Microsoft: Deutsche Rechenzentren für Daten in der Cloud

Nicht erst seit Safe Harbor gibt es einen Markt für Clouddienste, bei denen die Daten nicht auf die ganze Welt verteilt werden. Microsoft will das mit zwei deutschen Rechenzentren und einem nicht unbekannten “Datentreuhänder” realisieren.

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Satya Nadella stellt das neue Cloud-Angebot in Berlin vor

CEO Satya Nadella stellt das neue Cloud-Angebot in Berlin vor.

(Bild: heise online/vbr)

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Mit zwei Rechenzentren in Deutschland will Microsoft künftig Cloud-Dienste für datenschutzbewusste Kunden anbieten. Deren Daten werden ausschließlich in den von der Telekom als “Datentreuhänder” betriebenen Rechenzentren in Frankfurt/Main und Magdeburg gespeichert und verarbeitet, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Demnach findet eine Übertragung der Daten in andere Rechenzentren nicht statt. Im zweiten Halbjahr 2016 will Microsoft mit Azure aus den deutschen Rechenzentren loslegen, danach sollen die weiteren Cloud-Dienste wie Office 365 oder Dynamics CRM folgen.

"Kunden können weiterhin unsere öffentlichen, privaten und hybriden Cloud-Lösungen nutzen oder sich dafür entscheiden, unsere Services aus deutschen Rechenzentren zu beziehen und den Zugang zu ihren Daten durch einen deutschen Datentreuhänder kontrollieren zu lassen“, erklärte Satya Nadella am Mittwoch in Berlin. Der Microsoft-CEO, dessen Unternehmensstrategie auf Cloud- und Mobildienste aufbaut, hat es sich nicht nehmen lassen, das neue Angebot am Mittwoch in Berlin persönlich vorzustellen.

"Die Daten liegen in deutschen Rechenzentren, betrieben von einem deutschen Unternehmen, unter deutscher Rechtsprechung", erklärte Microsofts Interims-Deutschlandchef Alexander Stüger. Microsoft verkauft den Kunden seine Clouddienste, die Daten liegen dann in den vom “Datentreuhänder” T-Systems betriebenen Rechenzentren. Als solcher hat die Telekomtochter die physikalische Hoheit über die Daten. Die beiden Standorte sind über die Netzanbindung hinaus noch mit einer dezidierten Netzstrecke verbunden, um Ausfallsicherheit und Redundanz zu erhöhen. "Endlich haben wir eine deutsche Cloud", sagte T-Systems-Chef Reinhard Clemens.

Nach dem Safe-Harbor-Urteil des Europäischen Gerichtshofes, der das umstrittene Abkommen zum Datenaustausch zwischen EU und den USA gekippt und damit für starke Verunsicherung bei internationaler Datenverarbeitung gesorgt hat, passt das Angebot in die Zeit. Die deutschen Rechenzentren sind allerdings keine Reaktion auf Safe Harbor, heißt es bei Microsoft, so schnell lasse sich das auch nicht aufziehen. „Mit dem neuen Angebot reagieren wir auf die steigende Nachfrage nach unseren Cloud-Diensten in Deutschland", erklärte Stüger. Es gibt einen Markt für Cloud-Angebote, die dem Kunden die Kontrolle über seine Daten ermöglichen.

Nadellas Strategie setzt voll auf die Cloud. Daraus ergibt sich für Microsoft der Zwang, international unterschiedliche Datenschutzstandards und Anforderungen zu beachten. Unternehmen, die zum Beispiel ihre Kundendaten mit Microsoft CRM-Lösung verwalten oder Office 365 einsetzen, sind dabei nationalen und europäischen Gesetzen verpflichtet. Mit regionalen Rechenzentren kann Microsoft sicherstellen, dass die Daten nur im Geltungsbereich und entsprechend der jeweiligen Gesetze gespeichert und verarbeitet werden. (vbr)