Günstige Kerne

Die effiziente 45-Nanometer-Technik setzt Intel nun auch in billigeren Doppelkernprozessoren ein und im abgespeckten Vierkern Q9300, der schon ab rund 200 Euro erhältlich ist.

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Nach anfänglichen Verzögerungen – den Umstieg von der 65- auf die 45-Nanometer-Fertigungstechnik hatte Intel bereits im vergangenen Herbst gefeiert – liefert Intel seit einigen Wochen zahlreiche 45-nm-Doppelkernprozessoren auch für Desktop-Rechner und Notebooks. Bereits im Januar, anlässlich der Vorstellung der Dual-Core-Serie Core 2 Duo E8000 (Wolfdale), hatte Intel auch bezahlbare Vierkerne der Baureihe Core 2 Quad Q9000 angekündigt, doch die tauchen erst allmählich im Einzelhandel auf. Zu haben waren geraume Zeit lang lediglich die sehr teuren Gamer-Prozessoren Core 2 Extreme QX9650, die Version QX9775 für die Skulltrail-Plattform sowie der wegen seines FSB1600-Interface mit wenigen Boards kompatible QX9770.

Der teure Core 2 Quad Q9550 ist noch immer kaum zu beschaffen; besser sieht es zwar beim Q9450 aus, aber preislich attraktiv ist vor allem der Core 2 Quad Q9300. Er hat mit 2 x 3 MByte zwar nur halb so viel L2-Cache wie seine Verwandten Q9450 und Q9550, doch im Vergleich zum recht beliebten 65-nm-Vierkern Core 2 Quad Q6600 (2 x 4 MByte) ist der Unterschied gering. Zudem bringt der Neuling Q9300 einen schnelleren Frontsidebus (FSB1333 statt FSB1066), eine etwas höhere Taktfrequenz (2,5 statt 2,4 GHz) und die optimierten und um SSE4-Befehle erweiterten 45-nm-Kerne mit. Wir haben nachgemessen, wie sich der Core 2 Quad Q9300 im Vergleich zum Q6600 und dem AMD Phenom X4 schlägt.

Mit dem Core 2 Duo E7200 hat Intel derweil einen weiteren interessanten 45-nm-Prozessor eingeführt, allerdings einen Doppelkern. Es handelt sich um den ersten Vertreter der Baureihe E7000, das sind abgespeckte Verwandte der E8000-Familie. Statt 6 MByte teilen sich die beiden Kerne hier bloß halb so viel L2-Cache, der Frontsidebus läuft langsamer, Hardware-Virtualisierungsbefehle (VT-x) fehlen. Mit diesen Einschränkungen folgt die E7000-Serie den 65-nm-Prozessoren der Baureihe Core 2 Duo E4000 und bringt im Vergleich zu dieser einen um die Hälfte größeren L2-Cache und einen um ein Drittel schnelleren Frontsidebus. Mit derzeit etwa 120 Euro Straßenpreis ist der E7200 aber nur wenig billiger als etwa der ältere Core 2 Duo E6550, doch immerhin spart man etwa 35 Euro im Vergleich zu einem E8200. Die Preise in diesem dicht besetzten CPU-Leistungsbereich sind allerdings ganz allgemein eng gestaffelt.

Die Messungen der Rechengeschwindigkeit und Leistungsaufnahme von Core 2 Duo E7200 und Quad Q9300 zeigen die eindrucksvollen Vorzüge von Intels 45-nm-Prozessorgeneration: Bei gleicher Taktfrequenz steigt die Performance, der Energiebedarf ist deutlich geringer. Schon der Q9300 als Intels langsamster 45-nm-Vierkern überholt den schnellsten AMD Phenom X4 und nimmt bei Volllast weniger als halb so viel Leistung auf wie dieser. Auch den Vorgänger Q6600, den Intel deutlich im Preis gesenkt hat, hängt er ab. Mit dem jetzt ebenfalls billigeren Q6700 dürfte er von der Rechenleistung her ungefähr gleichauf liegen, dabei aber sparsamer sein.

Für den Core 2 Duo E7200 spricht angesichts der geringen Preisdifferenz zum E8200, der sowohl schneller ist als auch mehr Funktionen bietet, bestenfalls die etwas niedrigere Leistungsaufnahme. Die 7000er-Baureihe wird wohl erst nach den nächsten oder übernächsten Preissenkungen attraktiv. Weil der E7200 aber deutlich sparsamer ist als der schnellste Athlon X2 6400+ und diesem auch noch in einigen Benchmarks davonzieht, dürfte AMD bald zu weiteren Preissenkungen gezwungen sein; dass die AMD-Doppelkerne AMD-V/SVM-Virtualisierung unterstützen, ist in den meisten Einsatzfällen unwesentlich. Für AMD-Prozessoren sprechen zurzeit indes die günstigen und attraktiv ausgestatteten Mainboards.

[1] Benjamin Benz, Pin-Wald versus Pad-Wiese, Wegweiser durch den x86-Prozessordschungel, c't 7/08, S. 178

[2] Benjamin Benz, Drei Kerne, Zwischen Doppel- und Vierkern-CPUs: AMD Phenom X3, c't 10/08, S. 64 (ciw)