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Von
  • Herbert Braun
Inhaltsverzeichnis

www.gemueseorchester.org

Seit fast zehn Jahren besucht ein Dutzend Wiener Musiker statt der Musikalienhandlung den Wochenmarkt und spielt auf Paprikatröte, Karottenflöte und Lauchgeige. Während Kürbisse und Bohnen erntefrisch reif für den Konzertsaal sind, muss etwa das Gurkophon aufwendig und mittels Bohrmaschine aus Gurke, Karotte und Paprika zusammengebaut werden. Dabei ist das Gemüseorchester kein Jux-Unternehmen, sondern macht eine perkussive Musik, die (wie schon der CD-Titel „Automate“ anklingen lässt) entfernt an klassische Electronica erinnert - als würden Kraftwerk auf Kürbis und Karotte spielen.

Die FAQ erörtern Probleme, die in der Praxis auftreten („Man kann nicht auf einer verrotteten Gurke spielen“), und geben Auskunft über die Abgrenzung zwischen Gemüse und Obst oder über die Philosophie der Gemüsemusik. Nach den Konzerten werden die Instrumente transformiert und mit Hilfe eines Kochs ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt - allerdings verbitten sich die Musiker die Frage, ob sie denn alle Vegetarier seien. (heb)

www.wecey.de
www.invyte.de

Soziale Netzwerke stellen Kontakte her, die oft auch aufs wirkliche Leben durchschlagen. Das genau ist das Ziel von WeCeY: sich zu Grillpartys, Fußball-Bolzereien oder Kochabenden zu verabreden. Der Slogan „We can entertain you“ gilt für alle möglichen Freizeitaktivitäten; für Veranstalter wie für Mitmacher ist die Anmeldung kostenlos.

Nun möchte man aber nicht jeden wildfremden in die eigenen vier Wände einlassen - deshalb müssen die WeCeY-Mitglieder bei der Anmeldung einen kleinen Steckbrief hinterlegen, mit dem sie sich bei den geschlossenen Veranstaltungen bewerben. Ob der Veranstalter diese Menschen im wirklichen Leben treffen möchte, entscheidet er allein. Gäste und Veranstalter bewerten sich gegenseitig, schreiben Kurzberichte und machen es so anderen WeCeY-Nutzern leichter, nette Leute kennen zu lernen und dafür Feten-Rüpel und triste Teekränzchen zu meiden.

Invyte, das fast gleichzeitig an den Start ging, wendet sich eher an die Party-Veranstalter. Die können im zeitgemäß luftigen Layout per Veranstaltungs-Baukasten die Fetenorganisation besser in den Griff bekommen. Das beginnt beim Invyte-Magazin, das Veranstalter auf Ideen bringen soll, und reicht über Einladungskarten und -listen bis hin zu den Fotos. (heb)

www.criticalmetrics.com
www.last.fm
www.tonspion.de

Hunderte aktuelle Songs zum kostenlosen Anhören? Gibts nicht! Musik und Internet konnten bislang nur halbherzig zusammenfinden, zu ängstlich hütet die Musikindustrie ihre Schäfchen. Bei Critical Metrics stolpert der oder die Musikinteressierte in eine wahre Schatzhöhle mit alternativen Klängen jenseits von Charts und Mainstream: Die Site sammelt geschmackvolle Werke aus Indiepop, Electronica, Alternative-Rock oder Hip-Hop, von verschmust-melancholisch bis knackig-tanzbar.

Anders als etwa Last.fm, das seine Empfehlungen aus den Playlisten der Nutzer generiert, grast Critical Metrics diverse Musik-Blogs ab - sogenannte Recommenders. Außer wenigen Klassikern aus den 70ern und 80ern sind die meisten Bands und Lieder recht aktuell. Anglo-amerikanisches dominiert das Sortiment, unter den Recommenders finden sich nur englischsprachige Quellen. Im Vergleich zu den riesigen Titelbibliotheken von Last.fm oder Tonspion wirkt die Sammlung allerdings noch ein wenig mickrig.

Fast jedes Lied lässt sich mit einem eingebetteten Flash-Applet sofort und in voller Länge anhören. Dazu blendet Critical Metrics Kurzkritiken ein und verlinkt auf Bezugsquellen wie iTunes oder Napster. Such- und Filter-Funktionen bieten Zugriff auf einzelne Bands, Erscheinungszeiträume und Recommenders, und auch eine Art „Top 100“ ist abrufbar.

Die Bedienung ist stellenweise etwas unübersichtlich. Nicht immer wird klar, was bei einem Klick auf eines der Icons passieren soll. Angesichts der musikalischen Qualität und des Betastatus der Website ist das jedoch durchaus zu verschmerzen - landet man doch schlimmstenfalls in einer weiteren Empfehlungsliste mit noch mehr Musik, die durchgehört werden will. (cr)

www.texteln.de
http://twitter.com

Die einen hassen es als Symbol für das mit fortschreitender Technik verfallende Kommunikationsniveau, als Paradebeispiel für eine sinnlose Social-Web-Anwendung und Sammelplatz von Sprachmüll - die anderen benutzen es massenweise. Die Rede ist von Twitter, wo Anwender mit ein paar Dutzend Buchstaben per Web-Frontend, SMS oder Chat-Client dem Rest der Welt erzählen, was sie gerade tun. Die deutsche Kopie heißt texteln.de und gleicht dem Vorbild bis ins Detail, hat allerdings nur einen Bruchteil der Anwender. Das hat wenigstens den Vorteil, dass das Gezwitscher respektive Getextel nicht allzu laut wird, außerdem wird das SMSen an den Dienst dank deutscher Vorwahl billiger. (heb)

www.unendliches.net

Manch einer erinnert sich noch daran, wie er einst am Kinderzimmerfenster stand und sich über den Nachthimmel das Gehirn zermarterte: Wo hört das auf? Und was ist dahinter? Das Unendliche will nicht in den Kopf, aber das heißt nicht, dass man nicht darüber nachdenken könnte. Die Betreiber von Unendliches.net haben das getan und in Form eines Online-Wörterbuchs mathematische Erkenntnisse, physikalische Theorien, philosophische Gedanken und logische Paradoxa zum Unendlichen gesammelt. Man kann gar nicht aufhören, darin zu lesen. (heb)


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