Auswahl satt

Linux-Distributionen ähneln einem gut gefüllten Werkzeugschrank: Für jeden Einsatzzweck liegt etwas bereit, was die Arbeit erleichtert. Doch ausgerechnet die hilfreichsten Werkzeuge verbergen sich in der hintersten Ecke; andere wiederum erschließen sich erst, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Schon beim Aufspielen einer modernen Linux-Distributionen landen mehrere hundert RPM- oder DEB-Pakete mit zigtausend Programmen auf der Platte. Nur einem Bruchteil davon begegnet dem Anwender im Gnome- oder KDE-Menü - viele weitere verrichten unbemerkt und stumm ihren Dienst im Hintergrund oder stehen auf Abruf über die Kommandozeile bereit.

Doch unter diesen Programmen sind zahlreiche, die so manche Aufgabe deutlich erleichtern oder gar automatisieren. Die über das Internet zugänglichen Paket-Depots halten für die verschiedensten Anwendungsgebiete noch viele weitere grafische Werkzeuge vor. Sie sind in der Handhabung einfacher als Kommandozeilenprogramme, aber häufig nicht so flexibel; daher kommen auch Letztere im Folgenden nicht zu kurz.

Zur Datei-Verwaltung dienen bei KDE und Gnome Konqueror und Nautilus; da deren Konzept jedoch nicht jedem zusagt, gibt es reichlich Alternativen. Für Anwender, die etwa immer noch dem Norton Commander nachtrauern, finden sich gleich zahlreiche Clones des NC. Etwa der über den Befehl „mc“ gestartete Midnight Commander - wie das Original eine Anwendung für die Text-Konsole.

Doch es geht auch grafisch ansprechender. Für Gnome etwa mit dem Gnome Commander oder unter KDE mit dem Krusader. Die beiden Programme gehen über das ursprüngliche Norton-Commander-Konzept hinaus und versuchen mit einigen Erweiterungen das Datei-Handling weiter zu vereinfachen. So bietet Krusader etwa Tabs, wie sie heute viele Browser mitbringen. Weniger als NC-Clone, sondern streng auf einfache Benutzbarkeit ausgerichtet wurde Dolphin, der in KDE 4 für das Dateimanagement zuständig sein wird - wer will, kann eine Variante des Programms auch unter KDE 3.5 einsetzen.

Es muss jedoch nicht immer gleich ein komplett neuer Dateimanager sein, denn über Erweiterungen lassen sich manch nützliche Funktionen ergänzen. Wer etwa in den neueren Nautilus-Versionen den Punkt „Terminal Öffnen“ im Kontext-Menü des Desktops von Gnome vermisst, rüstet die Funktion mit der Erweiterung Nautilus-Open-Terminal wieder nach. Um eine Vielzahl unterschiedlicher Aktionen für verschiedenste Dateitypen erweitern die Skripte der Nautilus Actions den Gnome-Dateimanager; der Konqueror beherrscht Ähnliches bereits von Haus aus.

In einem Rutsch benennen Krename (QT) oder pyRenamer (GTK) komfortabel einen Satz Dateien anhand eines festgelegten Musters um - so kann man den mit der Digitalkamera geschossenen Fotos flott eine einheitliches Namensschema aufdrücken. Für MP3-Dateien eignet sich alternativ auch Easytag, das nicht nur beim Verwalten der ID3-Tags hilft, sondern auf Wunsch die Dateien oder Verzeichnisse anhand der Meta-Informationen umbenennt und so für Ordnung im Musik-Chaos sorgt. Wer dagegen auf der Kommandozeile viele Dateien umbenennt, schreibt entweder mit der Shell eine kleine For- oder While-Schleife selbst oder nimmt mmv (Multiple Move) zu Hilfe.

Wenn die Festplatte wieder mal aus allen Nähten platzt, eignen sich neben Dateimanagern Programme wie Filelight (Qt/KDE) oder das zu Gnome gehörende Baobab (GTK) zum Aufspüren der größten Platzfresser. Die wissenschaftlich-trockene Ring-Darstellung mit je nach Dateigröße unterschiedlich großen Ring-Abschnitten und mit mehreren Ring-Ebenen pro Verzeichnistiefe mag aber nicht jeder. Grafisch ansprechender sind Kdirstat oder GDmap. Auf der Kommandozeile hingegen hilft beim Aufspüren der größten Platzverschwender im aktuellen Verzeichnis ein Befehl wie der folgende:

du - -max-depth=1 - -one-file-system - -all -k | sort -n

Mit der Option „-m“ statt „-k“ nutzt DU (Disk Usage) bei den Größenangaben Mega- statt Kilobyte; weitere Optionen und Anwendungsbeispiele liefert die du-Dokumentation.

Fdupes hingegen sucht nach mehrfach auf der Platte gespeicherten Dateien. Freedup kann solche ebenfalls aufspüren und löscht auf einer Partition alle bis auf eine. An die Stelle der gelöschten Dateien treten Hardlinks auf die zurückgebliebene Datei, sodass diese nur einmal Platz auf der Platte einnimmt, aber weiter über die bekannten Pfade erreichbar bleibt; sind mehrere Datenträger im Spiel, erstellt das Programm auf Wunsch symbolische Links.

Wer die Dateien dann auf CD oder DVD bannen möchte, findet bei KDE mit K3B ein flexibles Brennprogramm. Es konvertiert auf Wunsch mit Hilfe von Zusatzprogrammen Musik- oder Videodateien in für den Vertrieb auf CD und DVD besser geeignete Formate. Zu Gnome gehört Nautilus als einfach gehaltenes Standard-Brennprogramm. Mehr Knöpfe zum Justieren der Brenneinstellungen bietet das GTK-Werkzeug Brasero. Das liefern manche Distributionen aber genau wie K3B ohne MP3-Unterstützung aus - zum Brennen einer Audio-CD aus MP3-Dateien muss man dann Software wie Gstreamer-plugins-ugly oder zur Distribution passende K3B-Erweiterung mit MP3-Unterstützung durch die Libmad herunterladen.

Wer viel mit Archiven arbeitet, findet für diese Aufgabe grafische Frontends zuhauf - etwa der bei Gnome mitgelieferte file-roller oder der eigentlich zur Xfce-Desktopumgebung gehörende Xarchiver, der auch ohne Xfce gute Dienste leistet. Unter KDE hingegen arbeitetet das Programm Karchive ein wenig zuverlässiger als das mitgelieferte Ark.

Da einige Kompressionsprogramme wie aktuelle (un)rar-Versionen nicht unter Open-Source-Lizenzen stehen, muss man sie bei einigen Distributionen aus Zusatzdepots nachinstallieren, bevor die grafischen Frontends die zugehörigen Formate unterstützen. Unter den Komprimierern hat das Kommandozeilenprogramm 7z (p7zip/7-zip) in letzter Zeit einige Fans gewonnen. Es soll dichter und schneller packen als manch ältere Kompressionsprogramme und eignet sich auch zum Erstellen von selbst entpackenden Archiven, die auf Wunsch etwa ein im Archiv enthaltenes Installationsprogramm anschließend automatisch ausführt.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 24/2007.

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"Software-Kollektion"
Artikel zum Thema "Software-Kollektion" finden Sie in der c't 24/2007:
System-Tools S. 134
Windows aufbohren mit ac'tivAid S. 146
System-Utilities für Linux S. 154
Denk- und Strategiespiele S. 160

(thl)