Marathon-Training

Natürlich lässt sich die Laufzeit fast jedes Notebooks durch den Zukauf von beliebig vielen Akkus endlos erweitern. Es ist aber nicht jedermanns Geschmack, sich den Wecker zu stellen, um nachts den nächsten Akku wieder aufzuladen. Die Alternativen lauten: direkt auf ein konditionsstarkes Notebook setzen und sich selbst auf einen stromsparenden Gebrauch trainieren.

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Die magische Laufzeitgrenze, auf die sich offensichtlich die Industrie eingestellt hat, liegt bei drei Stunden. So lange halten die meisten Notebooks mit einer Akkuladung durch. Das ist nicht etwa technisch bedingt, sondern eine bewusste Entscheidung der Hersteller: Bei sparsamen Notebooks bauen sie kleinere Akkus ein, bei Stromfressern dickere.

Doch es gibt auch Ausnahmen: Über ein Dutzend Langläufer mit Kondition für mehr als acht Stunden haben wir ab Seite 82 versammelt. Viele davon erreichen sogar über 12 Stunden, der Rekord liegt bei 21. Die meisten davon schaffen das allerdings nicht in der Standardausstattung, sondern nur nach Kauf von Hochkapazitäts- und Zusatzakkus.

Die Hochkapazitätsakkus werden anstatt des Standardakkus eingebaut und ragen meist aus dem Gehäuse heraus. Die Zusatzakkus sitzen entweder anstelle des optischen Laufwerks im Wechselschacht oder werden unter das Gehäuse gesteckt. Diese Optionen gibt es nicht für jedes Notebook, sondern der Hersteller muss das explizit vorsehen. Unter verschiedenen Herstellern sind die Akkus daher nicht austauschbar (Ausnahme: Notebooks desselben Whitebox-Produzenten), unter verschiedenen Modellen eines Herstellers selten. Für einige wenige Notebooks gibt es von Fremdherstellern stärkere Akkus, aber das ist in puncto Garantie nicht ganz unproblematisch.

Eine für fast alle Notebooks erhältliche Lösung sind externe Akkus, die das Notebook über den Netzstrom-Eingang versorgen. Das Notebook glaubt dann aber, im Netzbetrieb zu sein, sodass es den internen Akku aus dem externen lädt, nicht alle Stromspartechniken anwendet und keine Restlaufzeit anzeigt. Zudem treten Verluste durch die meist nötige Wandlung der Akkuspannung auf. Insgesamt also eher eine teure Notlösung als ein praktikabler Ansatz.

Eigentlich lässt sich einem Notebook keine feste Laufzeit attestieren, denn die hängt von vielen Aspekten ab, vor allem von der Displayhelligkeit und der Arbeitslast des Prozessors und Grafikchips. Die von uns gemessenen Werte beziehen sich auf eine Helligkeit von 100 cd/m2 sowie keine Prozessor- und Grafiklast. In allen Tests geben wir zusätzliche Laufzeitmessungen an, die Rückschlüsse auf die Leistungsaufnahme von Display, Prozessor und Grafikchip erlauben.

Die Leistungsaufnahme setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem Display, dem Gespann CPU plus GPU und dem Grundsystem, bestehend aus Komponenten wie Chipsatz, Speicher, Peripherie und Festplatte. Diese Grundlast liegt bei etwa 10 Watt, wobei für eine bestehende WLAN-Verbindung etwa 1 Watt, für UMTS etwa 2 bis 3 Watt und für eine arbeitende Festplatte um 2 Watt hinzukommen. Das Display, genauer die Hintergrundbeleuchtung, benötigt je nach Helligkeit und Größe 5 bis 20 Watt.

Prozessor und Grafikchip fressen den fettesten Happen – wenn sie zu tun haben. Unter Volllast benötigen sie mindestens 25 Watt, einige sogar deutlich mehr. Die meisten können ihren Takt drosseln und ziehen dann bei Volllast nur 10 bis 15 Watt – bei natürlich geringerer Rechenleistung. Ohne Last regeln sich moderne Prozessoren auf weit unter 2, meist unter 0,5 Watt herab. Das Umschalten geschieht sehr schnell, sodass der durchschnittliche Verbrauch bei Beschäftigungen wie Surfen, Textverarbeitung oder Mail kaum höher liegt als diese Ruhelast. Grafikchips schaffen das nicht und belasten den Akku auch beim Anzeigen eines stehenden 2D-Bilds mit 2 bis 5 Watt, wobei im Allgemeinen die Radeon-Chips zu den sparsameren und die GeForce-Chips zu den verschwenderischen zählen.

Zusammengerechnet liegt ein nichtstuendes Notebook also bei etwa 15 Watt, bei normalen Aufgaben bleibt es unter 20 – zuzüglich 2 bis 5 Watt, falls ein Grafikchip an Bord ist. DVD-Videos beschäftigen es mit weiteren 5 bis 10 Watt. Bei hoher Helligkeit und unter starker Last saugt es dann doppelt oder dreimal so stark am Akku.

Auf Stromsparen getrimmte Notebooks (meist Subnotebooks) und die mit leistungsschwacher Hardware ausgestatteten Netbooks liegen deutlich darunter, um 6 Watt bei durchschnittlichen Arbeiten sind keine Seltenheit mehr. Dabei helfen Techniken wie Displays mit LED-Hintergrundbeleuchtung oder Prozessoren und Chipsätze mit weiter gesenkter Ruhelast. Gaming- und Multimedia-Notebooks mit High-End-Grafikchips, TV-Tuner und großen Displays liegen oft über diesen Werten und lassen sich selbst beim Nichtstun kaum unter 25 Watt zügeln.

Die wichtigsten Sparmaßnahmen im Akkubetrieb lauten daher, das Display so dunkel wie gerade erträglich zu regeln und es beim Nichtbenutzen möglichst schnell auszuschalten. Prozessor und Grafikchip sollten so wenig Arbeit wie möglich bekommen und gedrosselt laufen. Bei Notebooks mit Hybridgrafik sollte die Chipsatzgrafik aktiv sein.

Um die Erfolge der Stromspartricks zu kontrollieren, reicht ein Blick auf die Restlaufzeit, die Linux, Mac OS und Windows ziemlich zuverlässig anzeigen, wenn sie etwa eine Minute Zeit bekommen, um einen neuen Durchschnittswert zu ermitteln. Tools wie BatteryMon (siehe Link am Artikelende in c't, 14/2009, S.81) zeigen die Leistungsaufnahme direkt an.

Unter Windows Vista erledigen Sie das Stromsparen am einfachsten über die Energiesparpläne (unter XP heißen sie Energieschemen), zwischen denen Sie dann per Klick auf das Batteriesymbol in der Iconleiste umschalten. Oft reicht es, sich zwei Sparpläne passend zu konfigurieren, einen für hohe Leistung und einen fürs Stromsparen. Wer unterwegs wenig rechenintensive Anwendungen nutzt, kommt sogar meist mit einem aus, weil für Netz- und Akkubetrieb unterschiedliche Werte einstellbar sind.

Die Details finden Sie unter Windows Vista in der Systemsteuerung unter „Energieoptionen“, dort klicken Sie auf „Energiesparplaneinstellungen ändern“ und dann „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“. Den Prozessortakt nennt Microsoft Leistungszustand, zu finden in der Prozessorenergieverwaltung. Damit der Prozessor unter Volllast nicht mit vollem Takt läuft, stellen Sie den maximalen Leistungszustand im Akkubetrieb entsprechend niedriger, vielleicht auf 30 Prozent. Falsche Werte, die ein Prozessor gar nicht erreichen kann, stören hier nicht, Windows nimmt dann einfach den nächsten funktionierenden.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 14/2009.


"Notebooks mit Ausdauer"

Artikel zum Thema "Notebooks mit Ausdauer" finden Sie in der c't 14/2009:
Marathon-Training für Ihr Notebook S. 78
15 Langläufer im Test S. 82

(jow)