Digicam nach Maß

Ob Urlaubsgeld oder Ferienzeit - es gibt immer einen guten Grund, gerade jetzt in die digitale Fotografie einzusteigen. Aber das Angebot an Digicams ist groß und unübersichtlich, und der Handel verkauft alles, womit sich Geld verdienen lässt. Wohl daher dem aufgeklärten Konsumenten, der sich vor dem Kauf gründlich informiert und sich seiner ganz persönlichen Anforderungen an die künftige Digitale bewusst wird.

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Lesezeit: 22 Min.
Von
  • Dr. Klaus Peeck
Inhaltsverzeichnis

Der Boom bei den Digitalkameras ist ungebrochen und beschert den Herstellern Rekordumsätze. Um 70 Prozent stieg die Ausfuhr von Digitalkameras allein der japanischen Hersteller im Jahr 2002, auf rund 25 Millionen Stück, bei einem Umsatzvolumen von 5,7 Milliarden Euro. Der Grund für die rege Nachfrage ist die hohe Attraktivität des digitalen Sofortbildes. Erstmals in der Geschichte der Fotografie ist es möglich, Fotos schon Sekunden nach der Aufnahme zu kontrollieren, selbst auszudrucken oder elektronisch in alle Welt zu übertragen. Vorbei die Zeiten, als man auf teure, selbstentwickelnde Polaroid-Fotos mit eingeschränktem Format und nicht immer erster Bildgüte angewiesen war oder im Rahmen des 1-Stunden-Service des nächst gelegenen Mini-Labs ungeduldig auf seine Foto-Abzüge vom Negativfilm wartete. Oder gar im Hobbykeller selbst die Fotochemie anrührte und dabei noch ein halbes Vermögen fürs Labor-Equipment, Chemikalien und Fotopapiere ausgab.

Auf Grund ihrer Schnelligkeit eignet sich die Digitalfotografie auch ideal zum „Learning by doing“ in Sachen Bildgestaltung. Fotoexperimente sind quasi in Echtzeit realisierbar und können sofort begutachtet, kritisiert und modifiziert werden. Und das zu Cent-Bruchteilen was die Folgekosten angeht. Schließlich ist man bei Digitalkameras nicht mehr auf teure Fotobatterien angewiesen und speichert die Bilder auf zigtausendfach lösch- und wiederbeschreibbare Flash-Speicherkarten und archiviert sie kostengünstig auf dem PC oder auf CD-ROMs.

Auch die Schnittstelle zum klassischen Fotoabzug steht dem Digitalfotografen niedrig schwellig offen, sei es über die „Orderstation“ im Fotogeschäft - künftig sogar berührungsfrei per Bluetooth -, via selbst gebrannter und dem Fotofinisher übergebener CD-R oder mit Datenfernübertragung übers Internet direkt zu den Printdiensten. Und Drogeriemarkt-Ketten wie Schlecker oder Rossmann zeigen, dass auch der „digitale“ Fotoabzug nur noch unwesentlich teurer sein muss als der „analoge“, zumindest, wenn es um Standard-Formate geht.

Zumal Abzüge von Digitalfotos immer auch „selektiver“ sind. Hier gibt es kein pauschales Kreuzchen bei „Entwickeln und je ein Bild“ auf der Fototüte, das dem überraschten Analog-Fotografen regelmäßig einen Schwung mehr oder minder peinlicher oder gestalterisch fragwürdiger Fotoabzüge im Premiumformat ins Haus schwemmt. Der Digital-Fotograf lässt nur die gelungenen Bilder printen und ist dadurch preislich fein raus.

Ein weiterer Vorteil der Digitalfotografie gegenüber dem Fotofilm ist die flexible Anpassung an unterschiedliche Lichtstimmungen. Ob unter blauem Himmel am mittäglichen Strand oder unter Kunstlicht in der Hotelbar - die Digitalkamera kann sich auf die unterschiedlichsten Farbtemperaturen einstellen und liefert stets neutrale Farben. Soweit die Theorie. In der Praxis gelingt das den Kameras nicht immer auf Anhieb oder ganz freiwillig, denn je „künstlicher“ das Umgebungslicht, desto mehr gerät der automatische Weißabgleich der meisten der Digitalkameras ins Trudeln. Originellerweise sind es oft die gern etwas verächtlich angesehenen niedrigpreisigen „Chinacams“, die bei unseren Tests unter Kunstlicht noch recht brauchbare Farbresultate brachten, während mancher namhafte Hersteller kein einziges Modell in seinem Programm hat, das einwandfreie Farbfotos unter Kunstlicht liefert. Auch dann nicht, wenn es sich um eine digitale Spiegelreflexkamera handelt, die zum Preis eines Kleinwagens gehandelt wird.

Bei den meisten Digitalkameras kann man allerdings im Bedarfsfall feste Farbwerte für bestimmte fixe Beleuchtungssituationen, also beispielsweise für Glühlampen-, Neon- oder Tageslicht, einstellen und damit meist recht gute Farbergebnisse erzielen. Der „Analog-Fotograf“ tut dasselbe, indem er entweder Farbfilter vor sein Objektiv setzt oder zwischen Tages- und Kunstlicht-Filmen wechselt. Auf jeden Fall verwehrt bleibt ihm hingegen die Möglichkeit des manuellen Weißabgleichs, wie ihn viele Digicams ab der „unteren Mittelklasse“ anbieten: An einem weißen Gegenstand stimmt man bei diesen Geräten den Weißpunkt ab und kommt danach auch unter stark „fehlfarbiger“ Beleuchtung oft zu bemerkenswert farbneutralen Ergebnissen.

Die Bildaufnehmer der digitalen Sucherkameras sind winzig und werden von den Herstellern noch immer weiter verkleinert. Das hat im Wesentlichen Kostengründe, denn die CCD-Sensoren sind das teuerste Bauteil der Digitalkamera. Die kleinen Bildsensoren führen zu sehr kurzen Objektiv-Brennweiten, was geringe Gehäuseabmessungen und gute Makrofähigkeiten begünstigt. Auch zeigen die Geräte eine große Schärfentiefe - im Zusammenspiel mit lichtschwachen Objektiven mit relativ kleiner Ausgangs-Blendenöffnung in Weitwinkel-Stellung ist damit kaum noch eine gestalterische Unscharfzeichnung des Bildhintergrundes möglich.

CCD-Sensoren im Größenvergleich: Die Kreise entsprechen
der üblichen Größenangabe in Zoll, die inneren Rechtecke
der jeweiligen wirksamen Sensorfläche. Schematische, stark
vergrößerte Darstellung. Die blauen Flächen innerhalb der
Rechtecke zeigen die tatsächliche Größe der jeweiligen Sensoren in 1:1-Darstellung.

Die in den Kameras verwendeten Objektive müssen von erheblich höherer Güte sein als bei Kleinbild-Sucherkameras, da hier die gesamte Bildinformation auf weniger als 1/20 der Fläche eines Kleinbild-Negativs abgebildet werden muss. Und schließlich schrumpft mit der Sensorgröße natürlich auch die Fläche jedes einzelnen Pixels und damit dessen Lichtempfindlichkeit. In der Folge müssen die Sensorsignale immer höher nachverstärkt werden, was sich in einer größeren Rauschneigung äußert. Unsere Labormessungen bestätigen diese ungünstige Entwicklung vor dem Hintergrund des derzeit von den Herstellern gern vorgenommenen Formatwechsels von 2/3" zu 1/1,8" oder 1/2,7" in letzter Zeit regelmäßig.

Die Kombination von geringer Sensorempfindlichkeit - nominell erreicht ein Großteil der Kameras lediglich ISO 100 - und lichtschwacher Optik schlägt sich insbesondere bei kompakten Digitalkameras in einer großen Verwackelungsgefahr nieder, da man sie nur schlecht ruhig halten kann. Hier wird das Mitführen eines (Mini-)Stativs fast zur Pflicht, möchte man den häufigen Einsatz des stimmungstötenden eingebauten Blitzgerätes vermeiden.

Während man bei einer Kleinbildkamera noch mit einem Film mit höherer Lichtempfindlichkeit gegensteuern kann - 400 ISO sind auch bei Fotoabzügen im DIN-A4-Format kein Problem -, ist die 400-ISO-Stufe bei einer Digitalkamera durch Signalverstärkung in aller Regel derart verrauscht, dass sie als unbrauchbar gelten muss. Eine Ausnahme bilden hier die großen CMOS-Sensoren der digitalen Spiegelreflexkameras von Canon, die auch bei hohen ISO-Einstellungen noch erstaunlich gute Ergebnisse liefern.

Das erkauft man allerdings mit sehr hohen Gerätepreisen gerade bei den Spiegelreflexmodellen. Die derzeit in der 6-Megapixel-Klasse führende Canon EOS 10D [1] wird nur knapp unter 2000 Euro gehandelt - ohne Objektiv, versteht sich. Das vergleichbare „analoge“ Schwestermodell EOS 30 ist schon für 500 Euro zu haben und bietet ein Auflösungspotenzial von rund 35 Megapixeln.

Sensortypen im Vergleich: Aufbau eines konventionellen und des dreischichtigen Foveon-Sensors der Sigma SD9

Der neue Fuji-Super-CCD-Sensor besitzt zweigeteilte Sensorelemente aus hochempfindlichen „S-“ und niedrigempfindlichen „R-Pixeln“. Gemeinsam sollen
sie einen größeren Tonwertumfang abbilden als die bisherigen Sensortypen.

(Bild: Fujifilm)

Das ist allerdings ein rein theoretischer Wert, der sich aus der maximalen Auflösung der Fotofilm-Emulsion von 100 Linienpaaren pro mm ergibt. In der Praxis müssen Abstriche auf Grund der nie absoluten Planlage des Films gemacht werden, und der eigentliche Flaschenhals sind die eingesetzten Kleinbild-Objektive. Sehr gut korrigierte Festbrennweiten lösen kaum mehr als 50 Linienpaare pro Millimeter Bildhöhe auf, das entspricht einer Auflösung von 8,6 Megapixeln und ist ungefähr der Wert, den die Canon EOS 1Ds mit ihrem 11-Megapixel-KB-Sensor nach Herausrechnen des Auflösungsverlustes durch die notwendige Farbinterpolation „netto“ erreicht.

Die Farbinterpolation ist ein notwendiges Übel bei den derzeitigen Digitalkameras. Deren Bildaufnehmer sind reine Helligkeitssensoren und daher prinzipiell farbenblind. Farbtüchtig werden sie erst durch ein Gitter aus Mikro-Farbfiltern, das vor die Sensorelemente gelegt wird („Bayer pattern“), und das üblicherweise wechselweise aus Rot-, Grün- und Blaufiltern besteht. Grün wird dabei von der menschlichen Sehwahrnehmung bevorzugt und kommt auf den Sensoren doppelt so häufig vor wie die beiden anderen Filterfarben. Im Zuge der Filterung liefert jedes Sensorelement nur noch einen Helligkeitswert für eine der drei Grundfarben. Um RGB-Werte zur Verfügung zu stellen, interpoliert die Kamera nun für jeden Bildpunkt die Farbinformationen aus den benachbarten roten, grünen und blauen Sensorelementen. Der Verlust an effektiver Bildinformation wird bei diesem System einerseits durch die Überbetonung der Grünanteile limitiert, andererseits fließen die farbneutralen reinen Helligkeitsinformationen jedes Bildpixels nativ in die Berechnung ein. Im Zusammenspiel mit kamerainternen Optimierungsalgorithmen ergibt sich so ein Verlust an effektiver Auflösung von rund 30 Prozent der Bilddatenmenge. Die effektive Bildinformation einer Digitalkamera mit 5-Megapixel-Sensor beträgt daher „netto“ nur rund 3,5 Megapixel - zusätzliche Störfaktoren durch die Kamera-Optik noch außen vor gelassen.

Die Firma Sigma umgeht bei ihrer SD9 [2] das Interpolations-Problem als derzeit einziges Modell am Markt durch den Einsatz eines mehrschichtigen CMOS-Sensors von Foveon. Dieser kann echte Rot-, Grün- und Blauwerte für jeden Sensorpunkt direkt erfassen. Im Ergebnis kommt die Netto-Bildauflösung von 3 Megapixeln derjenigen von interpolierenden 6-MP-Kameras recht nahe.

In Sachen Tonwertumfang ist Foto-Negativfilm weiterhin ungeschlagen. Die Darstellung von Hell-Dunkel-Unterschieden über 14 Blendenstufen ist hier überhaupt kein Problem - das Ergebnis sind fein durchgezeichnete Bilder auch bei sehr kontrastreichen Motiven. Selbst mit einfachen Sucherkameras wie der „analogen“ Olympus µ[mju:] II für unter 100 Euro sind hier bemerkenswerte Ergebnisse zu erzielen, da es sich im Wesentlichen um eine Leistung des Filmmaterials handelt.

Digitalkameras verhalten sich in dieser Hinsicht eher wie Diafilme und bringen es üblicherweise nur auf rund zehn Blendenstufen Tonwertumfang. Entsprechend „harte“ und weniger differenzierte Bilder mit früher ausfressenden Lichtern und absaufenden Tiefen sind die Folge. Einen interessanten Ansatz zur Lösung des Tonwert-Problems hat jetzt Fujifilm bei seiner vierten SuperCCD-Generation entwickelt. Die Japaner unterteilen bei ihrem „SR“-Sensor (SR steht für „Sensitivity Range“) jedes Sensorelement in einen größeren und einen kleineren Teilbereich, die beide dasselbe Bildsignal empfangen, aber jeweils mit einer gegeneinander verschobenen Empfindlichkeit. So soll der größere Teilsensor die Bildtiefen und der kleinere Teilsensor die Bildhöhen besser ausloten können als es ein einzelnes, konventionelles Sensorelement allein leisten könnte. Durch die Verrechnung der Bildinformationen der beiden Teil-Sensorelemente soll sich dann der erhöhte Dynamikumfang ergeben. - Die Markteinführung der ersten Fuji-Kamera mit dieser Sensortechnik, der FinePix F700, hat sich auf Grund technischer Probleme verzögert und wird für den Spätsommer erwartet.

Sensorbedingt sind bei Digitalkameras auch die bereits erwähnten Rauschprobleme sowie Pixelfehler bei längeren Belichtungszeiten. Diese entstehen durch Fehlpotenziale auf den CCD-Sensorelementen und steigen mit der Belichtungszeit an. Da die einzelnen Sensorelemente unterschiedlich empfänglich für Fehlpotenziale sind, zeigen sich die Pixelfehler bei Langzeitbelichtungen als gelegentliche helle, farbige Bildpunkte („Hot Pixel“), die sich mit steigender Temperatur verstärken. Bei früheren Kameragenerationen konnten sich diese Störungen auch schon mal zu einem richtigen „Sternenhimmel“ ausweiten. Einige Hersteller integrieren Algorithmen in die Kamera-Firmware, die derlei Fehlpixel herausrechnen sollen. Am besten gelingt dies durch die so genannte „Dark frame subtraction“, bei der im Anschluss an die eigentliche Aufnahme sofort ein zweites, „schwarzes“ Bild geschossen wird, das dann weitgehend dieselben Störpixel enthält. Anhand dieses „Negativs“ können die Fehlpixel genau lokalisiert und dann präziser aus der Zielaufnahme herausgerechnet werden.

Fehlpixel, die auch auf normalen Fotos mit kurzer Belichtungszeit zu sehen sind, sind indes auf defekte Sensorelemente („Stuck Pixel“) zurückzuführen. Über ein anwählbares „Pixel Mapping“ können einige Kameras solche defekten Pixel registrieren und aus allen Folgeaufnahmen herausrechnen. Dadurch sinkt auch der Ausschuss an ansonsten wegen hoher Fehlerquoten nicht mehr verwendbarer CCD-Sensoren.

Ein typischer Abbildungsfehler bei Digitalkameras ist die Moirébildung, also die Neigung zu Farbschillern oder zu Artefakten an Linien- oder Sternstrukturen, die im Wesentlichen der Farbinterpolation der konventionellen CCD-Sensoren geschuldet ist. Die Sigma SD9 mit ihrem interpolationsfreien Foveon-Sensor produziert praktisch keine Moirés, aber auch die konventionell bestückte Canon EOS 10D war im Test weitgehend moiréresistent.

Ein Problem vieler Digitalkameras ist die lange Auslöseverzögerung. Bis die Kamera nach dem Drücken des Auslösers scharf gestellt und den Verschluss geöffnet hat, sind spontan fotografierenswerte Szenen oft schon wieder vorbei. Die meisten Digitalkameras diesseits der Spiegelreflex-Klasse besitzen keine dedizierten Sensoren für die Fokussierung, sondern nutzen den CCD-Sensor für kontrastvergleichende Algorithmen. Das verlangsamt die Fokussierung spürbar und ist der Grund dafür, weshalb einige wenige Kameramodelle mit zusätzlichen AF-Sensoren oder einer Hybrid-Technik aus passiver und aktiver (Infrarot-)Scharfstellung ausgerüstet werden. Die Spiegelreflex-Modelle sind prinzipbedingt auf eigene AF-Sensoren angewiesen und verhalten sich in dieser Hinsicht wie ihre „analogen“ SLR-Kollegen.

Neben den erwähnten Aufwendungen für Fotoabzüge oder -ausdrucke werden die Folgekosten der Digitalfotografie im Wesentlichen durch die Art der Stromversorgung und der benötigten Datenträger moduliert. Erfreulicherweise kommen bei Digitalkameras praktisch ausschließlich Akkus zum Einsatz, die sich zigfach wieder aufladen lassen. Am günstigsten fährt man hier mit Kameras, die gewöhnliche Mignon-Akkus als Ladungsträger akzeptieren, denn diese sind überall erhältlich, bieten inzwischen effektive Kapazitäten bis 2000 mAh und sind dabei sehr preiswert. Vorausgesetzt, man wählt eine günstige Akkumarke und lässt sich weder vom Werbegeschrei der Elektronik-Märkte blenden und akkutechnisch in deren hochpreisige „Backlist“ locken, noch durch falsch verstandene Markentreue irgendwelche „Originalakkus“ andrehen, die einfach nur umgelabelte Standardware aus einer der weltweit an einer Hand abzählbaren Akkufabriken sind.

Mignonzellen sind im Segment der preiswerten Digicams weit verbreitet, und gern legt der Kamerahersteller dann nur alkalische Batterien bei - Akkus nebst Ladegerät sind extra zu kaufen. Ein Test von Mignon-Akkus stand in [3], ein Ladegeräte-Test folgt in einer der nächsten c't-Ausgaben. Der Einsatz von Alkali-Batterien in Digitalkameras ist übrigens prinzipiell eher ungünstig, denn diese zeigen einen eher kontinuierlichen Spannungsabfall, der von den Digicams nicht gern gesehen wird und zu einer frühzeitigen Abschaltung führt, obwohl die Batterien erst einen verschwindenden Teil ihrer Kapazität aufgebraucht haben. Akkus halten sich hingegen über einen relativ langen Zeitraum auf einem vergleichsweise hohen Spannungsniveau, um dann rasch abzufallen. Hier schalten die Digitalkameras wesentlich später ab.

Oberklassen-Kameras oder besonders kompakte Modelle werden üblicherweise mit proprietären LiIon-Akkupacks ausgestattet. Diese sollen entweder eine längere Standzeit gewähren oder sind bei den ultrakompakten Geräten ohnehin die einzige Möglichkeit, eine akzeptable Energiemenge auf kleinstem Raum vorzuhalten. Preislich sind diese Akkus auf jeden Fall ungünstig - auch für die ganz kleinen, niedrig-kapazitiven Versionen werden gerne 50 bis 70 Euro verlangt, und um einen Zweitakku kommt man bei solchen Geräten beim ernsthaften Outdoor-Einsatz kaum herum.

Auch die in den Kameras verwendeten Datenträger sind sehr unterschiedlich dotiert. Am preiswertesten sind die robusten CompactFlash-Cards, die beispielsweise durchgängig von Nikon und Canon verwendet werden, und die trotz ihrer vergleichsweise großzügigen Abmessungen auch für die Realisierung sehr kompakter Kameradesigns à la Canon Ixus Digital II oder Nikon Coolpix SQ geeignet sind. Eine 256-MByte-Markenkarte ist um 75 Euro zu haben. Nicht mehr weiterentwickelt werden die hauchdünnen und mit ihrem großen freien Kontaktflächen zusätzlich empfindlichen SmartMedia-Cards. Die höchste verfügbare Kapazität beträgt hier 128 MByte; eine Markenkarte dieser Kapazität kostet etwa 40 Euro. Die beiden letzten großen Protagonisten der SM-Technik haben inzwischen mit der xD-Picture Card einen daumennagelgroßen Nachfolger präsentiert, der in der 256-MByte-Version rund 140 Euro kostet - das sind 80 Prozent mehr als eine gleichkapazitive CF-Card.

Sonys Memory Stick und die Secure-Digital-Cards (SD) kosten derzeit rund ein Viertel bis die Hälfte mehr als die Compact-Flash-Urmutter - eine 256-MByte-SD-Card von SanDisk ist knapp unter 100 Euro, der Memory Stick für rund 115 Euro zu haben. - Für alle Karten außer xD gilt, dass No-Name-Varianten teilweise erheblich preiswerter angeboten werden.

Compact-Flash-Karten gibt es in zwei Bauformen, als Typ I und als höherer Typ II. Viele kompakte und/oder niedrigpreisige Kameras verdauen nur Typ-I-Karten, die es mittlerweile bis zu einer Kapazität von 1 GByte gibt. Typ-II-Karten haben inzwischen 3 GByte erreicht, kosten dann aber mehr als ein digitaler Spiegelreflex-Body. Eine Sonderstellung unter den Typ-II-Karten nimmt das Microdrive von IBM (jetzt Hitachi) ein, das maximal 1 GByte auf einer eingebauten Mikrofestplatte aufzeichnet. Lange Zeit war das Microdrive das mit Abstand kostengünstigste Speichermedium im CF-Format, allerdings bekommt man heute für den Kaufpreis von 200 Euro gelegentlich bereits zwei konventionelle CF-Cards zu je 512 MByte. Wobei man zudem nicht außer Acht lassen darf, dass das Microdrive stoß- und vibrationsempfindlich ist und ein Sturz auch von halbhohen Tischen tödlich sein kann.

Flash-Speicherkarten, insbesondere in der CF-Bauart, werden zunehmend mit Geschwindigkeitsangaben wie „Ultra“ oder „X-fach“ versehen, wobei als Basis die einfache Geschwindigkeit der ersten CD-ROM-Laufwerke mit ihren 150 KByte/s hergenommen wird. Eine „30X“-Karte soll demnach eine Datenrate von etwa 4,4 MByte/s erreichen können. Im Vergleich in den auf Seite 66 vorgestellten aktuellen Cardreadern mit USB-2.0-High-Speed-Schnittstelle erreichten mehrere CF-Cards - darunter auch solche von Canon, Kingston und Pixomedia, die gar kein „Highspeed“-Label tragen - eine Lesegeschwindigkeit von rund 3,8 MByte/s. Beim Schreibzugriff brach die Datenrate hingegen erheblich ein, und nur eine 128-MByte-Kingston- und eine mit „30X“ gelabelte 512-MByte-Transcend-Karte erreichten hier Datenraten von rund 2,0 beziehungsweise 2,5 MByte/s. Diese Werte sind im Wesentlichen für die Datenübertragung über Kartenlesegeräte interessant, während die Digitalkameras selbst deutlich langsamer abspeichern. Die Canon EOS 10D erreichte mit den schnellsten verfügbaren Karten maximal 1 MByte/s im Schreibbetrieb, die Canon EOS 1Ds 1,5 MByte/s.

SmartMedia- und xD-Cards besitzen übrigens keine integrierten Controller, sodass deren Lese- und Schreibgeschwindigkeit wesentlich von den Eigenschaften des jeweiligen ansteuernden Gerätes abhängt. Im Cardreader-Test lag die schnellste Leserate bei guten 3,7 MByte/s, während die Schreibrate nie über 1 MByte/s hinauskam.

Kostspielig wird die Bildablage auf Speicherkarten immer dann, wenn man die Daten nicht auf einen Rechner auslagern kann, um die Karten für neue Aufnahmen zur Verfügung zu haben, wie dies beispielsweise im Urlaub der Fall ist. Ein 4-Megapixel-Foto mit geringer Kompression belegt beispielsweise 2,5 MByte Speicherplatz, eine 128-MByte-Karte fasst dann kaum mehr als 50 Aufnahmen. Wer es gewohnt war, in den Ferien ein ganzes „Urlaubspack“ einschließlich Bonusfilm zu verknipsen, der ist mit rund 400 Aufnahmen zurückgekehrt. Dieselbe Kapazität in Speicherkarten vorzuhalten bedeutet den Kauf von vier Karten zu je 256 MByte, und im ungünstigsten Fall (bei xD-Cards) kostet das fast 560 Euro.

Um kostbaren Speicherplatz auf den Karten zu sparen, sollte man vor dem Urlaub die Effekte der verschiedenen Bildkompressions-Stufen ausprobieren. Oft muss es hier nicht die „superfeine“ Einstellung sein, die mehr Platz kostet, als dass sie viel nützen würde. Auch die Beschränkung der Bildgröße schafft Luft, denn meistens wird man bei einer 5-Megapixel-Kamera auch mit der 4-Megapixel-Einstellung noch sehr fein auflösende Bilder machen. Allerdings bieten viele Kameras nur eine grobe Stufung der Bildauflösungs-Einstellung, und wenn man von fünf gleich auf zwei Megapixel herunterschalten muss, wäre das der Sparsamkeit deutlich zu viel.

Einen Ausweg aus der Speichermisere versprechen externe Massenspeicher. Rund 250 Euro kostet etwa das „X-Drive II“ aus dem Test in [4] mit einer eingebauten Notebookfestplatte, LiIon-Akku und Flashkarten-Leseslots. Auf Knopfdruck werden sämtliche Kartendaten auf die Festplatte übertragen, und die Speicherkarte steht wieder für neue Aufnahmen zur Verfügung. Die 40-GByte-Version bietet Platz für über 16 000 Aufnahmen zu je 2,5 MByte - das sollte im Urlaub fürs Erste reichen ...

Auch preiswertere Wechselmedien stehen inzwischen für den mobilen Backup-Bedarf zur Wahl. So gibt es von Apacer und Hama mobile CD-RW-Brenner mit Kartenslots (Test in diesem Heft auf Seite 188), die wegen des großen CD-Formats allerdings recht unhandlich ausfallen. Durch den Einsatz von 3,5"-Medien kompakter ist eine Lösung von Fujitsu: Das „DynaMO 640 PHOTO“ nutzt MO-Disks mit 640 MByte Kapazität. Für fünf Euro pro Disk erhält man hier Speicherkapazität für 250 Bilder, wobei der magneto-optischen-Technik die größte Datensicherheit unter den Wechselmedien zugeschrieben wird. Leider ist Fujitsu bei der Entwicklung des Gerätes quasi auf „halber Strecke“ stehen geblieben, denn einerseits sind inzwischen 3,5"-MO-Medien mit 1,3 GByte Kapazität Standard, andererseits fehlt dem Gerät ein integrierter Akku. Und es ist mit 300 Euro nicht eben günstig.

Wenn es um den schlichten Datentransfer von Bilddaten auf den heimischen PC geht, kann man bei den meisten aktuellen Digicams auf eine problemlose Anbindung als Massenspeicher-Gerät bauen. Auch USB-Kartenlesegeräte - man nimmt auch hier aus Kostengründen nicht die des Kameraherstellers - kosten nicht die Welt und können mit allen gängigen Speicherkarten umgehen. Selbst USB-2.0-Varianten gibt es ab 30 Euro; sie erreichen Leseraten bis 4 MByte/s und sind abwärtskompatibel zum USB-1.1-Standard. Für Notebook-Eigner stehen für alle gängigen Kartenformate PC-Card-Adapter zur Verfügung, teilweise in Multislot-Ausführung, wobei die Varianten für CF-Cards eine rein mechanische Funktion ausüben und daher am preiswertesten sind. Vorsicht bei CF-II-Cards einschließlich Microdrive - sie passen nicht in Typ-I-Adapter.

[1] Klaus Peeck, Reifeleistung, Canons EOS 10D setzt ganz auf Modellpflege, c't 12/03, S. 94

[2] Klaus Peeck, Gipfeltreffen, Drei außergewöhnliche digitale Spiegelreflexkameras, c't 7/03, S. 152

[3] Carsten Fabich, Standhafte Sammler, NiMH-Mignon-Akkus: Wer hält länger durch?, c't 24/02, S. 170

[4] Tim Gerber, Sammlerstück, kurz vorgestellt, c't 12/03, S. 77

[5] Klaus Peeck, Pixel-Aufsteiger, Sieben preiswerte Digitalkameras mit drei Megapixeln, c't 10/03, S. 124

[6] Klaus Peeck, Pixel-Bescherung, Neun preisgünstige Digitalkameras für den Gabentisch, c't 25/01, S. 214

[7] Klaus Peeck, Feinzeichner, Zehn Digitalkameras mit 4 und 5 Megapixeln, c't 3/02, S. 134

[8] Robert Seetzen, Linsengericht, Kodak und Olympus wollen digitalen Spiegelreflex-Standard etablieren, c't 25/02, S. 28 (klp)