etwas Linderung verspricht. Er heißt offiziell ‘Mobile Intel Pentium 4 Processor-M’ und ist mit 1,6 und 1,7 GHz Takt verfügbar. Drin steckt der von der Desktop-Version bekannte Northwood-Kern mit 512 KByte L2-Cache in 0,13-µm-Fertigung. Er läuft mit nominell 1,3 Volt Kernspannung und beherrscht wie die aktuellen Mobil-Versionen des Pentium III das ‘Enhanced SpeedStep’ mit einer automatischen Taktreduzierung (siehe auch c't 6/02, Seite 100).

Als Chipsatz sieht Intel den i845MP vor. Er unterstützt wie die Desktop-Version Double-Data-Speicher. Passende PC2100-Module in SO-DIMM-Bauform sind allerdings noch schwer erhältlich. Der i845MP kann auch mit PC133-Modulen umgehen, doch der langsame Speicher bremst den Prozessor auf unter Pentium-III-Niveau ab. Auch andere Chipsatz-Hersteller wie Ali, SiS und VIA wollen Notebook-Varianten ihrer Pentium-4-Chips vorstellen.

Die meisten Notebook-Hersteller wollen Geräte mit dem Mobile Pentium 4 auf der CeBIT zeigen. Doch der Mobile Pentium III gehört noch lange nicht zum Alteisen: Zum einen wird er aufgrund seiner deutlich niedrigeren Stromaufnahme und Hitzeentwicklung in flachen Geräten und Subnotebooks stecken, zum anderen arbeitet er nicht so viel langsamer als ein Pentium 4 wie die unterschiedliche Taktrate vermuten lässt.

Die spannende Frage auf der CeBIT dürfte werden, wie flach ein Mobile-Pentium-4-Notebook sein kann, denn wegen der Abwärme muss das Gehäuse ein Mindestvolumen haben. Man munkelt, dass IBM mit seiner T-Serie arge Probleme hat, und einige Hersteller müssen wohl neue Serien mit dickerem Gehäuse vorstellen, um den Pentium 4 darin unterzubekommen. Ein Lineal sollten Notebook-Interessierte auf der Messe dabei haben, um das flachste Notebook mit Intels mobilem Flaggschiff zu finden ...

Hewlett-Packard bietet die OmniBooks 6200 mit dem Pentium 4-M an. Neben dem fast schon obligatorischen WLAN-Modul bietet HP als zusätzliches Modul einen ISDN-Adapter an - bisher muss man ISDN per externem USB-Adapter oder per PC-Card anschließen.

Sony erweitert nicht nur die GR-Serie mit aktuellen Pentium-III-Prozessoren und größeren Festplatten, sondern bietet zusätzlich die GRX-Serie mit dem Pentium 4-M an. Neben standesgemäßer Ausstattung (Grafikchip ATI Radeon Mobility 7500, 30- oder 40-GByte-Festplatte, DVD/CD-RW-Kombilaufwerk, 256 MByte Hauptspeicher oder mehr, FireWire/IEEE 1394) integriert Sony ein riesiges 16-Zoll-Display mit 1600 x 1200 Punkten. Das alles bringt stattliche vier Kilogramm auf die Waage und kostet ab 3099 Euro aufwärts.

Toshiba will es nicht bei der Desktop-Version des Pentium 4 belassen, sondern bietet drei Geräte mit der Mobilversion an: Das Satellite 5100, das Satellite Pro 6100 und das Tecra 9100. Im 5100er steckt Nvidias neuer Mobile-Grafikchip GeForce4 440 Go, der den bisherigen Spitzenreiter GeForce 2 go deutlich abhängen soll. Die etwas langsamere Version GeForce4 420 go steckt im Pro 6100.

Weitere Notebooks mit Mobile Pentium 4 zeigen Acer, Asus (L3-Serie) und Samsung. Alle Hersteller beginnen übrigens erst Anfang April mit der Auslieferung der Geräte.

Dell, nach obiger Liste immerhin auf Platz vier im deutschen Notebook-Geschäft, ist auf der CeBIT wie gewohnt nicht vertreten. Die Besucher haben also keine Chance, die beiden Pentium-4-M-Modelle Inspiron 8200 und Latitude C840 zu sehen. Dabei bietet das Inspiron mit dem GeForce4 440 go und einem Display mit verbessertem Blickwinkel durchaus sehenswerte Neuerungen. (jow)

Acer, Halle 2, C36
Asus, Halle 20, B18
[i]Fujitsu Siemens, Halle 1, 5E2

Gericom, Halle 2, C23
Hewlett Packard, Halle 1, 7I2
IBM, Halle 1, 4G2
Legend QDI, Halle 20, B06
Samsung, Halle 21, A48
Sony, Halle 2, C02
Toshiba, Halle 1, 6H2 [/i] (jr)