Ultraschall und Gasbläschen ermöglichen erstmals Öffnung der Blut-Hirn-Schranke

Die so genannte Blut-Hirn-Schranke schützt unser Denkorgan vor Fremdstoffen – verhindert aber auch die Aufnahme der meisten Medikamente. Kanadische Forscher konnten sie jetzt erstmals gezielt öffnen.

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Ultraschall und Gasbläschen ermöglichen erstmals Öffnung der Blut-Hirn-Schranke
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Von
  • Sascha Mattke

Forschern am Sunnybrook Health Sciences Center in Kanada melden einen möglichen medizinischen Durchbruch: Mit Hilfe von Ultraschallwellen, die auf im Blut zirkulierende Gasbläschen fokussiert sind, ist es ihnen gelungen, die so genannte Blut-Hirn-Schranke gezielt und nur vorübergehend durchlässig zu machen, berichtet Technology Review online in "Ultraschall öffnet Schranke zum Hirn". Damit bliebe die wichtige Schutzwirkung dieser Schranke grundsätzlich erhalten, sie ließe sich jedoch kurzfristig und selektiv öffnen, um beispielsweise Chemotherapien gegen Hirntumore zu verabreichen.

Mit fokussiertem Ultraschall wird heute in der Medizin bereits Eierstock- oder Prostatakrebs bekämpft. Mehrere Schallwellen werden dabei so gebündelt, dass sie gemeinsam auf einen bestimmten Bereich des Körpers einwirken und durch Hitzeentwicklung das dortige Gewebe zerstören, während alles andere unbeschadet bleibt. Aus Tierversuchen war bekannt, dass sich auf diese Weise auch die Blut-Hirn-Schranke öffnen lässt, dies aber nicht ohne bleibende Schäden.

Die kanadischen Forscher nutzten deshalb zusätzlich Gasbläschen, die in den Blutkreislauf einer Patientin injiziert wurden und dann mittels fokussiertem Ultraschall zum Vibrieren gebracht wurden. Dafür genügte eine relativ wenig intensive Strahlung, die jedoch offenbar ausreichte, um unter Mitwirkung der Bläschen Lücken in der Blut-Hirn-Schranke entstehen zu lassen. Durch diese konnte ein Kontrastmittel in die anvisierten Bereiche gelangen, was über MRT-Aufnahmen nachgewiesen wurde. Noch offen ist allerdings, ob auch das ebenfalls verabreichte Chemotherapeutikum sein Ziel erreicht hat.

(sma)