Soft-Werkzeuge

Wenn die PC-Hardware Mucken macht, liegen schnell die Nerven blank. Erste Hilfe versprechen Software-Utilities, die Auskunft über den Zustand des digitalen Patienten liefern.

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Ein Auto, das nicht fährt, das ist sein Geld nicht wert, sang einst Fredl Fesl - und ganz ähnlich liegt der Fall bei ausgefallenen Computern. Sofern der PC aber noch bootet, kann er mit Hilfe der richtigen Software eine Selbstdiagnose durchführen und wichtige Hinweise auf die Fehlerursache liefern. Mit etwas Glück und Geschick treiben dann auch weniger tiefgründig vorgebildete, aber bastelfreudige und sorgfältige Computer-Besitzer ihren Rechenknecht wieder an die Arbeit.

Die bootfähige Diagnose-CD hilft auch, wenn das eigentliche Betriebssystem streikt.

Auf der c't-Software-Kollektion 3/05, also der CD-ROM, die dieser c't-Ausgabe beiliegt, finden Sie eine Fülle nützlicher Software-Werkzeuge, die beispielsweise Systeminformationen liefern oder Belastungstests ermöglichen. Weil die CD-ROM bootfähig ist, lassen sich viele der Tools auch ohne laufendes Betriebssystem einsetzen - etwa bei (vermuteten) Festplattendefekten oder ganz fehlender Harddisk.

Die CD-ROM nutzt zum Booten das Open-Source-Hilfsmittel Isolinux [1], welches eine ganze Reihe komprimierter Boot-Images verwaltet. Nach Auswahl des gewünschten Images über das Startmenü legt Isolinux ein virtuelles Diskettenlaufwerk (A:) im PC-Hauptspeicher an und entpackt dort hinein die gewünschten Daten. Anschließend veranlasst Isolinux den PC, von diesem virtuellen Laufwerk zu booten. Ein möglicherweise physisch vorhandenes Diskettenlaufwerk ist anschließend übrigens unter dem Buchstaben B: zu finden, die aktive primäre Partition der ersten Festplatte wie üblich unter C:.

Der flexible Isolinux-Start von CD-ROM gelingt nach unseren Erfahrungen mit fast allen PCs, in denen ein optisches Laufwerk mit IDE- beziehungsweise ATAPI-Schnittstelle steckt, und auch auf den meisten Systemen, bei denen das CD- oder DVD-ROM-Laufwerk per SCSI-Bus oder USB angebunden ist. Bei den beiden letzteren Schnittstellen gibt es aus unterschiedlichen Gründen häufiger Probleme: Einige ältere SCSI-CD-Laufwerke (und möglicherweise auch SCSI-Hostadapter) unterstützen die so genannte El-Torito-Spezifikation nicht in dem vollen Umfang, die Isolinux aber voraussetzt. In solchen Fällen ist uns außer Experimenten mit Firmware-Upgrades keine Abhilfe bekannt. Bei optischen Laufwerken mit USB-Schnittstelle lässt sich manchmal per BIOS-Setup noch etwas retten, indem man mit Optionen wie „USB Legacy Support“ oder den Einstellungen für die USB-Laufwerke herumspielt. Selbstverständlich muss bei Computern die Boot-Reihenfolge so gewählt sein, dass das optische Laufwerk mit der bootfähigen CD-ROM zuerst angesprochen wird. Manche BIOS-Versionen blenden auf Tastendruck (etwa F8 oder F12) beim Start eine Auswahl-Box ein, die die temporäre Auswahl eines konkreten Boot-Laufwerks erlaubt.

Das Isolinux-Auswahlmenü bietet über die Zifferntasten 1 bis 6 Zugriff auf Boot-Images, die das weitgehend MS-DOS-kompatible, aber freie Betriebssystem FreeDOS enthalten. Zusätzlich haben wir in die Images 2 bis 6 jeweils unterschiedliche Systeminfo-Programme integriert, die nach dem Booten automatisch starten. Die Option 1 startet nur das FreeDOS selbst und bietet anschließend die Wahl der ältlichen, aber trotzdem in vielen Fällen noch hilfreichen c't-Tools ctBIOS, ctP2info und ctia. Außerdem lassen sich die Festplatten-Messsoftware H2bench und das Kopierwerkzeug H2copy von dort aus aufrufen.

Die Zifferntasten 7 bis 9 starten Images, die einen eigenen Betriebssystemkern und die Tools Hardalyzer sowie die Speichertester Memtest86(+) enthalten. Durch Auswahl des Buchstaben M lässt sich ein „nacktes“ FreeDOS starten - und mit „N“ das kompakte „Damn Small Linux“.

Registriert Isolinux nach mehreren Minuten keinen Tastendruck, ruft es den Master Boot Record des ersten Festplatten-Laufwerks im System auf - dann sollte das normale Betriebssystem starten. Dieser Vorgang lässt mit der Taste „T“ abkürzen, wenn man nicht sowieso die CD aus dem Laufwerk nehmen und den Rechner neu starten will. Auf der rechten Seite des Boot-Schirms finden Sie die Optionen A bis H, die Diagnoseprogramme für Festplatten von sieben großen Herstellern starten.

Fast alle erwähnten Programme - bis auf Hardalyzer und Damn Small Linux - finden sich ein weiteres Mal als ZIP-Archive im normalen Dateisystem der CD-ROM und lassen sich so auch auf die Festplatte kopieren und von dort aus (unter DOS) starten. Einige funktionieren auch in einer DOS-Box, zumindest unter den Betriebssystemen Windows 9x oder ME, die noch einen „echten“ MS-DOS-Unterbau bieten. Windows 2000 oder XP schotten dagegen Programme in der DOS-Box von vielen systemnahen Funktionen ab, weshalb DOS-Systeminfo-Programme bestenfalls einen Teil ihrer Fähigkeiten bieten. Unter einem modernen Windows sollte man deshalb besser Windows-Utilities verwenden, die sich ebenfalls auf der CD-ROM finden (dazu später mehr).

Systeminfo-Software veraltet naturgemäß schnell. Schon mit den im Laufe der nächsten Monate erscheinenden Doppelkern-Prozessoren und den zugehörigen Chipsätzen dürften nicht alle der heute aktuellen, auf der CD-ROM vorhandenen Programmversionen mehr zurechtkommen - wer jeweils ganz aktuelle Hardware-Komponenten untersuchen will, benötigt häufige Updates.

Wer seinen PC selbst zusammengebaut hat oder ein älteres Gerät mit abgelaufener Gewährleistung besitzt, dürfte bei Problemen zunächst auf eigene Rettungsversuche angewiesen sein. Es schadet nichts, sich auf diesen Fall vorzubereiten, solange der Rechner noch klaglos funktioniert.

Wichtigster Rettungsring ist ein Backup der Festplatte(n) des Systems - schließlich zeigt die Erfahrung, dass Harddisk-Ausfälle die schwerwiegendsten Folgen aller möglichen PC-Probleme nach sich ziehen.

In der Praxis empfehlen sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Typen von Sicherheitskopien: Zunächst einmal kann man ganz einfach sämtliche selbst erstellten Dateien auf ein Sicherungsmedium (meist wohl CD- oder DVD-Rohlinge) kopieren. Leider verteilen viele Programme ihre Daten quer über die Systempartition und andere Laufwerke [2] - doch gerade deshalb lohnt es sich, die konkreten Verzeichnisse zu erforschen, zu dokumentieren und gegebenenfalls nach eigenen Wünschen anzupassen: Wenn man nämlich erst nach einem schweren Defekt auf der möglicherweise beschädigten Festplatte nach diesen Daten suchen muss, ist es vielleicht schon zu spät. Grundsätzlich ist es vorteilhaft, eigene Dateien auf einer separaten Partition (etwa D:\) und eben nicht auf der Systempartition (meist C:\) abzulegen.

Der zweite gängige Typ von Sicherheitskopien sind so genannte Images, also (komprimierte) Abbilder kompletter Partitionen. Ein Disk-Image ist die einfachste Möglichkeit, eine sorgfältig optimierte Windows-Installation ohne tagelange Tüftelei wiederherstellen zu können. Windows bringt keine Bordmittel zur Image-Herstellung mit, sondern man benötigt Tools wie Partition Magic beziehungsweise Ghost (von Symantec) oder Acronis True Image [3]. Letzteres ist in einer für private Anwender kostenlosen Version auf der c't-Software-Kollektion 6/04 (c't 24/04) zu finden und kann - wie auch Ghost - sogar im laufenden Windows-Betrieb die Systempartition kopieren. Partitions-Images lassen sich nicht nur komplett wiederherstellen oder auf eine neue Festplatte transferieren, sondern mit den mitgelieferten Werkzeugen kommt man auch an einzelne enthaltene Dateien heran.

Der Notfall-Zugriff auf eine typische Windows-Partition mit NTFS-Dateisystem ist unter DOS mühselig und fehlerträchtig und nur mit dem Spezialtreiber von Sysinternals ([4], kostenlose Version nur lesend) möglich. Bequemer geht das mit einem von CD bootenden Linux, etwa Knoppix [5], Kanotix oder eben dem Damn Small Linux von der aktuellen CD-ROM (NTFS nur lesend). Mit einer ähnlichen Linux-CD-ROM lässt sich eine Festplatte auch auf Viren prüfen [6, 7].

Möglicherweise startet ein kranker PC aber auch von CD, Floppy-Diskette oder USB-Stick nicht mehr. Sofern das BIOS-Setup (meist über die Tasten „Entf“, „Del“ oder „F2“ unmittelbar nach dem Einschalten erreichbar) noch erscheint, lassen sich erste Diagnose- und Reparaturversuche wagen. Viele Mainboards zeigen in einem Untermenü des BIOS-Setup (PC Health, Hardware Monitor oder ähnlich) einige Messdaten an, etwa die aktuellen Werte der vom Netzteil gelieferten Spannungen, die Prozessortemperatur und einige Lüfterdrehzahlen. Diese Daten aktualisieren manche Systeme übrigens nur auf Tastendruck (etwa Leerzeichen). Erreicht beispielsweise die CPU-Temperatur nach einigen Minuten schon Werte über 65 °C, könnte ein Schaden an der Kühlung vorliegen. Auch zu niedrige oder zu hohe Spannungen - auf den 3,3- und 5-Volt-Schienen sind ±5 %, bei 12 Volt ±10 % zulässig - sowie sehr geringe oder stark schwankende Lüfterdrehzahlen deuten auf Defekte hin.

Auch falsche oder unpassende BIOS-Einstellungen sind eine Fehlerquelle. Allerdings dürfte das bei Computern, die einige Zeit ohne Eingriffe ins BIOS-Setup, ein BIOS-Update oder den Tausch von Hardware-Komponenten störungsfrei gelaufen sind, kaum vorkommen. Dennoch kann es helfen, die vom Mainboard-Hersteller vorgegebenen Grundeinstellungen (Setup Defaults, Optimized Defaults oder ähnlich) zu laden. In hartnäckigen Fällen lässt sich der batteriegepufferte Konfigurationsdaten-Speicherbereich per Jumper (CMOS Clear) oder durch Ausbau der Lithiumzelle löschen.

Nach einem Neustart sollte man das BIOS-Setup unbedingt erneut aufrufen und einige wichtige Einstellungen korrigieren - manche Änderungen können dazu führen, dass Windows automatisch neue Treiber installiert. Das verkompliziert die Diagnose und führt möglicherweise zu neuen Fehlern. Vor BIOS-Setup-Experimenten sollte man deshalb ein Partitions-Image anfertigen oder wenigstens einen System-Wiederherstellungspunkt setzen.

Zu den kritischen BIOS-Setup-Einstellungen gehören die Optionen Hyper-Threading (bei Pentium-4-Prozessoren) sowie die ACPI- und APIC-Modi. Ist Hyper-Threading deaktiviert, so erkennt das Betriebssystem statt zweier logischer Prozessoren nur einen. Der Advanced Programmable Interrupt Controller (APIC) ist Voraussetzung dafür, dass überhaupt mehr als eine CPU erkannt werden kann, und sorgt nebenbei auch auf Ein-Prozessor-Maschinen dafür, dass mehr als die früher üblichen 16 IRQ-Kanäle zur Verfügung stehen. Und damit Windows (ab 2000/XP) wiederum den APIC-Modus nutzen kann, muss es das Advanced Configuration and Power Management Interface (ACPI) des BIOS verwenden. Wenn ein Pentium 4 mit Hyper-Threading im PC steckt, muss man also alle drei Optionen aktivieren. Andernfalls sollte man sich vor allen Eingriffen am BIOS-Setup die ursprünglichen Einstellungen notieren. Eine Möglichkeit, diese Daten abzuspeichern, bieten die meisten BIOS-Typen nicht. Notfalls leistet eine Digicam gute Dienste.

Sofern ein Hostadapter für Serial-ATA-Festplatten vorhanden ist, ist auch dessen Konfiguration kritisch, etwa das so genannte Mapping der Laufwerke an den seriellen Ports. Im Legacy-Modus meldet das BIOS diese so, als wären es (PATA-)Harddisks am primären oder sekundären Kanal des (E)IDE-Hostadapters; diese Einstellung ist nötig, weil Windows 9x keinen nativen SATA-Treiber enthält und von einer solchen Festplatte nur im Kompatibilitätsmodus starten könnte. Der Legacy-Modus hat den Haken, dass PATA-Laufwerke an jenen Anschlüssen, auf die das BIOS die SATA-Disks abbildet (also etwa den „Primary Master“), nicht mehr sichtbar sind. Genau diesen Nachteil vermeidet der Enhanced-Modus, den man deshalb beim Einsatz aktueller Betriebssysteme einschalten sollte.

Chipsätze wie Intels i9xx-Familie (mit ICH6R- und bald auch ICH7R-Southbridge) oder der Nvidia Nforce4 beherrschen den AHCI-Modus, der sich bei Boards mit Intel-Chipsätzen im BIOS-Setup aktivieren lässt (beim Nforce4 nur per Windows-Treiber). Der AHCI-Modus bringt Vorteile wie das Native Command Queuing (NCQ), ist aber nicht abwärtskompatibel zu IDE/ATA/ATAPI-Standard-Treibern. Windows bootet deshalb nicht mehr, wenn die SATA-AHCI-Option im BIOS-Setup anders gewählt wurde als zum Zeitpunkt der Installation [8].

Nach dem Laden der BIOS Setup Defaults können auch eine Reihe anderer (Zusatz-)Funktionen des Mainboards abgeschaltet sein, etwa LAN-Adapterchips, RAID-Konfigurationen, AC-97- oder HD-Audio-Sound, FireWire- und USB-Hostadapter. Besonders „gefährlich“ ist der Wechsel der Einstellungen von RAID-Adaptern: Schlimmstenfalls reicht ein einziger Bootversuch mit falschen Einstellungen, um sämtliche Daten auf einem Festplattenverbund zu zerstören.

Alle Software-Systeminfo-Tools können nur dann helfen, wenn der Rechner überhaupt startet. Windows-Programme benötigen zusätzlich ein funktionsfähiges Betriebssystem. DOS-Utilities sind genügsamer, ihnen genügt schon eine bootfähige DOS-Floppy-Disk, die man sich übrigens auch unter Windows XP über den Formatieren-Dialog selbst erstellen kann. Ist kein Floppy-Laufwerk vorhanden, helfen USB-Speichermedien oder eben die bootfähige CD-ROM in diesem c't-Heft.

Einige Tools bringen einen eigenen Betriebssystem-Kern mit, etwa die Speichertester Memtest86 und das daraus weiterentwickelte Memtest86+. Zwar können solche Testprogramme keinen stichhaltigen Beweis liefern, dass das vorhandene RAM unter allen denkbaren Betriebsbedingungen zuverlässig, fehlerfrei und spezifikationstreu arbeitet - dazu müsste man die Speicherriegel in einem Hardware-Tester prüfen. Doch immerhin ermöglichen sie Tests mit verschiedenen Frequenz- und Timingeinstellungen, die sich per BIOS-Setup bei vielen Mainboards variieren lassen. Außerdem laufen Memtest86 und Memtest86+ sehr lange und führen so gleichzeitig einen Dauerlast-Versuch durch.

Welche Parameter die Speicherriegel überhaupt vertragen, verraten sie über ihr so genanntes SPD-EEPROM. Diesen winzigen Chip können einige der DOS-Systeminfo-Tools auslesen, etwa ASTRA, HWiNFO und der Hardalyzer mit seinem eigenen Betriebssystem. Leider kommt es vor, dass dieses EEPROM falsche Daten enthält, und zwar vor allem bei No-Name-DIMMs vom Grabbeltisch. Man sollte also im Hinterkopf behalten, dass die Parameterdaten aus dem SPD-Chip keine Messwerte sind, sondern schlichtweg eine Art digital auslesbares Datenblatt darstellen.

Zu den Grundfunktionen der DOS-Systeminfo-Programme gehört die Ausgabe detaillierter Angaben zum eingebauten Prozessor, dem Chipsatz, dem BIOS-Typ (AMI, Award oder Phoenix), dem BIOS-Versionsstand, dem PCI-Bus und den dort angeschlossenen Steckkarten und Onboard-Chips, den optischen und Festplatten-Laufwerken und der Grafikkarte. Die bereits erwähnten Programme, der PC-Analyser und der System Analyser unterscheiden sich bei diesen Daten weniger im Funktionsumfang als vielmehr in der Aktualität, der Menge der erkannten Bauteile und der Aufbereitung und Darstellung der Informationen.

Wie sich schon am Beispiel der SPD-EEPROM-Daten zeigt, haben die Software-Autoren ihren Produkten jeweils noch zusätzliche Funktionen eingebaut. Der PC-Analyser und ASTRA liefern beispielsweise sehr viele Details aus dem DMI-Bereich (Desktop Management Interface) des BIOS, die weniger erfahrene PC-Bastler allerdings an böhmische Dörfer denken lassen dürften. Wesentlich leichter sind die Daten zu verstehen, die ein möglicherweise vorhandener Hardware-Monitoring-Chip liefert - diese können HWiNFO und PC-Analyser auswerten, die aber nicht alle der zahlreichen Monitoring-Chips erkennen. Leider fehlt ein gleichzeitig startbarer CPU-Lastsimulator - die Messdaten zeigen also nur den unbelasteten Systemzustand.

Der Hardalyzer präsentiert seine Erkenntnisse vergleichsweise übersichtlich und führt auch einige Testroutinen bis hin zum Langzeittest durch. Als Besonderheit bringt er einen USB-Treiber mit, der auch die Erkennung von USB-Speichermedien ermöglicht.

Neben den Universalwerkzeugen gibt es auch Spezialprogramme, die sich auf wenige Funktionen konzentrieren. Außer Memtest86(+) wäre noch PCI 1.1 zu nennen, das schlichtweg alle gefundenen PCI- und AGP-Geräte auflistet. Die nötigen Daten entnimmt es der Datei pcidevs.txt, die fast 19 300 Chips auflistet. An Spezialwerkzeugen wären auch noch die c't-Tools ctP2info, ctBIOS, H2copy und H2bench zu nennen, die unter (Free)DOS Prozessor- und BIOS-Infos anzeigen, Festplatten sektorweise kopieren und ausführliche Leistungsmessungen ermöglichen. Dabei ist aber zu beachten, dass H2bench unter DOS nicht - wie unter Windows - über optimierte Treiber auf die Festplatten zugreifen kann, diese daher möglicherweise nur im langsamen PIO-Modus laufen.

Von der beiliegenden CD lässt sich Damn Small Linux (DSL) starten. Dieses Mini-Linux ist eng mit Knoppix verwandt, kann und will damit aber in vielen Bereichen nicht mithalten: Die Zahl der installierten Anwendungen ist deutlich geringer, die schon leicht angestaubte Kernel-Version 2.4.26 unterstützt manche neue Hardware nicht vollständig - ist dafür aber kleiner als ein Vertreter der aktuellen Kernel-Serie 2.6. Auf die aktuelle CD hätte ein vollständiges Knoppix, das als Notfall-Helfer wegen des größeren Funktionsumfangs noch besser geeignet wäre, schlicht nicht mehr gepasst.

Für den vorgesehenen Einsatz als Diagnose-Werkzeug haben wir die DSL-Originalversion [9] leicht modifiziert und dabei einige Anwendungen entfernt. Andere, insbesondere für Wartungszwecke nützliche Programme, fügten wir hinzu - das blähte die ansonsten 50 MByte große Distribution dennoch auf 65 MByte auf. Um Platz zu sparen, fehlt in DSL auch die deutsche Lokalisation, alle Anwendungen erscheinen daher in Englisch. Auch in der Qualität der Bildschirm-Schriften und bei der Konfiguration hinkt DSL einem Knoppix oder anderen Distributionen etwas hinterher.

Zusammen mit den anderen Systeminfo-Tools gibt das Mini-Linux der CD zur Systemrettung und Netzwerkdiagnose den letzten Schliff. Damn Small Linux ermöglicht eine Verbindungsaufnahme mit dem Internet, um etwa dort nach einer Problemlösung zu suchen. Den Netzzugang konfiguriert man über das DSLpanel, das sich ebenso wie einige andere Anwendungen über die Icons auf dem Desktop starten lässt. Das Menü mit einer Reihe weiterer Anwendungen zeigt sich beim Rechtsklick auf einen freien Bereich des Desktop. Neben einfachen Anwendungen für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation finden sich der E-Mail-Client Sylpheed und Firefox als vollwertiger Internet-Browser.

Viele Linux-Programme zur Systemrettung und Netzwerkdiagnose sind für die Kommandozeile geschrieben. Sie erreicht man nach dem Start eines XTerminals. Über das Menü kann man ein solches mit den Rechten des Systemverwalters starten; auf einer normalen Konsole verhilft ein Voranstellen des Befehls sudo vor dem eigentlichen Programmnamen diesem zu Root-Rechten.

Mit Anwendungen wie vi, nano, ping, hping2, traceroute, mtr stehen Editor und gängige Netzwerktools bereit; fsck.ext2, fsck.ext3 oder fsck.reiserfs reparieren die bekanntesten Dateisysteme, debugfs und debugreiserfs ermöglichen dem erfahrenen Anwender tiefere Einblicke und Korrekturen an ext2, ext3 und reiserfs. Die Programme gpart oder testdisk suchen verloren gegangene oder versehentlich gelöschte Partitionen und versuchen, sie wiederherzustellen - fehlerhaft eingesetzt führen sie jedoch leicht zu Datenverlust. Neu-Partitionieren beherrschen fdisk, cfdisk oder parted, fehlerhaften Festplatten kommen die smartmontools auf die Spur.

Für Netzwerkverwalter bietet DSL ssh-Client-Programme und den passenden Server, um das System aus der Ferne zu steuern. In Gegenrichtung leisten rdesktop oder vncviewer gute Dienste. Offene Ports an anderen Rechnern späht nmap aus, tcpdump und ethereal belauschen den Netzwerkverkehr. Informationen zur verbauten PCI-Hardware verrät der Befehl lspci, Details zum Prozessor finden sich in der Datei cpuinfo im Verzeichnis /proc, wo noch einige weitere Dateien und Unterverzeichnisse tieferen Einblick in die Hardware- und Linux-Konfiguration gestatten. Auch den CPU-Lastsimulator CPUburn haben wir eingebaut, je nach Prozessor (siehe unten) lassen sich die einzel-nen Anwendungen wie burnP6, burnK7 oder burnMMX aufrufen.

Windows erweitert und beschränkt gleichzeitig die Möglichkeiten für Systeminfo-Software: Einerseits lassen sich beispielsweise die 3D-Funktionen von Grafikchips, FireWire-, USB- oder LAN-Hostadapter nur über ihre (Windows-)Treiber ansprechen, außerdem steht eine grafische Oberfläche zur wesentlich besseren visuellen Aufbereitung der Datenmengen bereit. Andererseits jedoch blockiert Windows den unmittelbaren Zugriff auf die Hardware durch Abstraktions-Software (Hardware Abstraction Layer, HAL) - es sind deshalb spezielle Treiber nötig, damit die Systeminfo-Software die Komponenten erreicht.

Windows 2000 und XP selbst bringen bereits eine Reihe von Informations- und Messwerkzeugen mit, etwa die Systeminformationen (msinfo32.exe) oder das MMC-Snap-In „Leistung“ (perfmon.msc). Letzteres erlaubt - nach einiger Einarbeitungszeit in das etwas eigenwillige Bedienungskonzept - die Messung, Anzeige und Protokollierung von Datentransferraten, Prozessorauslastung, Speicherbedarf und vielen anderen Parametern. Ganz ähnliche Funktionen in Bezug auf lokale und per Netz angebundene Laufwerke ermöglicht das ebenfalls sehr komplexe Open-Source-Werkzeug IOmeter. Die Interpretation der Datenfülle, die diese mächtigen Werkzeuge liefern, ist allerdings schwierig.

Eine noch größere Funktionsvielfalt, aber deutlich einfachere Bedienung bieten „klassische“ Windows-Systeminfo-Tools wie das bekannte Sandra Lite, der neuere Winalyzer und ASTRA32. Sie alle liefern grundsätzlich dieselben Daten wie ihre bereits erwähnte DOS-Verwandtschaft, nutzen darüber hinaus aber noch die Vorteile des mächtigeren Betriebssystems. PC Analyser OEM fasst alle Erkenntnisse besonders kompakt auf einer einzigen Seite zusammen, SIW hat den Vorzug, ohne Installation direkt als ausführbare 1,3-MByte-Datei zu starten - die aktuelle Version erkannte aber einige Komponenten falsch.

Auch für Windows gibt es zahlreiche Hardware-Info-Spezialisten, die sich auf besondere Aufgaben konzentrieren. Für die Besitzer aktueller Intel-Prozessoren ist vor allem ThrottleWatch interessant, das anzeigen kann, ob sich der Prozessor wegen Überhitzung gerade drosselt. Alle Pentium-4-, Celeron- und Xeon-Prozessoren und auch die Mobilprozessoren Pentium M und Celeron M unterstützen diese von Intel Thermal Monitor oder kurz TM getaufte Funktion, ganz neue Chips zusätzlich den erweiterten TM2-Modus. Der Thermal Monitor schlägt zu, wenn die Prozessorkühlung nicht ausreichend leistungsfähig ist, ein Montagefehler vorliegt oder der Lüfter nicht schnell genug dreht.

Wie heiß der Prozessor tatsächlich gerade ist, kann ThrottleWatch selbst nicht feststellen. Dazu benötigt man Software, die den Hardware-Monitoring-Chip auf dem Mainboard (sofern überhaupt vorhanden) korrekt auslesen kann. Weil es eine Vielzahl solcher Bausteine gibt und bisher noch keine standardisierte Schnittstelle (die zugehörigen ACPI-Tabellen sind oft nicht oder unvollständig implementiert), sollte man zuerst die vom Mainboard- oder PC-Hersteller zu diesem Zweck mitgelieferten Werkzeuge ausprobieren - jeweils in der neuesten Version aus dem Internet. Es gibt auch Shareware- und Freeware-Tools wie das sehr beliebte, aber leider nicht mehr weiterentwickelte Motherboard Monitor, SpeedFan und CPUCooL. Letzteres ist zwar kostenpflichtig, doch schon die unregistrierte Version kann den Verlauf der Prozessortemperatur grafisch protokollieren. SpeedFan wiederum regelt auf manchen Mainboards auch die Lüfterdrehzahlen automatisch und zeigt die per SMART-Schnittstelle ermittelte Festplattentemperatur an.

Für einen aussagekräftigen Test der Kühlung und Stromversorgung eignet sich CPUburn, am besten im Zusammenspiel mit ThrottleWatch (bei Intel-Systemen) und einem Hardware-Monitoring-Tool. Doch Vorsicht: CPUburn kann tatsächlich zu bleibenden Schäden am Computer führen, falls die Kühlung nicht korrekt arbeitet. Um Hyper-Threading-, Doppelkern- und Doppelprozessor-Systeme möglichst stark auszulasten, kann man die im CPUBurn-Installationsverzeichnis abgelegten Lastprogrämmchen (burnP6, burnK7, burnMMX und so weiter) mehrfach starten. Anschließend ordnet man die einzelnen Instanzen über den Task-Manager fest den vorhandenen logischen Prozessoren zu. Je nach CPU-Typ (Pentium 4, Pentium M, Athlon XP, Athlon 64) führen unterschiedliche Kombinationen der „burn“-Varianten zu maximaler Last.

In die völlig andere Richtung als CPUburn führt RMclock, das fast alle auf dem Markt verfügbaren Prozessoren erkennt und vorrangig zur Steuerung des Energie-Managements dient. Auch wenn es das BIOS des Mainboards nicht unterstützt, lassen sich damit die Cool-and-Quiet-, PowerNow!- oder SpeedStep-Funktionen von Mobilprozessoren und modernen Desktop-Prozessoren nutzen und konfigurieren: RMclock kann die Multiplikatoren für minimale und maximale Betriebspunkte festlegen und vor allem die zugehörige Betriebsspannung, die der Prozessor vom Spannungswandler anfordert (Voltage ID, kurz VID). Damit lässt sich bei Notebooks manchmal noch etwas mehr Akkulaufzeit herauskitzeln. Außerdem zeigt RMclock bei vielen Prozessoren die individuelle VID an - Pentium-4- und Celeron-Modelle sowie die neuesten 90-nm-Athlon-64-Typen kommen nämlich nicht mehr mit festgelegten Kombinationen von Taktfrequenz und Spannung, sondern je nach Exemplar bei gleicher Taktfrequenz mit verschiedenen VID-Kennungen - Intel nennt das Multiple VID.

Die Utilities CPU-Z, ctP4 und PerfWatch sind Prozessor-Spezialisten: ctP4 und PerfWatch sind nur für Pentium-4-Modelle geeignet, CPU-Z ist ein Universaltalent mit häufigen Updates und SPD-EEPROM-Anzeige. Chipinfo saugt aus den Chipsatz-Registern eine Fülle von Details, die kommende Version 1.2.0 soll auch mit den Memory-Mapped-Registern der neuesten Intel-Chipsätze zurechtkommen - eine Spezialität, die bisher nur ctiaw von der Windows-XP-Kommandozeile aus bei wenigen Chipsätzen beherrscht. Für die Besitzer von Mainboards mit Nforce4-Chipsätzen von Nvidia empfiehlt sich diesbezüglich übrigens der Einsatz von nvTune vom Nvidia-Server. PCI32 als PCI-Bus-Spezialist nutzt - wie das DOS-Tool PCI - die riesige Chip-Datenbasis aus der Datei pcidevs.txt. Das gilt auch für das wesentlich mächtigere, aber mit gewöhnungsbedürftiger Oberfläche ausgestattete SIV.

Für tiefe Einblicke in das PCI-System liegt die Demo-Version von PCI Scope auf der CD-ROM. Damit lassen sich sogar einzelne Interrupt-Anforderungen verfolgen - wenn man überhaupt versteht, was man da gerade tut. Eine ähnliche Warnung muss man für den RightMark Memory Analyzer aussprechen, der eine erschlagende Datenfülle produziert.

Spezialwerkzeuge für Audioschnittstelle und Grafikkarte liefern RightMark Audio Analyzer und PowerStrip. Vor deren Einsatz sollte man aber erst einmal das Windows-Bordmittel DxDiag.exe aufrufen, das das DirectX-Subsystem abklopft. Nur wenn hier alles funktioniert, aber dennoch Fehler bei der Bilddarstellung oder der Tonwiedergabe auftreten, lohnen sich weitergehende Experimente.

Wenn eine Festplatte beginnt, komische Geräusche von sich zu geben und Fehler beim Lesen und Schreiben von Daten auftreten, dauert es meist nicht mehr lange, bis das Laufwerk endgültig seinen Geist aufgibt. Wirbeln beispielsweise nach einer heftigen Erschütterung Teilchen im Laufwerksgehäuse herum, zerkratzen sie sukzessiv die Oberfläche der Magnetscheibe. Die Fehlerrate beim Lesen und Schreiben von Daten steigt an. Kollidiert ein Schmutzpartikel mit den Schreib-/Leseköpfen der Festplatte, kann es zum berüchtigten Headcrash kommen.

Ein solcher Schaden wäre jedoch vorhersehbar gewesen. Eine moderne Festplatte versucht auch unter widrigen Bedingungen, also zu hoher Umgebungstemperatur, nach einer Erschütterung und bei herumwirbelnden Teilchen im Laufwerksgehäuse, weiterhin Daten zu lesen und zu schreiben. Nebenbei führt sie über einen Mechanismus, der SMART (Self-Monitoring Analysis and Reporting Technology) genannt wird, ständig eine Selbstdiagnose durch. Die Festplatte kann jederzeit über das Ansteigen der Fehlerrate beim Schreiben und Lesen von Daten Auskunft geben und vor einem drohenden Ausfall warnen - man muss sie einfach nur rechtzeitig fragen.

In einer Art Strichliste protokolliert die Festplatte die Anzahl der Betriebsstunden, aufgetretene Lese- und Schreibfehler und vieles mehr. Um diese Parameter abzufragen, haben außer Toshiba inzwischen alle Festplattenhersteller Diagnoseprogramme entwickelt, mit denen sich der aktuelle Gesundheitszustand eines Laufwerkes überprüfen lässt: Hitachi tauft sein Tool Drive Fitness Test, Seagate nennt es Seatools Desktop, Maxtor Powermax, Western Digital Data Lifeguard Diagnostic, Samsung Hutil, Fujitsu schlicht Drive Test und Excelstor ESTest.

Sämtliche Tools können über das Auswahlmenü unserer bootfähigen Hardware-Diagnose-CD direkt gestartet werden. Auf diese Art und Weise spart man sich zeitraubende Diskettenkopieraktionen. Die Festplattenhersteller stellen im Internet nämlich nur kleine Windows-Programme bereit, die eine DOS-Bootdiskette mit integriertem Diagnoseprogramm erstellen. Wir haben diese Installationsprogramme zusätzlich auf unsere CD gepresst - für den Ausnahmefall, dass die bootfähige Hardware-Diagnose-CD mit einer exotischen Hardwarekonfiguration einmal nicht klarkommen sollte.

Die Festplattendiagnosetools überprüfen unter DOS den SMART-Status der Festplatte und lesen bei einem Schnelltest die ersten paar hundert MByte einer Platte. Hier liegen die Verwaltungsstrukturen des Laufwerkes, weshalb ein Fehler in diesem Bereich schlimmere Folgen haben kann als in anderen Bereichen der Festplatte. Im hinteren Teil werden einige zufällig ausgewählte Sektoren gelesen. Optional bieten die Tools einen Intensivtest an, der die gesamte Festplatte auf Lesefehler überprüft. Der Schnelltest dauert nur wenige Minuten, während der Intensivtest bei großen Laufwerken mehrere Stunden in Anspruch nimmt.

Besteht ein Laufwerk den Schnelltest, kann man ihm beruhigt seine Daten anvertrauen. Anderenfalls sollte man vorsorglich schon einmal ein Backup planen. Fällt die Diagnose des Laufwerks negativ aus, geben die Programme einen Fehlercode aus. Wer für seine Platte die Herstellergarantie in Anspruch nehmen möchte, sollte sich diesen Code notieren und an den Plattenhersteller übermitteln.

Jeder Hersteller optimiert die Diagnosetools für seine eigenen Festplatten. Maxtor-Laufwerke sollte man also mit dem Maxtor-Tool, Hitachi-Platten mit dem Hitachi-Tool und so weiter testen. Die meisten Programme (Seagate, Maxtor, Hitachi) sind aber sehr tolerant und akzeptieren auch Festplatten anderer Hersteller. Nur Excelstors ESTest verweigert mit Platten fremder Labels den Dienst.

Serial-ATA-Festplatten werden in der Regel von den Diagnoseprogrammen der Festplattenhersteller genauso unterstützt wie Laufwerke mit paralleler Schnittstelle. Allerdings verstehen sich die Tools nicht mit jedem x-beliebigen Controller. Relativ sicher geht, wer seine Festplatte zur Diagnose an den Onboard-Schnittstellen seines Mainboard-Chipsatzes betreibt und auf den Betrieb an zusätzlichen RAID-Controllern verzichtet. Möglicherweise muss man für die Zeit der Diagnose im BIOS-Setup auch den AHCI-Modus (siehe oben) abschalten und den Legacy-Modus einschalten.

SCSI-Platten sind von Grund auf verschieden zu IDE- und Serial-ATA-Platten. Fujitsu hat deshalb mit der SCSI Diagnostics SDIAG und Seagate mit den Seatools Enterprise spezielle Diagnosetools entwickelt. Anders als die Programme für ATA-Festplatten laufen diese Tools unter Windows - von den Seatools Enterprise gibt es auch eine Linux-Version.

Grundsätzlich beurteilen die Diagnosetools der Festplattenhersteller nur den SMART-Status einer Festplatte mit „OK“ oder „Nicht OK“, geben aber keine detaillierte Auskunft über den Zustand des Laufwerkes. Die nützlicheren Angaben über die Anzahl der Betriebsstunden oder die aktuelle Temperatur, die in den SMART-Attributen gespeichert sind, lassen sich aber mit Freeware-Tools wie HDD Health, HD Tune und DTemp lesen. So erkennen Sie, ob die Lese- und Schreibfehler bedrohlich zunehmen oder es der Festplatte einfach nur zu warm ist. Die wichtigsten SMART-Attribute und ihre Bedeutung haben wir kurz zusammengefasst (siehe Kasten). Weiterführende Informationen finden sich auch in [10].

Die Werte der SMART-Attribute, inklusive der gemessenen Festplattentemperatur, die von den Freeware-Tools angezeigt werden, sollte man allerdings mit Vorsicht genießen. Die Platte gibt in der Regel keine Rohdaten heraus, sondern normalisierte Werte. Jeder Plattenhersteller verwendet dazu eine geheime Umrechnungsformel. Da dieser Schlüssel in der Regel auch den Programmierern der Freeware-Programme unbekannt ist, zeigen diese Tools manchmal schlicht Unfug an. Die Werte der einzelnen SMART-Attribute sollten also nicht absolut, sondern als Anhaltspunkte für den Gesundheitszustand der Festplatte gesehen werden.

Wenn eine Festplatte sich von heute auf morgen plötzlich weigert, das Betriebssystem zu booten und alle Daten futsch sind, muss es sich nicht immer um einen Hardwaredefekt handeln. Ältere Betriebssysteme wie Windows 98 ohne aktuelle ATA-Treiber und ungepatchte Versionen von Windows 2000 und XP können Festplatten mit mehr als 128 GByte Kapazität nicht korrekt ansprechen. Bei der Adressierung der Sektoren im hinteren Bereich großer Festplatten verrechnen sich die Betriebsyssteme und überschreiben im ungünstigsten Fall den Master Boot Record (MBR) und Daten im vorderen Bereich des Laufwerkes.

Um abzuklären, ob ein in die Jahre gekommenes System fit für den Umgang mit großen Festplatten ist, haben wir das kleine Tool H2test entwickelt. Es läuft als Konsolenanwendung unter allen 32-Bit-Windows-Versionen, schreibt die Platte mit Testdaten voll und verifiziert sie anschließend. Treten dabei keine Fehler auf, ist nicht mit kapazitätsbedingten Problemen zu rechnen. Achtung: Wenden Sie dieses Tool nur an, wenn noch keine wichtigen Daten auf dem Laufwerk lagern und es sich nicht um die Bootplatte des Systems handelt.

Wer mehr als nur Fehlerdiagnostik bei seinen Platten betreiben möchte, findet in der c't-Software-Kollektion mit dem Hitachi Feature Tool ein universelles Programm, mit dessen Hilfe sich zahlreiche Laufwerksparameter konfigurieren lassen. Dabei spielt es bei den meisten Einstellungen keine Rolle, ob das Laufwerk von Hitachi oder einem anderen Hersteller stammt. Mit Hilfe des Feature Tools können große Festplatten künstlich verkleinert werden, um sie ohne drohende Datenverluste auch an betagten Rechnern zu betreiben. Auf diese Art und Weise lassen sich Kapazitätsbeschränkungen auch wieder entfernen. Außerdem erlaubt die neueste Version des Feature Tools, moderne Serial-ATA-II-Festplatten von der langsameren Betriebsart mit 1,5 GBit/s in den schnelleren Modus mit 3 GBit/s umzuschalten. Auch die Einstellung des UDMA-Modus bei IDE-Festplatten ist möglich.

Die meisten aktuellen IDE- und Serial-ATA-Festplatten besitzen ein Automatic Acoustic Management (AAM). Per Kommando lassen sie sich wahlweise in eine leise Betriebsart, in der die Schreib-/Leseköpfe behutsamer beschleunigen und abbremsen, oder einen schnelleren und lauteren Modus umschalten. Das Hitachi Feature Tool erledigt dies ebenso wie die c't-Tools WinAAM und MacAAM.

Das kleine Programm WinAAM haben wir in der neuesten Version um zusätzliche Features erweitert. Neben der Konfiguration des Akustik-Managements gibt das Tool nun auch einen Überblick über die Sicherheitseinstellungen von ATA-Festplatten. Laufwerke lassen sich nämlich über das in der ATA-Spezifikation definierte Security Feature Set per Passwort vor unbefugten Zugriffen abriegeln. Dummerweise könnte aber auch ein Virus die Festplatte ungewollt sperren [11].

Gegen den Missbrauch dieser Sicherheitsfunktion haben die Festplattenentwickler ein Security Freeze Kommando vorgesehen, womit die Sicherheitseinstellungen der Platte bis zum nächsten Kaltstart eingefroren werden können. Eigentlich sollten Rechner-BIOSse dieses Kommando an das Laufwerk schicken, damit die Festplatte keine Passworteinrichtung oder -änderung mehr akzeptiert. Unseren Recherchen zufolge haben viele BIOS-Entwickler ausgerechnet daran aber nicht gedacht. Betroffen sind Markengeräte von Dell, HP und Apple sowie generell Rechner mit dem weit verbreiteten Award-BIOS. WinAAM schickt das Security Freeze Kommando an das Laufwerk und sichert es so bis zum nächsten Einschalten des Rechners.

Festplattendiagnoseprogramme - besonders die der Laufwerkshersteller - helfen effektiv bei der Suche nach hardwarebedingten Problemen. Der SMART-Mechanismus der Platten ist jedoch nur ein Frühwarnsystem, der nicht vor allen denkbaren Hardwarefehlern, wie beispielsweise einem Streik der Laufwerkselektronik oder Ähnlichem, warnt. Auch die regelmäßige Diagnose ersetzt daher keine Datensicherung.

[1] Karsten Violka, Thorsten Leemhuis, Rettungs-Sampler, Notfallmedium mit Bootmenü selbst gebaut, c't 22/04, S. 224

[2] Axel Vahldiek, Jo Bager, Backup per Knopfdruck, Eigene Dateien unter Windows sichern, c't 8/03, S. 160

[3] Karsten Violka, Notfallkonserven, Vier Festplatten-Imager im Praxistest, c't 2/05, S. 170

[4] NTFSDOS-Treiber von Sysinternals

[5] Knoppix, Knoppix 3.4 als Beilage zu c't 4/04

[6] Dr. Oliver Diedrich, Virenklatsche, Knoppicillin-3: Mehr als ein Virenscanner, c't 20/04, S. 144 (Beilage zu c't 20/04)

[7] Dr. Oliver Diedrich, Knoppicillin aktualisiert, Update für die Antiviren-CD aus c't 20/04, c't 3/05, S. 52

[8] Christof Windeck, Reanimation, Windows XP neue Festplatten-Hostadapter bekannt machen

[9] Damn Small Linux

[10] Boi Feddern, Johannes Endres, Clever vorsorgen, Festplattendiagnose mit SMART, c't 23/04, S. 236

[11] Harald Bögeholz, Bärendienst, Wie ATA-Sicherheitsfunktionen Ihre Daten gefährden

Software-Kollektion: System-Info u. Benchmarks, Festplatten-Tools
Programmname Sprache Betriebssystem Hersteller Preis
System-Info und Benchmarks
ASTRA - Advanced Sysinfo Tool 5.00 Englisch Windows 95, 98, ME, DOS Sysinfo Lab 21 €
ASTRA32 - Advanced System Information Tool 1.01 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Sysinfo Lab 25 €
c't-BIOS 1.5 Deutsch DOS c't magazin für computertechnik kostenlos
ChipInfo 1.1.5 Deutsch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Devid Espenschied 23 €
CPU-Z 1.28.4 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Franck Delattre kostenlos
cpuburn 1.4 Englisch Linux Robert Redelmeier kostenlos
cpuburn 1.4 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Robert Redelmeier kostenlos
CPUCool9 7.3.5 Deutsch Windows 98, ME, NT, 2000, XP Wolfram Podien 15 €
ctiaw Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Andreas Stiller, c't kostenlos
ctP2info 287135 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Andreas Stiller, c't kostenlos
cpuburn 1.4 Englisch Englisch Linux Robert Redelmeier kostenlos
ctp4 1.1 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP Andreas Stiller, c't kostenlos
HWiNFO 4.9.5 Englisch DOS Martin Malik 12 US-$
HWiNFO32 1.52 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Martin Malik 15 US-$
Iometer 2004.07.30 Englisch Linux Iometer team kostenlos
Iometer 2004.07.30 Englisch Windows NT, 2000, XP, 2003 Iometer team kostenlos
Memtest86 3.2 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP Chris Brady kostenlos
Memtest86 3.2 Englisch Linux Chris Brady kostenlos
Memtest86+ 1.55 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS, Linux Samuel Demeulemeester kostenlos
Motherboard Monitor 5.3.7.0 Deutsch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP Alexander van Kaam kostenlos
PC Analyser c't-Edition 2.88 Vollversion Deutsch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Devid Espenschied & Sven Bergemann kostenlos
PC Analyser OEM Windows 1.60 Deutsch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Devid Espenschied & Sven Bergemann 69 €
PCI/PCI32 1.1 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003, DOS Craig Hart kostenlos
PCIScope 3.00.002 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003, DOS APSoft 55 €
PerfWatch 2.2 Deutsch Windows NT, 2000, XP, 2003 Matthias Withopf kostenlos
PowerStrip 3.59 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 EnTech Taiwan 30 US-$
RightMark Audio Analyzer (RMAA) 5.4 Englisch Windows 95, 98, ME, 2000, XP iXBT/Digit-life.com kostenlos
RightMark Memory Analyzer (RMMA) 3.47 Englisch Windows NT, 2000, XP, 2003 RightMark Gathering kostenlos
RMclock 1.5 Englisch Windows 2000, XP, 2003 RightMark Gathering kostenlos
Sandra Lite 2005.SR1 10.50 Englisch Windows 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 C. Adrian Silasi kostenlos
SIV - System Information Viewer 3.02 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Ray Hinchliffe kostenlos
SIW - System Information for Windows V1.49 Build 577 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 Gabriel Topala kostenlos
SpeedFan 4.23 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP Alfredo Milani Comparetti kostenlos
System Analyser 5.3g Englisch Windows 95, 98, ME, DOS Hans Niekus 18 €
ThrottleWatch 2.02 Englisch Windows 2000, XP, 2003 Panopsys kostenlos
Winalyzer 05-09:2005 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, 2003 ITlyzer Software-Vertrieb GmbH 29 €
Festplatten-Tools
DTemp Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP DaleSoft kostenlos
Excelstor ESTest 3.70 Englisch DOS ExcelStor Technology Ltd. kostenlos
Fujitsu Drive Test 6.20 Englisch DOS Fujitsu kostenlos
Fujitsu SCSI Diagnostics SDIAG 2.3 Englisch Windows 95, 98, NT, 2000, XP Fujitsu kostenlos
H2test 1.6 Deutsch Windows 98, ME, NT, 2000, XP Harald Bögeholz, c't kostenlos
HD Tune 2.10 Englisch Windows 2000, XP, 2003 EFD Software kostenlos
HDD Health Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP PANTERASoft kostenlos
Hitachi Drive Fitness Test 4.02 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Hitachi Global Storage Technology kostenlos
Hitachi Feature Tool 1.97 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Hitachi Global Storage Technologies kostenlos
Hutil 1.21 Englisch DOS Gerhard Gladbach kostenlos
MacAAM 1.2 Deutsch Mac OS c't magazin für computertechnik kostenlos
PowerMax 4.21 Englisch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Maxtor kostenlos
Seagate SeaTools Desktop v3.00.07en Deutsch Windows 95, 98, ME, NT, 2000, XP, DOS Seagate Technology kostenlos
Seagate SeaTools Enterprise v2.4.39.30716 Englisch Linux Tabernus, LLC kostenlos
Seagate SeaTools Enterprise v2.4.39.30716 Englisch Windows 98, ME, NT, 2000, XP Tabernus, LLC kostenlos
WD Data Lifeguard Diagnostic 5.04c Englisch Windows 98, ME, 2000, XP, DOS Western Digital kostenlos
WD DLG Diagnostic für Windows 1.02 Englisch Windows 98, ME, NT, 2000, XP Western Digital kostenlos
WinAAM 2.3 Deutsch Windows NT, 2000, XP, 2003 c't magazin für computertechnik kostenlos


POST kommt vor Boot

Bevor das Betriebssystem bootet, führt das BIOS den so genannten Power-On Self Test (POST) durch. Dabei generiert es Statusmeldungen und gibt sie über den Port 80 aus. Eine so genannte POST- oder Port-80-Karte für den ISA- oder PCI-Bus macht diese hexadezimalen 2-Ziffern-Codes sichtbar. Wenn das System während des POST scheitert, kann der letzte angezeigte Code einen Hinweis auf die Ursache geben.

Diese Diagnosemethode funktioniert auch dann, wenn das System nicht einmal mehr die Grafikkarte ansprechen kann. Allerdings benötigt man eben eine POST-Karte und eine Liste mit den Codes, die das jeweilige Mainboard generiert. Viele Hersteller drucken diese Listen im Handbuch ab.

Fehlt noch die POST-Karte: Devid Espenschied, Autor der DOS-Software PC-Analyser, bietet c't-Lesern seine DualPOST (ISA- und PCI-Bus) zusammen mit einem Update auf die PC-Analyser-Professional-Vollversion für knapp 29 Euro inklusive Versandkosten an. Ein Bestellformular findet sich in der PC-Analyser-ZIP-Datei auf der CD-ROM. Ähnliche Karten gibt es etwa auch bei Pearl, Poets-Computertechnik oder Tronico.net.

Freeware-Tools wie HDD Health lesen die SMART-Attribute von Festplatten aus und geben zu jedem Attribut den aktuellen Wert (Value), den schlechtesten jemals gemessenen Wert (Worst) und einen Grenzwert (Threshold) an. Die Werte der Attribute stellen keine absoluten Daten dar, sondern wurden zuvor von der Festplattenlogik so umgerechnet und normalisiert, dass sie mit abnehmender Festplattengesundheit sinken. Unterschreitet also der aktuelle Wert eines Attributs den zugehörigen Grenzwert, droht möglicherweise bald ein Laufwerksdefekt.

SMART-Attribute (Auswahl)
SMART-Attribut Bedeutung
Raw Read Error Rate Lesefehlerrate
Spin-Up Time Motoranlaufzeit
Reallocated Sector Count ausgelagerte Daten in Reservesektoren
Power On Hours Count Anzahl der Betriebsstunden
Power Cycle Count Anzahl der Einschaltvorgänge
Write Error Rate Schreibfehlerrate
Temperature Festplattentemperatur
Seek Error Rate Fehlerrate beim Positionieren des Festplattenkopfes

(ciw)