Abgewogen

Bei Druckertinte ist es fast wie bei den Handy-Tarifen: Wer sich im Dickicht nicht auskennt, wird geschröpft. Wir haben das unübersichtliche Angebot an Alternativtinten für die gängigsten Drucker durchforstet und getestet, mit welchem Angebot man den größten Spareffekt ohne Qualitätsverlust erzielt.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tim Gerber
  • Stefan Labusga

Wer sich eine Weile in der Nähe des Tintenregals eines Elektronik-Discounters aufhält, kann so manche schmerzverzerrte Grimasse beobachten. Den Urlaub mag die Haushaltskasse ja gerade noch verkraftet haben, doch nun drohen die Tintenkosten der unvermeidlichen Fotoabzüge für die Daheimgebliebenen den Etat zu sprengen. Zwar gibt es alternative Billigtinte zuhauf, doch zögern viele Verbraucher zuzugreifen. Die Hemmungen rühren teilweise von unterschwelligen Vorurteilen oder aus ganz bewussten Befürchtungen, es drohe die Zerstörung des Druckers oder auch nur der Verlust der Garantie. Doch kann man dem allen entgehen, wie die Artikel auf den folgenden Seiten zeigen.

Dort haben wir Alternativtinten für weitverbreitete Drucker von Brother, Canon, Hewlett-Packard und Lexmark mit den jeweiligen Originalen verglichen und bewertet. Zum Zuge kamen neben Nachbaupatronen und recycelten Originalpatronen einige Tinten zum Selbstnachfüllen. Ab Seite 145 in c't 17/07 schildern wir ein paar Erfahrungen mit Refill-Angeboten und verraten einige Tricks dazu.

Wie auch immer die Alternativtinte in den jeweiligen Drucker kommt, ob als fertige Nachbaupatrone oder durch eigenes Wiederbefüllen, musste sie sich in unserem Test denselben Qualitätsprüfungen stellen, deren Ergebnisse wir in den Tabellen auf den folgenden Seiten wiedergeben. Bewertet haben wir die Druckqualität für Texte mit feinsten Schriftzügen, für grafische Elemente wie feine Linien, Schmuckfonts und Grauverläufe sowie für Fotos in Schwarzweiß und in Farbe. Diese vier Noten haben wir im Vergleich mit den Möglichkeiten des jeweiligen Druckers mit Originaltinte als „besser als“ und „schlechter als“ in jeweils vier Stufen vergeben. Dass eine Alternativtinte in der einen oder anderen Disziplin sogar besser abschneidet als die des Druckerherstellers, kommt nur selten vor. Erfreulich hoch ist dagegen die Zahl der Angebote, die eine dem Original ebenbürtige Druckqualität erreichen.

Von Tinte zu Tinte recht unterschiedlich fällt die Farbwiedergabe aus. In gesonderten Diagrammen haben wir daher die Abweichung (ΔE) angegeben, die die Ausdrucke im Vergleich zu den Farbwerten der digitalen Vorlage aufweisen. Das Original muss dabei nicht zwingend besser abschneiden als die eine oder andere Alternativtinte. Die einheitenlose Größe ΔE bezeichnet den Abstand zwischen der Farbe der Vorlage und der gedruckten Farbe im Lab-Farbraum. Abweichungen bis zu 5 sind mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar, ein ΔE-Wert größer 10 signalisiert dagegen eine deutliche Farbabweichung.

Darüber hinaus haben wir Haltbarkeitskriterien wie Lichtbeständigkeit und Wischfestigkeit auf der üblichen Skala von eins bis fünf bewertet. Bei diesen Eigenschaften spielt es eigentlich keine Rolle, ob eine Tinte besser oder schlechter als die des Druckerherstellers ist. Vielmehr kommt es allein darauf an, ob sie sich wischfest und lichtbeständig zeigt oder nicht.

Hauptanreiz für den Griff zur Alternativtinte dürfte sein, dass sich damit Druckkosten sparen lassen. Das erschließt sich meist nicht allein über den Preis einer Patrone, denn entscheidend ist, wie viel damit gedruckt werden kann. Dies haben wir für jedes Alternativ-Angebot ermittelt und daraus das Sparpotenzial errechnet, welches sich im Vergleich zur Originaltinte des Herstellers ergibt.

Nur schwer in Form einer Benotung wiederzugeben ist jedoch die Frage, wie gut oder schlecht die jeweilige Alternativlösung funktionierte. Es ist uns mit allen Probanden letztlich gelungen, die für die Qualitätsbewertung notwendigen Drucke in verwertbarer Form auszugeben. Zum Teil waren dazu aber enorme Klimmzüge notwendig, die das jeweilige Angebot trotz (theoretisch) erzielbarer annehmbarer Qualität untauglich für die Praxis erscheinen lassen.

Wir haben uns bemüht, mit dem Testfeld eine möglichst große Bandbreite an Druckermodellen abzudecken, sodass möglichst für jeden Anwender etwas dabei sein sollte. So kommen die getesteten Tinten in insgesamt etwas mehr als hundert Druckern und Multifunktionsgeräten zum Einsatz. Sollte das eigene Modell nicht dabei sein, so kann man sich an den Testergebnissen eines ähnlichen Patronentyps orientieren: bei Epson beispielsweise daran, dass sogenannte DuraBrite-Tinte verwendet wird, wie in den von uns getesteten, bei HP, wenn es sich um Patronen der sogenannten PhotoRET-IV- oder -V-Generation handelt. Diese Angaben findet man auf den Packungen der Originalpatronen oder in den technischen Daten des Druckers.

Am besten ist es, sich bereits vor dem Druckerkauf über die Druckkosten mit Originaltinte und die Hürden für den Einsatz von alternativem Verbrauchsmaterial zu informieren und dieses Wissen in die Kaufentscheidung einfließen zu lassen. Auch dafür liefern die folgenden Texte die notwendigen Informationen.

Im Einzelnen untersucht haben wir Alternativen für Brothers LC-1000-Patronen, die in den Druckwerken fast aller aktuellen Tintengeräte des Herstellers zum Einsatz kommen. Die Canon-Drucker vertrat ein Pixma iP5300 mit seinen sehr weit verbreiteten CLI-8-Fotopatronen und der PGI-5BK-Schwarzpatrone. Die untersuchten Alternativpatronen für Epson finden sich zwar nur in den Druckermodellen Stylus D78 und D92, dafür aber in einer großen Zahl von Multifunktionsgeräten wie den Serien DX4000 und DX5000. Sie sind somit derzeit die wohl weitverbreitetsten Epson-Patronen. Die Ergebnisse dürften wie bereits erwähnt auch auf andere Patronen mit der sogenannten DuraBrite-Tinte des Herstellers übertragbar sein.

Die HP-Patronen 339 (Schwarz) und 344 (dreifarbig) sitzen in aktuellen und auch bereits schon nicht mehr erhältlichen Deskjet-Druckern und Multifunktionsgeräten und es existiert ein entsprechend großes Angebot an Alternativtinten. Auch für das bei weitem nicht so verbreitete Single-Ink-System der aktuellen PhotoSmarts (Typ 363) mit seinen sechs einzelnen Patronen werden inzwischen Alternativen angeboten, wenngleich in deutlich überschaubarerer Zahl.

Last, but not least haben wir Alternativen für die bei Lexmark gängigen Patronen Nummer 17 (Schwarz) und 27 (dreifarbig) beziehungsweise ihre Pendants mit höherer Füllmenge Nummer 16 und 26 untersucht. Sie stecken vor allem in Multifunktionsdruckern der Serien X1100 und X1200, getestet haben wir mit dem aktuellen Drucker Z645.

Die rechtlichen Aspekte beim Einsatz von Fremdtinte beleuchtet der Artikel ab Seite 150 an einem praktischen Beispiel. Auch wenn die Fragen nach Garantie- und Gewährleistungsansprüchen im juristischen Seminar rein akademisch schnell geklärt sind, so tun sich doch - wie so oft im Verbraucherrecht - in der Praxis erhebliche Tücken auf. Diese passen schlecht ins Jura-Lehrbuch, sollten sich jedoch mit Hilfe der praktischen Erfahrung geschickt umschiffen lassen, die der geschilderte Fall vermittelt.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 17/2007.

"Billig drucken"
Artikel zum Thema "Billig drucken" finden Sie in der c't 17/2007:
Günstiger drucken mit Tinte von Drittanbietern S. 132
Tintenpatronen selbst nachfüllen S. 145
Canon-Drucker für chiplose Fremdpatronen umbauen S. 148
Recht: Alternativ-Tinte und Herstellergarantie S. 150

(tig)