Linux 4.4 wird Storage- und Netzwerk-Performance verbessern

Linux 4.4 wird einen rudimentären Grafiktreiber für den RasPi enthalten. Durch einige Umbauten an Kernel, Mesa und Qemu sollen KVM-VMs in Zukunft die 3D-Beschleunigung des Hosts verwenden können.

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Linux 4.4
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
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Der im Januar erwartete Linux-Kernel 4.4 wird einen Grafiktreiber für den Broadcom-Prozessor mitbringen, der auf Raspberry Pi und Raspberry Pi 2 steckt. Dieser Treiber unterstützt viele Funktionen selbst, welche die auf dem Kleinstcomputern derzeit meist eingesetzten Treiber nur mit Hilfe der proprietären Firmware realisieren können. Vorerst beherrscht der neue Kernel-Treiber allerdings weder Stromspartechniken noch 3D-Beschleunigung.

Linux 4.4 bringt zudem zwei größere Sätze von Änderungen, die High-End-PCIe-SSDs mehr Leistung zu entlocken. Facebook-Entwickler haben den MD-Code erweitert, damit er bei einem Software-RAID-5 nun ein Journal führen kann. Fürs Erste steigert das nur die Datenintegrität, denn ähnlich wie ein Dateisystem-Journal kann der Software-RAID-Code so einen Speichervorgang zu Ende führen, falls dieser durch einen Systemabsturz unvollständig oder fehlerhaft ausgeführt wurde. Es sind aber bereits Verbesserungen angedacht, um mit Hilfe des Journals auch die Performance zu steigern.

Zum Kernel stößt ferner ein Treiber für USB-WLAN-Chips von Realtek. Es gibt zudem einige Optimierungen an den Locking-Mechanismen im Code zum TCP-Verbindungsaufbau. Durch einen Satz von Änderungen konnte der zuständige Entwickler die Zahl der auf seinem Testsystem per SYN/ACK hergestellten TCP-Verbindungen um das Zwei- bis Dreifache steigern; ein zweiter Satz an Patches erhöhte die Zahl abermals auf letztlich 6 Millionen Pakete pro Sekunde. Diese Umbauten steigern die Performance des TCP-Handshakes und erschweren zugleich DDoS-Attacken, weil der Kernel mehr Anfragen handhaben kann, bevor er unter enormer Last ins Straucheln gerät.

Die-Entwickler verbessern zudem einen Kernel-Grafiktreiber, damit in virtuellen Maschinen (VM) laufende Linux-Distributionen über ihn die 3D-Beschleunigung des Hosts nutzen können. Die Funktion wurde in den vergangenen Jahren unter dem Schlagwort "Virgl 3D" entwickelt; sie ist für Virtualisierung mit KVM gedacht und erfordert Änderungen, die bereits in die Grafikbibliothek Mesa und dem bei der KVM- und Xen-Virtualisierung verwendeten Qemu eingeflossen sind. Andere Virtualisierungssysteme ermöglichen schon länger eine Nutzung der 3D-Beschleunigung in Gästen; diese sind aber proprietär oder erfordern die Installation von Treibern, die der offizielle Kernel und viele Distributionen nicht mitliefern.

Diese Neuerungen des Mitte Januar erwarteten Kernels sind jetzt absehbar, denn zwei Wochen nach der Freigabe von Linux 4.3 hat Linus Torvalds zum Wochenstart die erste Vorabversion von Linux 4.4 freigegeben. Damit hat er wie üblich die "Merge Window" genannte Hauptentwicklungsphase beendet. Bis zur Freigabe konzentrieren sich die Entwickler jetzt auf Qualitätsaspekte. Größere Änderungen gibt es daher von nun an nicht mehr; in der Hauptentwicklungsphase eingeflossen Verbesserungen werden auch nur sehr selten vor der Fertigstellung wieder rausgeworfen oder lahmlegt.

Bislang wurden für Linux 4.4 rund 12.200 Änderungen im Quellcodeverwaltungssystem vorgenommen; damit wird Linux 4.4 zu den Kernel-Versionen zählen, die zirka ein- bis zweitausend mehr Änderungen bringen als zuletzt üblich. (thl)