Weg damit!

Ein Dual-Boot-System mit Windows und Linux ist schnell installiert. Wenn man eines der Systeme wieder loswerden möchte, reichen die Bordmittel von Windows und Linux aus, um den Mitbewohner von der Festplatte zu entfernen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andrea Müller

Die meisten Nutzer eines Dual-Boot-Systems arbeiten mit einem der installierten Systeme mehr als mit dem anderen. Oft kommt irgendwann der Wunsch auf, die Festplatte wieder dem Lieblingssystem exklusiv zur Verfügung zu stellen. Sei es, weil man mit dem einen System nur einmal herumspielen wollte und es nun doch nicht nutzt oder weil es auf Dauer praktischer ist, eine Virtualisierungssoftware zu verwenden statt mehrmals täglich neu zu booten.

Sowohl Linux als auch Windows bringen die nötigen Werkzeuge mit, um ein parallel installiertes System zu entfernen. Dieser Artikel beschreibt den Fall, bei dem man der Empfehlung der meisten Linux-Distributionen, Grub oder Lilo in den Master Boot Record (MBR) zu schreiben, gefolgt ist.

Bei diesem Szenario gestaltet es sich ein wenig komplizierter, Linux wieder von der Festplatte zu entfernen, da man sich auch darum kümmern muss, den Linux-Bootmanager loszuwerden. Löscht man die Linux-Partitionen, ist nach wie vor Grub im Master Boot Record (MBR) installiert. Der Bootmanager besteht jedoch aus mehreren Teilen, von denen einige auf der Linux-Partition liegen. Findet Grub diese nicht, kann er Windows nicht mehr starten. Deswegen sollte man zuerst den MBR von Windows reparieren lassen und danach die Linux-Partitionen löschen. Ein im MBR installierter Grub lässt sich von der Windows-Wiederherstellungskonsole aus überschreiben: Wenn Sie mit Windows XP arbeiten, booten Sie dazu von der Windows-CD und drücken nach der Hardware-Erkennung [R]. In den nächsten fünf Sekunden haben Sie Zeit auf das deutsche Tastaturlayout zu wechseln, danach listet die CD alle Windows-Installationen auf. Wählen Sie die, bei der Sie sich anmelden möchten und geben Sie das Administratorpasswort ein, das Sie bei der Installation gesetzt haben. Bei einer Standardinstallation von XP Home gibt es kein Administratorpasswort, so dass Sie sich mit einem Druck auf Enter anmelden können. Auf der Wiederherstellungskonsole schreiben Sie danach mit FIXMBR den MBR neu.

Unter Windows Vista wählen Sie nach dem Start von DVD die Computerreparaturoptionen. Nach der Abfrage der gewünschten Sprache wählen Sie unter den Systemwiederherstellungsoptionen eine Windows-Installation aus der Liste. Danach können Sie über die Option Systemstartreparatur den MBR überschreiben lassen, wobei diese Variante noch weitere Wartungsaufgaben wie die Neuinstallation des Bootmanagers erledigt, oder über den Eintrag Eingabeaufforderung eine Kommandozeile startet. Dort repariert wie unter Windows XP der Befehl FIXMBR den MBR.

Wenn beim folgenden Neustart sofort Windows bootet, können Sie die Linux-Partition löschen und auf dem frei gewordenen Platz eine neue Partition erstellen. Das erledigen Sie in der Datenträgerverwaltung, welche die Partitionen sowohl grafisch als auch in Listenform präsentiert. Linux-Partitionen erkennen Sie am fehlenden Eintrag in der Spalte Dateisystem. Markieren Sie eine solche, können Sie diese über das Kontextmenü löschen, jedoch nicht formatieren. Entfernen Sie daher zuerst alle Linux-Partitionen und erstellen Sie danach auf dem als frei markierten Plattenplatz eine neue. Sobald der Partitionierungsassistent die Partition angelegt und formatiert hat, taucht diese im Explorer auf.

Um ein Windows-System von Linux aus zu entfernen, reicht es aus, die Windows-Partition mit einem Linux-Dateisystem zu formatieren. Die meisten Distributionen bringen grafische Konfigurations-Tools mit, auf die man zum Partitionieren zurückgreifen kann, Suse Linux beispielsweise Yast, Mandriva-Nutzer werden im Kontrollzentrum drakconf fündig. Dieser Artikel geht nicht auf die distributionseigenen Helferlein ein, sondern beschreibt einen generischen Weg, der unter jeder Distribution zum Erfolg führt.

Starten Sie ein Terminal-Programm wie die KDE-Konsole und erlangen Sie dort mit su Root-Rechte. Unter Distributionen, bei denen der Root-Account deaktiviert ist - beispielsweise Ubuntu - starten Sie mit dem Befehl sudo su eine Root-Shell.

Zunächst sollten Sie mit dem Befehl mount oder einem Blick in die Datei /etc/fstab herausfinden, auf welcher Partition Windows installiert ist. Sehr oft liegt es auf /dev/hda1, bei PC-Herstellern, die auf der ersten primären Partition das Recovery-System unterbringen, auch schon mal auf /dev/hda2.

Hängen Sie diese Partition mit umount gefolgt vom Gerätenamen aus dem Verzeichnisbaum aus und starten Sie als Benutzer root das Programm fdisk, für die Festplatte mit der Windows-Partition. Für die erste IDE-Festplatte lautet der Befehl fdisk /dev/hda. Hier ändern Sie den Typ der Windows-Partition auf 83, um sie als Linux-Partition zu kennzeichnen. Zeigen Sie zunächst mit Eingabe von p die Partitionstabelle an und merken Sie sich die Nummer der Windows-Partition. Drücken Sie t, um eine Partition auszuwählen, geben Sie die Nummer ein und beantworten Sie die Frage nach dem Partitionstyp mit 83. Mit w speichern Sie die Änderungen und beenden fdisk.

Bislang haben Sie nur den Partitionstyp angepasst, aber noch nichts am Dateisystem geändert. Mit dem Befehl mkfs formatieren Sie die ehemalige Windows-Partition mit einem Linux-Dateisystem. Als Dateisystem sollten Sie das wählen, das die Distribution bei der Installation vorschlägt, da Sie sich dann darauf verlassen können, dass es ausreichend getestet wurde. Auf welches Dateisystem Ihre Distribution setzt, erfahren Sie am schnellsten aus der Datei /etc/fstab. Die meisten Distributionen verwenden das Dateisystem ext3. Mit dem Kommando mkfs.ext3 /dev/hda1 (als Gerätenamen wählen Sie den der Windows-Partition) legen Sie auf der ersten primären Partition ein ext3-Dateisystem an.

Erstellen Sie jetzt noch ein Einhängeverzeichnis - beispielsweise unter /mnt - für die Partition und tragen Sie diese in die Datei /etc/fstab ein. Der Eintrag könnte etwa so aussehen

/dev/hda1 /mnt/data ext3 defaults 1 2 

wenn Sie möchten, dass Linux die Partition bei jedem Systemstart automatisch einhängt. Damit nichts mehr auf die vorher vorhandene Windows-Installation hinweist, können Sie nun noch den Starteintrag für Windows aus der Grub-Konfigurationsdatei /boot/grub/menu.lst löschen. Von den großen Distributionen installiert nur Mandriva den Boot-Manager Lilo, dessen Einstellungsdatei lilo.conf im Verzeichnis /etc liegt. Damit Änderungen an der lilo.conf wirksam werden, müssen Sie als Benutzer root mit dem Kommando /sbin/lilo den Bootcode neu schreiben. (amu) (amu)