Alles an Bord!

Smartphones haben unsere Jackentaschen erobert und dienen als Nachrichtenzentrale, Fotomaschine oder Multimedia-Player. Im Gespann mit Navi-Software und Kartenmaterial verwandeln sich Handys noch zusätzlich in Navigationsgeräte, die über Mobilfunk sogar Dienste nutzen, auf die günstige Stand-alone-Navis nicht zugreifen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Daniel Lüders

Aktuelle Smartphones enthalten fast alles, um spielend Navigationsaufgaben zu bewältigen und brauchen zudem weniger Platz im Reisegepäck als ihre Brüder aus einem Guss (deren Test folgt auf c't 10/2009, S. 88). Mittlerweile gehört ein GPS-Empfänger bei Smartphones schon fast zum guten Ton. Brauchbare Geräte mit GPS-Empfänger kosten ohne Vertrag ab etwa 250 Euro, mit einem gesponserten Vertrag bekommt man sie fast für lau. Zu den günstigeren Geräten gehören beispielsweise das Nokia 6210 Classic ohne und das HTC Touch mit Touchscreen. Eine Liste von GPS-Handys findet man beispielsweise auch in unserer Handy-Datenbank (www.handy-db.de).

Ist der Bildschirm des Smartphone groß und hell genug, womöglich sogar gut entspiegelt und ein leicht bedienbarer Touchscreen eingebaut, stehen die GPS-Mobilfunker im Hinblick auf ihre Hardware ihren Konkurrenten aus dem Stand-alone-Lager in nichts nach. Mit kleinem, spiegelndem Bildschirm unterhalb von drei Zoll Diagonale verliert man hingegen schnell den Überblick auf der Kartenansicht. Beim spiegelnden Bildschirm kann Abhilfe geschaffen werden: Zur Not behilft man sich mit einer matten Schutzfolie für das Display. Doch bei der Bildschirmgröße lässt sich nichts machen. Dann sollte zumindest der Lautsprecher die Sprachanweisungen laut genug wiedergeben und die Software dafür sorgen, dass die Eingabemöglichkeiten und andere Gegebenheiten optimal ausgenutzt werden.

In der Praxis stößt man noch auf weitere Schwierigkeiten: So fehlt bis auf einige wenige Ausnahmen wie beim XDA Guide ein Kfz-Einbauset samt Ladekabel. Für alle anderen bietet der schwedische Hersteller Brodit (www.brodit-shop.de) eine passende Halterung an, verlangt aber je nach Ausführung etwa 25 bis 80 Euro. Ohne Ladekabel verkürzt sich die Laufzeit der Smartphones bei angeschaltetem GPS und Internetverbindung mitunter drastisch auf wenige Stunden – eine Größenordnung, in der auch die meisten Navis liegen. Will man auch die TMC-Staumelde-Signale empfangen, braucht man eine Bluetooth-GPS-Maus mit TMC-Empfänger beispielsweise von Global Navigation Systems, die mit etwa 75 Euro zu Buche schlägt (erhältlich unter anderem bei www.gps-haus.de). Damit lassen sich auch Smartphones ohne GPS in ein Navi-Handy verwandeln.

Hat man diese Hürden genommen, merkt man bei einigen GPS-Smartphones schnell, dass die beigelegte Navi-Lösung entweder nur als Demo vorliegt oder keine Karten mitbringt und horrende Mobilfunkkosten verursachen kann, wenn man den Service häufiger nutzt. Denn bei sogenannten Offboard-Navi-Systemen wird erst bei der Routenerstellung das benötigte Kartenstück heruntergeladen. Für eine Überlandstrecke von etwa 100 Kilometer kommen beispielsweise schon ein bis zwei MByte an Daten zusammen. Der Vorteil der Offboard-Lösungen: Man hat automatisch Zugriff auf das aktuelle Kartenmaterial und oft auch Verkehrsdaten. Der Nachteil: Ohne Daten-Volumentarif kann die monatliche Mobilfunkrechnung bei regelmäßigem Navi-Einsatz schnell die 100-Euro-Marke durchbrechen – und damit den Preis eines Billig-Navis übersteigen – außer man nutzt ausschließlich die Internet-Anbindung über WLAN-Funk, den viele GPS-Handys haben, um das Kartenmaterial herunterzuladen.

Will man unterwegs aber auf Nummer sicher gehen, empfiehlt sich eine Datenflatrate. Die Preise reichen von zehn Euro bei E-Plus und 25 Euro bei O2 bis zu 35 Euro bei T-Mobile und Vodafone. Die beiden teureren Netze sind deutlich besser ausgebaut, doch für die reine Offboard-Navigation dürfte auch das nicht mal auf HSDPA aufgestockte E-Plus-Netz halbwegs ausreichen. Auf lange Sicht bleibt ein Onboard-Navi-Smartphone oder ein Billig-Navi günstiger als eine Offboard-Lösung.

Egal, welche Wahl man trifft: Ein billiges Stand-alone-Navigationsgerät mit 70 bis 160 Euro kostet ähnlich viel wie ein Set aus notwendigem Navi-Zubehör und Software für ein GPS-Smartphone. Immerhin reduziert das Navi-Smartphone den Gerätepark um eins und hat die Möglichkeit, auf Online-Funktionen zuzugreifen, die sonst teuren Navigationsgeräte mit integriertem Mobilfunk jenseits der 400-Euro-Marke vorbehalten sind.

Bleibt also noch die Frage offen, ob Smartphone-Onboard-Navi-Gespanne in Bedienung und Funktionsumfang genauso überzeugen können wie die mittlerweile sehr günstig gewordenen Spezialisten, die in ihrer Bedienung von Kopf bis Fuß auf Navigation eingestellt sind und alles von der Halterung bis zum Kartenmaterial mitbringen. In den folgenden Tests zeigen sechs Onboard-Smartphone-Programme, was sie diesbezüglich können.

Wer viel navigiert und sich die zusätzliche monatliche Abgabe für die Datenflatrate und Zeit bei der Routenberechnung sparen möchte, greift also zu einer Software, die ihr Kartenmaterial auf einer Speicherkarte mitbringt: sogenannte Onboard-Navigationen, die wir hier testen. Mit Hilfe einer Speicherkarte, die 1 GByte und mehr fasst und fast jedem aktuellen Smartphone schon beiliegen, ist es auch kein Problem mehr, das passende Kartenmaterial in die Mobiltelefone zu integrieren.

Zwischen 50 bis 150 Euro kosten die hier auf Tauglichkeit geprüften Programme, die ihre Karten bereits dabei haben. Die sechs Programme kommen teilweise von Herstellern wie TomTom, Navigon und Garmin, die auch im Stand-alone-Navi-Markt nicht fremd sind. Deshalb kann man zumindest ähnlichen Funktionsumfang und gute Routing-Qualitäten wie bei den Spezialisten erwarten. Points-of-Interest-Datenbanken gehören genauso dazu wie ein Routenplaner mit mehreren Zwischenzielen und Favoritenlisten. Wer außerdem dennoch die Online-Funktionen seines Smartphones nutzen möchte, kann sich bei einigen Programmen nach Wunsch auch mit aktuellen Verkehrsdaten, Wettervorhersagen oder Blitzampel-Standorten versorgen lassen.

Das Testfeld enthält Aspiranten von ALK, Garmin, Navigon, Route 66, Sygic und TomTom. Alle sechs Kandidaten laufen unter Windows Mobile und bis auf den TomTom Navigator 7 steht auch eine Version für Symbian OS S60 bereit. Garmin bietet seinen Mobile-XT-Navigator sogar für Palm und Blackberry an.

Die meisten Programme liegen schon in der siebten Generation vor und versprechen die nötige Reife, um den Nutzer sicher zum Ziel zu leiten und in ihren Führungsqualitäten zumindest mit den Stand-alone-Navis gleichzuziehen.

Im Unterschied zu Billig-Navis besitzen alle Smartphones mit Hilfe von Mobilfunk eine Verbindungsmöglichkeit zum Internet, welche die meisten der Onboard-Navi-Lösungen für Connected-Dienste wie Verkehr und Wetter nutzen. Hierfür empfehlen sich allerdings Datenflatrates.

Alle Programme mussten im Test auf Strecken in der Stadt und über Land ihre Führungsqualitäten unter Beweis stellen. Dafür wurden bekannte Testrouten mit den Optionen für die schnellste oder kürzeste Strecke erstellt und Streckenneuberechnungen erzwungen. Ebenso prüften wir das Verhalten bei unübersichtlichen Kreuzungen und verschachtelten Ausfahrten. Des Weiteren begutachteten wir den Installationsprozess und die Bedienung.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 10/2009.


"Das Handy als Navi"

Artikel zum Thema "Das Handy als Navi" finden Sie in der c't 10/2009:
Navi-Software für Smartphones S. 80
Stand-alone-Navis der Einsteigerklasse S. 88

(bb)