Elster, Apfel, Pinguin

Bürgernah und kostensparend, löblich klingen die Ziele des voll elektronischen Umgangs mit dem Finanzamt - künftig Pflicht für Firmen. Doch der Fiskus hat sich zunächst nur auf Windows-PCs konzentriert. Anwender anderer Systeme müssen sich geeignete Software erst suchen.

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Von
  • Peter Schüler

Ab Anfang 2005 sind Unternehmen verpflichtet, ihre Umsatzsteueranmeldungen per Internet ans Finanzamt zu übermitteln. Streng genommen gilt der Elektronik-Zwang erst ab Februar, nämlich für Steuerdaten aus dem Kalenderjahr 2005. Die vielfach im Januar fällige Umsatzsteuervoranmeldung bezieht sich nämlich auf Ereignisse im Jahr 2004 und wird noch auf herkömmlichem Weg akzeptiert. Darüber hinaus gibt es nach Auskunft des bundesweiten Elster-Projektleiters Roland Krebs von der Oberfinanzdirektion München drei Monate Kulanzfrist, in der Unternehmen ihre Daten weiterhin auf Papier einreichen dürfen. Das zuständige Finanzamt interpretiert solche Zusendungen dann als „impliziten Ausnahmeantrag wegen unbilliger Härte“, wie sie etwa Betriebe ohne geeignete Rechnerausstattung geltend machen können.

Zwar können Unternehmen schon seit Jahren freiwillig am Pilotprojekt Elster (Elektronische Steuererklärung) teilnehmen, das ihnen jetzt zur Pflicht gemacht wird. Doch in dieser Zeit hat Vater Staat seine Hausarbeiten erst unvollständig erledigt und sich mit der Entwicklung ausführbarer Software auf die marktbeherrschende Windows-Plattform beschränkt. Folglich gibt es auf der Elster-Website außer dem Entwicklungskit zum Ausstatten selbst geschriebener Anwendungen mit einer Finanzamt-Schnittstelle nur das Windows-Programm Elster-Formular. Dieses bringt die ungeliebten Steuer-Formulare auf den Bildschirm, nimmt die gewünschten Daten entgegen und schickt sie nach einer Plausibilitätskontrolle komprimiert zum Finanzamt.

Wer dagegen einen Mac oder ein Linux-System nutzt, muss vorschriftskonforme Software entweder aus eigener Tasche bezahlen oder mit Geduld und Hirnschmalz einen anderen Weg finden, um seine Steuern ohne Zuzahlung zu entrichten.

Firmen, die auch nach den drei Kulanzmonaten keine elektronische Steueranmeldung bewerkstelligen, werden dies im Einzelfall begründen müssen, erklärte Krebs gegenüber c't. Wie hart ein Betrieb allerdings von der neuen Regelung getroffen sein muss, um sich auf Dauer vom Elster-Zwang befreien zu lassen, mochte Krebs nicht pauschal sagen. Das falle in den Ermessensspielraum der einzelnen Finanzämter und sei auch vom Einzelfall abhängig. Ein altgedienter Handwerker, der seine Buchhaltung seit Urzeiten auf Papier erledigt und gar keinen Rechner besitzt, sei anders zu bewerten als ein Grafikstudio, das mit seinen Macs Riesenumsätze erwirtschaftet und etwa den Aufwand einer Windows-Emulation für die Elster-Software scheut.

Um die steuerlichen Anforderungen zu erfüllen, kommen prinzipiell fünf Ansätze in Betracht, von denen die meisten zwangsläufig das Firmenbudget belasten.

- Mit Hilfe eines PC-Emulators lässt sich die Elster-Software auch unter Mac OS (X) oder Linux betreiben. Mac-Anhänger, die das Paket Virtual PC bislang nicht nutzen, müssen für die Windows-Emulation im günstigsten Fall 280 Euro berappen. Linux-Anwender bekommen den Windows-Emulator WINE gratis, müssen sich aber gleichfalls die Zeit für dessen Installation und Konfiguration nehmen. Insbesondere wenn der Arbeitsplatzrechner nicht direkt, sondern über ein lokales Netz am Internet hängt, verursachen die dafür nötigen Sicherheitsmaßnahmen deutlich mehr Aufwand als der Elster-Programmaufruf in einem reinen Windows-System.

- Anwendungen, welche die Steuerdaten direkt am Mac oder Linux-PC sammeln und abschicken, sind dünn gesät. Etwa das 40 Euro teure T@x2005 Professional (siehe S. 164) bringt auf der Installations-CD gleich eine Linux-Version mit, die jedoch hinter den Kulissen auf den Windows-Emulator WINE aufsetzt. Für den Einsatz unter Mac OS X stehen zurzeit Pakete wie Monkey-Bilanz 2 oder Topix:5 mit Einstiegspreisen von 150 beziehungsweise 460 Euro sowie die Shareware Mac-HaBu für 50 Euro zur Wahl. Zur dauerhaften unbezahlten Nutzung bietet sich derzeit nur Winston von Olaf Stüben an, welches sich im c't-Software-Verzeichnis findet. Zurzeit läuft das Windows-Programm zwar auch unter WINE, doch noch im Dezember bestätigte uns der Autor seinen Zeitplan, im Januar native Versionen für Linux und Mac OS X herauszubringen.

- Ganz ohne plattformabhängige Software kann man die Steuerdaten übers Web ins Elster-Format umformen und abschicken. Neben rein gewerblichen Angeboten zur Steuerberechnung wie www.steuerfuchs.de oder www.wiso-sparbuch.de offeriert auch www.collmex.de eine Datenübergabe ans Finanzamt, letztere Site sogar gratis. Allerdings wird man sich dazu überwinden müssen, seine Umsatzdaten den mehr oder weniger gut bekannten Betreibern der Websites anzuvertrauen. Es ist sicher kein Indiz für böse Absichten, aber doch für ein schwach ausgeprägtes Problembewusstsein, wenn etwa die Collmex-Webseiten mit keiner Zeile auf die vertrauliche Behandlung der dort angelieferten Daten eingehen. Noch dürftiger stellt sich freilich das staatliche Angebot dar: Die Finanzbehörden haben es gar nicht geschafft, rechtzeitig ein geeignetes Portal für die Steueranmeldung bereitzustellen.

- Wer mit einem Steuerberater zusammenarbeitet, braucht sich um die Elster-Debatte ohnehin nicht zu scheren: Über die DATEV-Schnittstelle, mit der praktisch jede Buchhaltungssoftware umgehen kann, erhält der Berater alle erforderlichen Auskünfte, um das Finanzamt via DATEV-Rechenzentrum zufriedenzustellen.

Die Elster-Zwangseinführung wirft kein gutes Bild auf einen Staat, der gerade einmal die Windows-Nutzer im Steuervolk mit passender Software versorgt. Man könnte mutmaßen, die Entscheidungsträger hätten das Quasi-Monopol der Windows-Plattform bereits als willkommenes Faktum einkalkuliert. Doch es gibt auch eine andere Interpretation: Krebs’ Chef Hans Schüller erläuterte gegenüber dem Spiegel, für eine Apple-Programmversion hätten die Entwicklungskapazitäten nicht ausgereicht - Schuld an der behördlichen Windows-Fokussierung ist also wohl eine unzulängliche Projektvorbereitung.

Immerhin versprach Projektleiter Krebs unmissverständlich, ab Anfang 2006 könne jedermann seine Daten nach Anmeldung auf einem staatlichen Elster-Web-Portal mit Sicherheitszertifikat und ohne Rückgriff auf kommerzielle Server signiert einreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt hält er die Aufgabe für lösbar, zumal die bisher anvisierte Veröffentlichung eines eigenständigen Java-programmierten Elster-Clients damit augenscheinlich auf Eis gelegt ist. Die Ankündigung dürfte all denen helfen, die ihrem Finanzamt die Elster-bedingte Nachrüstung der Firmen-EDV als unnötigen Kostenfaktor für eine Übergangszeit präsentieren wollen.

http://ct.de/0501046

Windows-unabhängige Elster-Lösungen
Lösung Betriebssystem(e) Anbieter URL
Mac-HaBu Mac OS X MC Richter mcrichter.macbay.de
Monkey Bilanz 2 Mac OS X Prosa www.pro-saldo.com
T@x 2005 Professional Windows, Linux (WINE) Buhl Data onlineshop.buhl.de
Topix:5 Windows, Mac OS X Topix www.topix.de
Winston Windows, Linux (WINE), (Linux und Mac OS X nativ in Vorbereitung) Olaf Stüben www.felfri.de/winston

(hps)