Aufholjagd

Mit seinen neuen Highend- und Mittelklasse-Grafik-Chips versucht Nvidia, zu ATIs Radeon-X1000-Serie aufzuschließen.

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Von
  • Manfred Bertuch

Die Nachfolger der GeForce 6600/7800 fertigt Nvidia in einem 90-nm-Prozess. Das neue Flaggschiff GeForce 7900 GTX arbeitet mit 650 MHz Chip- und 800 MHz Speichertakt deutlich schneller als die 7800er-Grafikchips. Der 7900 GT muss mit 450/660 MHz auskommen. Nvidia integriert jetzt auch bei der GT-Ausführung wie beim schnellen GTX-Chip 24 Pixel-Pipelines und acht Vertex-Shader. Die Transistorzahl konnten die Designer in den neuen Chips von 302 auf 278 Millionen senken und so die Produktionskosten und den Stromverbrauch der Chips minimieren. Verbessert habe man zudem die zusätzlichen Antialiasing-Modi beim SLI-Betrieb, die bislang nur niedrige Bildraten zuließen.

Der Mittelklasse-Chip GeForce 7600 GT - Nachfolger des GeForce 6600 - arbeitet mit 560 MHz Chip- und 700 MHz Speichertakt und setzt auf fünf Vertex-Shader und zwölf Pipelines. Eine langsamere GS-Ausführung mit acht Pipelines soll in wenigen Wochen folgen. Bei den 7900er Chips haben die Chipdesigner beide, beim 7600er einen der beiden digitalen DVI-Ausgänge für Dual-Link ausgelegt, um digital angesteuerte Displays mit Auflösungen bis zu 2560 x 1600 Bildpunkten versorgen zu können.

Von Gainward erhielten wir die Bliss 7900GTX mit 512 MByte Speicher und ließen sie in Spielen mit anspruchsvollen DirectX-9-Effekten gegen den mit 48 Pixel-Shadern ausgestatteten Radeon X1900 XTX antreten. In Splinter Cell - Chaos Theory kommt sie bis auf zwölf Prozent an die Radeon-Karte heran, wenn man vierfaches Antialiasing (AA) und achtfach anisotrope Filterung (AF) aktiviert. Bei dem Grusel-Shooter F.E.A.R. ist sie der Konkurrenz zunächst noch um acht Prozent überlegen, fällt dann aber um elf Prozent zurück, sobald man AA und AF hinzuschaltet. Die aufwendige Grafik von Call of Duty 2 ist für beide Grafikchips ein harter Brocken. Nvidia liegt anfangs um neun Prozent zurück, mit AA und AF erreichen dann beide Kontrahenten nur noch gerade ausreichende 28 Bilder pro Sekunde.

Als Gegenstück für die GeForce 7600 GT hat ATI die Radeon X1800 GTO angekündigt. Sie entspricht einer X1800 XL, bei der nur zwölf der sechzehn Pipelines freigeschaltet sind. Wir simulierten eine solche Karte für den Test durch Abschalten von vier Pipelines auf einer X1800 XL. In Splinter Cell liegt Nvidia wieder leicht zurück. Bei F.E.A.R. kann Nvidia zunächst das Rennen mit 38 Prozent Vorsprung für sich entscheiden und hält auch mit AA noch einen Vorsprung von sieben Prozent. In Call of Duty 2 sind beide Grafikchips wieder gleich auf. Unser Testmuster war die e-GeForce 7600 GT CO Superclocked von eVGA, die mit ihren 600/780 MHz in Spielen noch rund sechs Prozent höhere Bildraten erzielt. Für den Vergleich setzten wir die Takte allerdings auf die für den 7600 GT normalen Werte zurück.

Die Spieleleistung beider Chipfamilien ähnelt sich sehr, die verbleibenden Unterschiede sind für die Praxis fast unbedeutend. In der Mittelklasse steht jetzt bei beiden Anbietern gegenüber dem Radeon X1600 XT (siehe c't 6/06, S. 168) rund 50 Prozent mehr Pixel-Power zur Verfügung. Sie reicht jetzt für die 1280er Auflösung, ohne dass man in den Spielen Effekte und Details reduzieren muss. ATIs X1000-Chips haben den Nvidia-Chips aber weiterhin den hochwertigen anisotropen Texturfilter (Area-AF) und die Fähigkeit voraus, High-Dynamic-Range-Rendering (HDR) mit Antialiasing kombinieren zu können; Grafikkarten mit den ATI-Chips dürften zudem nach einer vor kurzem angekündigte Preissenkungen bald günstiger erhältlich sein.

Die neuen Mitglieder der GeForce-Familie sind dafür spürbar genügsamer beim Energiebedarf. Die mittlere Leistungsaufnahme des GeForce 7900 GTX soll im 3D-Betrieb bei 110 Watt liegen, die der effiziente Kühler mit nur geringer Lärmentwicklung abführt. Der Kühler der Radeon-X1900-Karten ist dagegen mit rund 150 Watt deutlich stärker gefordert, was auch nicht zu überhören ist. Nvidias Neuzugänge sind bereits bei einigen Anbietern gelistet. Die GeForce 7900 GTX kostet rund 550 Euro, die GT-Ausführung etwa 350 Euro. Grafikkarten mit dem GeForce 7600 GT sind ab 220 Euro erhältlich. ATIs Radeon X1800 GTO soll Ende März zu ähnlichen Preisen in den Handel kommen.

Spieleleistung

(thl)