IT für Couchkartoffeln

Viele Privatarchive quellen über von digitalen Fotos, Videos, TV-Mitschnitten und Musik. Hinzu kommen neue Musik- und Videoportale, die ihre Dienste über breitbandige Internetverbindungen feilbieten. Gefragt sind Lösungen, die die Unterhaltungsschätze fürs Wohnzimmer heben und per Knopfdruck aus Sofadistanz auf TV und Stereoanlage präsentieren.

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Von
  • Sven Hansen
Inhaltsverzeichnis

Verlockend ist sie schon, die neue Internet-Festplatten-Heimunterhaltungswelt: Musik, Fotos und Filme digital in bester Qualität allzeit im Griff und das alles natürlich in High Definition. Verlockend – aber auch verwirrend, wenn nicht gar hier und da irreführend. Viel versprechend auch die Produktbeschreibungen der Hersteller von Wohnzimmer-PCs: Als flexibel erweiterbare Plattform soll der Computer prinzipiell mit allen Empfangswegen und Medienformaten jonglieren können. Oft hapert es aber an der nötigen Robustheit und Bedienerfreundlichkeit, und spätestens bei Hochbit-Audio-Formaten ist Schluss.

Wenn es um einfache Bedienbarkeit geht, haben die Hersteller von Stand-alone-Geräten längst ihr Plätzchen im Wohnzimmer erobert, auch wenn manch einem Zeitgenossen die Programmierung des VHS-Recorders bis zu dessen Pensionierung ein Buch mit sieben Siegeln blieb – solange das Abspielen nur klappte …

Statt als Alleskönner aufzutreten dienen sich diverse kleine Kisten als perfekte Lösung für eine spezielle Aufgabe an. Doch auch diese Spezialisten kranken – wie im PC-Sektor – zunehmend am ewigen Update-Hunger und der sich ausbreitenden „Feature-itis“ der digitalen Medienwelt.

Spielt man mit dem Gedanken, die mediale Grundversorgung im Wohnzimmer aufzufrischen, eröffnet sich einem ein recht unübersichtliches Feld von Möglichkeiten (siehe Entscheidungsmatrix). Wer sich mit dem unbedarften Mut des Zauberlehrlings die Segnungen der Technik zu Eigen macht, landet nur zu leicht bei einer Insellösung oder rennt bei irgendwelchen technischen Details in eine Sackgasse.

Damit der erste Ausflug ins digitale Unterhaltungs-Wunderland nicht in eine Fehlinvestition mündet, sollte man sich daher genau überlegen, wie man das Wohnzimmer fürs digitale Zeitalter aufpeppt. Dabei ist es hilfreich, zunächst das Gestrüpp der Medienangebote zu entwirren, bevor man nach der passenden Hardware Ausschau hält.

Wenn es um das Jonglieren mit unverschlüsselten oder nicht DRM-verriegelten Audiodateien geht, ist die Welt noch in Ordnung. Mit dem MP3-Format hat sich ein Standard etabliert, den alle Geräte unterstützen. Spielt es Musik, spielt es meist auch MP3-Dateien ab – egal ob Streaming-Client, Multimedia-Festplatte, DVD-Player oder PC.

Audiomaterial eignet sich zudem bestens für die Verteilung im multimedialen Heimnetz. Alle gängigen Vernetzungsvarianten – von kabelgebundenem Ethernet über WLAN bis hin zur Powerline Connection (PLC) über das Stromnetz – transportieren Audiodateien mühelos von A nach B. Musik vom Server aus dem Arbeitszimmer landet so bequem an anderen Orten im Haus.

Nur für die Audiowiedergabe ist ein PC schon fast zu viel des Guten – für diesen Zweck tut es selbst der ausgediente Arbeits-PC des letzten Jahrtausends. Andererseits lässt sich ein PC am einfachsten an technische Neuerungen durch Hard- und Software-Erweiterungen anpassen. So flexibel ist kein anderes Abspielgerät.

Wer minimalistische Lösungen favorisiert, kann auch zu einem MP3-Spieler mit Docking-Station greifen. MP3-Spieler wie Apples iPod classic mit 160 GByte Speichervolumen bieten selbst für umfangreiche Musiksammlungen ausreichend Platz.

Ebenso groß ist die Auswahl an Streaming-Lösungen: Reine Audio-Streaming-Clients wie Pinnacles Soundbridge oder Logitechs Squeezebox werden am Verstärker im Wohnzimmer angeschlossen und spielen Musik per Netzwerk vom entfernten Arbeits-PC oder einer kompakten Netzwerkfestplatte (Network Attached Storage, NAS) ab. Mit der Squeezebox Duet bietet Logitech seit kurzem eine Lösung, mit der sich Audioverteilsysteme für mehrere Räume aufbauen lassen. Über die Fernbedienung mit gut ablesbarem Display lässt sich die Musikwiedergabe im ganzen Haus steuern.

Wer sich beim Stillen seines Medienhungers ausschließlich auf Musik beschränkt, kann auch im Internet aus dem Vollen schöpfen. Internetradiostationen erlauben Zugriff auf Musikstationen aus allen Erdteilen. Community-basierte Dienste wie Last.FM eröffnen neue Musikhorizonte, indem sie die eigenen Hörgewohnheiten protokollieren und Verbindungen zu geistesverwandten Musikliebhabern in der ganzen Welt knüpfen.

Immer mehr Heimkino-Receiver (etwa von Denon, Onkyo, Pioneer oder Yamaha) können als Audio-Streaming-Client in ein heimisches LAN einbezogen werden und oft auch eigenständig auf Internetradiostationen zugreifen. Hier ist allerdings die Bedienbarkeit oft nicht auf dem Stand, den man im Consumer-Bereich eigentlich verlangt.

Auch das Angebot kommerzieller Musik aus dem Internet kann sich inzwischen hören lassen. Während es die Musik in den ersten Internetjahren ausschließlich in den viel gescholtenen Tauschbörsen zum Download gab, hat die Musikindustrie den Ball inzwischen aufgefangen und ein legales Angebot auf die Beine gestellt.

Download-Portale wie iTunes und Musicload erlauben das Herunterladen von Einzeltiteln. Streaming-Dienste wie Real Networks RealMusic oder der Abo-Dienst Napster ermöglichen sogar das unbegrenzte Stöbern in Millionen von Titeln. Doch diese Vielfalt gibt’s nur um den Preis des digitalen Rechtemanagements (DRM), mit dem die Industrie das unkontrollierte Verbreiten ihrer Inhalte über Tauschnetzwerke verhindern will. Wer DRM-geschützte Musik kauft oder mietet, kann sie nicht auf allen oben beschriebenen Endgeräten abspielen, sondern muss zunächst prüfen, ob die Player das jeweilige DRM-System unterstützen. Im Falle des iTunes Stores ist das einfach: Nur Apple-Produkte und PCs beherrschen das FairPlay-DRM. Bei allen anderen Online-Portalen und Geräten hilft nur ein genauer Blick auf den Beipackzettel.

Das legale Videoangebot nimmt sich gegenüber dem Musikangebot mehr als bescheiden aus. Einerseits ist dieser Abstand technisch bedingt: Während sich eine Minute Audiomaterial ohne nennenswerte Qualitätseinbußen auf etwa 1 MByte zusammenschrumpfen lässt, muss man für eine Minute Video in Standardauflösung selbst mit dem aktuellsten Kompressionsverfahren rund das 20-fache veranschlagen. Video benötigt somit mehr Bandbreite beim Übertragen, mehr Festplattenkapazität beim Speichern und mehr Rechenleistung bei der Wiedergabe und ist so automatisch „one step behind“.

Andererseits folgen die Filmkonzerne mit ihrer Freigabe-politik dem Vorbild der großen Musik-Labels, halten dabei allerdings einen gehörigen Abstand von etwa fünf Jahren. Wie die Musik- so hat auch die Filmindustrie ihre liebe Mühe, sich von den etablierten Vertriebsmethoden über physische Datenträger wie Kassetten, DVDs und neuerdings Blu-ray Discs zu verabschieden. Zwar hat man mit der DVD die Büchse der Pandora bereits geöffnet – Digitalisierung ermöglicht die Kopierbarkeit ohne Qualitätsverlust – doch ist man noch nicht so fortgeschritten wie die Musikindustrie, die den Kunden mit der Audio-CD digitale Master in studioähnlicher Qualität in die Hand gedrückt hat.

Während die von CD erreichte Klangqualität schon an die Grenzen des menschlichen Wahrnehmungsvermögens geht, sind visuelle Steigerungen zur DVD sehr offensichtlich möglich. Dem Schutz der nun in hochauflösender Form angebotenen Inhalte kommt daher die höchste Priorität zu.

Das legale Filmangebot fällt nicht nur hinter dem Musikangebot zurück, es verblasst geradezu angesichts des weiten Feldes an illegalen Download-Möglichkeiten. Ein spärliches Angebot an legalen Videos findet sich in gut durch DRM abgeschirmten Bereichen einer Handvoll Download-Portale. Selbst die Regale der Online-Portale der Spielkonsolen Xbox 360 und Playstation 3, die als geschlossene Systeme ein Höchstmaß an Sicherheit bieten, werden von den Inhalteanbietern nur zögerlich bestückt. Ebenso mau sieht das Videoangebot im jüngst erweiterten iTunes Store aus: Eine Handvoll Top-Serien steht bereit, Filme sucht man noch vergebens. Da die Industrie momentan die USA zum Testmarkt erkoren hat, bleibt vom dort schon mageren Angebot hierzulande bestenfalls eine Fastenspeise übrig.

Was sich an Blockbustern auf hiesigen Festplatten tummelt, stammt daher oft aus düsteren Quellen oder wurde aus dem Fernsehen mitgeschnitten. Für Videos in Standardauflösung hat sich dabei das MPEG-4-Format (DivX oder Xvid) im AVI-Container als Quasi-Standard durchgesetzt. Vor AVI-Dateien macht daher selbst Microsofts Media Center nicht halt und spielt sie – einen kostenfrei nachinstallierten MPEG-4-Decoder vorausgesetzt – klaglos ab. Auf DivX und Co. verstehen sich beinahe alle Geräte, die am heimischen TV-Ge-rät ihren Dienst tun: Sowohl günstige DVD-Spieler als auch Video-Streaming-Clients oder kompakte Multimediafestplatten.

Letztere Gerätekategorie ist aus einfachen externen USB-Festplattengehäusen hervorgegangen, die – um eine direkte Abspielfunktion, Audio/Video-Decoder-Elektronik und eine Fernbedienung bereichert – somit zum Festplattenspieler für Audio, Fotos und Video mutierten. Am PC per USB befüllt, lassen sich die kompakten Boxen auch für einen Videoabend bei Freunden in den Rucksack packen. Mobile Videospieler im Taschenformat hingegen machen als TV-Zulieferer meist keine gute Figur – nur Topmodelle wie Cowons A2 können Standard-Videos auf die Mattscheibe zaubern, sind mit Preisen über 300 Euro allerdings nicht gerade billig. Die Mehrzahl der Video-Portis hingegen verlangt zeitraubende Konvertierungen in ein hauseigenes Format.

Eine weitere beliebte Videoquelle: DVDs, die – so sie denn ohne CSS-Schutz vorliegen – auch von Festplatte abspielbar sind. So lässt sich Microsofts Media Center durch eine leichte Modifikation nutzen, gegrabbte DVD-Sammlungen direkt von Festplatte abzuspielen (siehe Artikel ab S. 138). Einige Festplattenspieler verstehen sich auf die Wiedergabe von ISO-Images von DVD-Strukturen – in diesem Fall ist der Inhalt einer ganzen Silberscheibe in einer einzigen Datei von bis zu 9 GByte Größe verpackt. Alle DVD-Menüs bleiben bei der Wiedergabe erhalten.

Was die Verteilbarkeit der Videoinhalte im Heimnetz angeht, so hat man beim Streamen von Videos in Standardauflösung gute Chancen, auch ohne feste Ethernet-Verbindung mit Funk- oder Powerline-Technik zum Ziel zu kommen. Dabei hat die Datenübertragung via Stromnetz den Vorteil, relativ störunempfindlich zu sein, während die Qualität einer WLAN-Verbindung stets durch äußere Faktoren wie hinzukommende Funknetze oder andere Störer (Bluetooth-Geräte oder DECT-Telefone) jederzeit einbrechen kann.

Fernsehen ist nach wie vor ein zentraler Baustein der multimedialen Heimbespaßung. Im digitalen Zeitalter ist das Angebot reichhaltiger, aber nicht unkomplizierter geworden. Das terrestrische Antennenfernsehen hat durch die Digitalisierung als Überall-Fernsehen (DVB-T) eine Renaissance erlebt. Doch die von den TV-Geräteherstellern mit dem Label „digitale Qualität“ beworbene Bildausgabe ist oft alles andere als berauschend.

Angesichts der niedrigen Bitrate von rund 2 bis 3 MBit/s im MPEG-2-Format sind Überblendungen in Ministeck-Optik an der Tagesordnung. Auch in puncto Ton reizt DVB-T die technischen Möglichkeiten nicht mehr aus: Im vergangenen Jahr haben die Sendeanstalten die Ausstrahlung von diskretem 5.1-Sound im DolbyDigital-Format (AC3) über DVB-T eingestellt.

Glücklicher ist dran, wer eine Satellitenschüssel montieren kann. Über DVB-S hat man Zugriff auf ein umfangreiches Angebot deutschsprachiger und ausländischer Sender – in deutlich besserer Bildqualität als beim terrestrischen Digitalfernsehen und mit diskretem 5.1-Sound für die Heimkinoanlage. Das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist wie das der privaten Free-TV-Stationen zumindest derzeit noch unverschlüsselt zu empfangen. Beste Voraussetzungen, um Fernsehsendungen aufzuzeichnen und weiter zu verarbeiten.

Festplatten-Receiver für DVB-T oder -S – sogenannte Personal Video Recorder (PVR) – speichern das unverschlüsselte Material auf ihren internen Festplatten. Gerade die günstigeren unter ihnen erweisen sich dabei allerdings meist als Datengrab – es gibt keinen Weg, die Dateien aus dem Gerät zu bekommen und an anderer Stelle zu sichern. Nur Top-Modelle erlauben das Auslesen der Festplatte per Ethernet oder USB.

Fraglich ist zudem, ob der Free-TV-Empfang per Satellit auch in Zukunft noch ohne Verschlüsselung den Weg durchs All zum Kunden findet. Die privaten Free-TV-Anbieter bemühen sich, im Zuge der Digitalisierung eine sogenannte Grundverschlüsselung einzuführen. Wie bei Pay-TV-Angeboten lassen sich solche Sender nur mit einer gültigen Kundenkarte entschlüsseln.

Wie das aussehen soll, haben die privaten Senderketten eindrucksvoll bei ihrem Einstieg ins digitale Kabelfernsehen DVB-C demonstriert. Dank des in Deutschland stark fragmentierten Kabelmarktes durften digital interessierte Kabelkunden deutschlandweit verschiedene Freischaltprozeduren durchlaufen, um RTL und Co. überhaupt empfangen zu können. Neben sogenannten Freischaltgebühren erheben manche Kabelanbieter zusätzlich eine monatliche „technische Bereitstellungsgebühr“ – nicht zu verwechseln mit einer Abo-Gebühr fürs Pay-TV.

Beim Empfang von verschlüsseltem Fernsehen ist der zu betreibende technische Aufwand generell höher – so benötigt man ein Entschlüsselungsmodul, dass bei DVB-Receivern und PC-Lösungen meist in Form eines Conditional Access Moduls (CAM) daherkommt. Leider fehlt ausgerechnet Microsofts Media Center als dezidierter TV-Wohnzimmer-Oberfläche die CAM-Unterstützung. Nur auf Umwegen lässt sie sich daher zum Empfang von verschlüsselten DVB-C oder -S-Inhalten bewegen.

Stand-alone-Geräte können meist ohne Probleme mit verschlüsselten Inhalten umgehen – wäre da nicht der in Kürze anstehende Wechsel des Verschlüsselungsverfahrens von Nagravision auf NDS VideoGuard. Pay-TV-Sender Premiere will bei seinem SAT-Angebot vorangehen. Da für das neue System derzeit keine CAMs zur Verfügung stehen, ist das Aufzeichnen auf nicht Premiere-zertifizierten Endgeräten in Zukunft unmöglich.

Auch einige Kabel-TV-Anbieter denken laut über neue Verschlüsselungsmethoden nach. Einziger Trost: Die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten verfahren nach wie vor nach der Devise „unverschlüsselt statt grundverschlüsselt“. Bei ARD und ZDF gibt es auch in Zukunft etwas zu sehen.

Wenn es um den Schutz bei Ausstrahlung und Vertrieb von Videos in Standardauflösung geht, kann man die Inhalteanbieter vielleicht als „übervorsichtig“ bezeichnen. Bei HD-Inhalten hört der Spaß endgültig auf. HD-TV findet in Deutschland fast ausschließlich als verschlüsseltes Material den Weg zum Zuschauer.

Insgesamt ist der HD-Zug etwas ins Stocken geraten. Die ProSiebenSat.1-Gruppe hat ihr HD-Engagement kürzlich beendet. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen erst 2010 in den HD-Regelbetrieb einsteigen. Bis auf sporadische Testausstrahlungen bleibt HD-Enthusiasten momentan nur das Pay-TV-Angebot von Premiere. Mit dem Wechsel auf NDS VideoGuard – zunächst nur für DVB-S – rückt die attraktive Option der Aufzeichnung und Archivierung von HD-Material noch weiter in die Ferne.

Zum HDTV-Empfang am PC benötigt man neben einer TV-Karte die Entschlüsselungstechnik in Form eines CI-Moduls und noch das passende CAM, das wiederum die eigentliche Smartcard des Pay-TV- oder Kabelnetzbetreibers enthält. Die Dekodierung des in MPEG-4 AVC (H.264) komprimierten HD-Stroms in einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten (1080i) ist zudem nichts für schwachbrüstige Rechner. Ein Dual-Core-System sollte es schon sein.

Microsofts Media Center ist zur Wiedergabe von HD-TV wegen der internen Beschränkung auf den MPEG-2-Codec bei der TV-Wiedergabe nicht zu gebrauchen. Abhilfe schafft eventuell das von Microsoft in Aussicht gestellte VMC-Update namens „Fiji“, das dem Media Center Gerüchten zufolge sowohl die erhoffte DVB-C und -S-Unterstützung als auch HD-Unterstützung bringen soll.

Wer HD-Filme von optischen Datenträgern genießen möchte, hat mit dem Sieg der Blu-ray Disc über die HD DVD nun immerhin Investitionssicherheit. Die Industrie hatte dank des Formatstreits zwar einigen Vorsprung, um Abspiellösungen für den PC zu entwickeln – geholfen hat es indes wenig. Das Abspielen von Blu-ray Discs am PC erweist sich in der Praxis immer noch als Minenfeld. Nur in wenigen Kombinationen arbeiten Grafikkarte, Player-Software und Blu-ray-Laufwerk so gut zusammen, dass HD-Filme tatsächlich mit Genuss betrachtet werden können. Wer es dennoch wagen möchte, sollte nicht ohne leistungsstarke Dual-Core-CPU und aktuelle Grafikkarte an den Start gehen (siehe auch „Blaue Scheibenwelt“, c't 9/08, S. 92).

Bei den Notebooks sieht es mit der Blu-ray-Unterstützung derzeit noch problematischer aus. Da man hier auf die Leistungsfähigkeit der verbauten Chipsätze angewiesen ist, sollte man beim Kauf Vorsicht walten lassen. Der sicherste Weg zur problemlosen Wiedergabe von Blu-ray-Discs dürfte derzeit immer noch die Playstation 3 sein. Wie beim Thema HD-TV so muss das Windows Media Center auch bei der Blu-ray-Wiedergabe passen.

Festplattenspieler der jüngsten Generation können hingegen überraschend gut mit HD-Material von Blu-ray Disc umgehen. Die dort eingebauten digitalen Signalprozessoren (DSPs) kommen auch in Stand-alone-Playern zum Einsatz. Das zeigt eine gewisse Bigotterie der Industrie, denn es gibt so gut wie keine freien HD-Inhalte, und das Umgehen des Blu-ray-Kopierschutzes ist hierzulande strafbar.

Auch hochaufgelöstes Futter für HD-fähige Video-Streaming-Clients ist letztlich nur in Ausnahmefällen legal zu beschaffen. Selbst wer sich mit einem Premiere-Abonnement und entsprechender DVB-C oder -S-Ausrüstung mit dem PC auf die Lauer legt, um das dortige HD-Programm mitzuschneiden, verstößt gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Pay-TV-Anbieters.

Die meisten Online-Videotheken müssen beim Thema HD passen – hochaufgelöste Inhalte sind grundsätzlich nur in homöopathischen Dosen zu finden. Bei Videoload befinden sich unter den insgesamt 146 Titeln in HD-Auflösung gerade einmal 31 Kinofilme, die neuesten stammen aus dem Jahre 2006.

Unterhaltungselektronik und Computertechnik nähern sich seit Jahren aneinander an – im guten wie im schlechten Sinne. Der Media-Center-PC kommt zwar mit verführerischer Bedienoberfläche und Flexibilität beim Erweitern daher, kann seinem Ruf als „Alleskönner“ jedoch auf diesem hohen Niveau der Bedienerfreundlichkeit nicht gerecht werden: Was nutzt ein Media Center, wenn es sich nicht auf DVB-C oder -S-Empfang oder die Wiedergabe von HD-Inhalten versteht?

Die auf einen deutlich kleineren Funktionsumfang festgelegten Stand-alone-Geräte orientieren sich zumindest bei der Anzahl der Unterstützten Audio/Videoformate an der vom PC gewohnten Vielfalt. Doch wie sehr die Entwickler mit eben dieser Breite zu kämpfen haben, lässt sich an der Zahl der in diesem Produktbereich üblichen Firmware-Updates ablesen – der PC lässt grüßen.

Längst nicht jede im Comsumer-Bereich verbaute Schnittstelle lässt sich wie erwartet nutzen. So warten viele Geräte zum Beispiel mit USB-Buchsen zum Anschluss von externen Speichermedien auf, beschränken sich dann jedoch auf FAT32-formatierte Medien und die MP3-Wiedergabe. Wer schon eine Wechselfestplatte mit Filmen sein Eigen nennt, wird enttäuscht sein. Auch eine Netzwerkschnittstelle ist nicht unbedingt ein Garant dafür, dass sich eine Videofestplatte auch mit Medien-Servern im Heimnetz versteht.

Was die Stand-alone-Geräte im Vergleich zu aktuellen Multimedia-PCs oder Notebooks mit dem Vista Media Center leisten, lesen Sie im folgenden Artikel „Wohnzimmer digital“. Wer mit dem Gedanken spielt, statt ein Media Center von der Stange zu kaufen, selbst zum Schraubendreher zu greifen, erfährt ab Seite 130, was beim Aufbau eines Media-Center-PC zu beachten ist und welche Hardware in Frage kommt. Mit den Einschränkungen des Media Centers und vor allem deren Beseitigung beschäftigt sich der Artikel „Medienzentrale de luxe“ ab Seite 138 in c't 11/08.

Mit dem hochauflösenden Display an der Wand und der Fernbedienung in der Hand kann sich die Fernsehnation zukünftig mit allerlei zusätzlichen digitalen Couch-Aktivitäten die Zeit vertreiben. Zwar ist die Programmierung digitaler Videorecorder ganz sicher einfacher als die urtümlicher VHS-Recorder, aber technophilen Naturen können wir versprechen, dass die vielen Unzulänglichkeiten der digitalen Multimediaversorgung noch auf Jahre hinaus für ähnlichen Bastelspaß sorgen wie die gute alte Modelleisenbahn.

"Medienzentrale PC"
Artikel zum Thema "Medienzentrale PC" finden Sie in der c't 11/2008:
Kaufberatung: IT im Wohnzimmer S. 114
Media-Center-PC kontra Unterhaltungselektronik S. 120
Selbstbau und Konfiguration von Media-Center-PCs S. 130
Funktionsumfang des Windows Media Center erweitern S. 138

(sha)