Vor fünf Jahren erfanden Intel und Ericsson Bluetooth

Am 21. Mai 1998 startete eine Initiative zur Entwicklung einer neuen Funktechnik namens Bluetooth. Nach übertrieben hohen Anfangserwartungen und anhaltender Enttäuschung findet sich Bluetooth inzwischen in einer Vielzahl von Geräten.

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Von
  • Detlef Borchers

"Sobald er sich wieder rühren und auch die junge maurische Sklavin zu sich nehmen konnte, befahl König Harald, dass alles Volk sich taufen lassen sollte; und obwohl das seltsam schien bei einem, der selber von Odin abstammte, gehorchten doch viele seinem Gebot, denn er hatte lange und glücklich regiert und daher im Land viel zu sagen. Nur in Seenot und bei Krankheiten des Viehs waren die alten Götter noch in Brauch."

Als Frans Bengtsson seine Erzählung vom Wikinger Röde Orm schrieb, konnte er nicht ahnen, das seine Zeilen einen Ingenieur der Firma Intel so rührten, dass dieser in einer kanadischen Bar im Jahre 1997 nicht nur seine Kollegen der Firma Ericsson hochleben ließ, sondern ausgelassen Harald Blauzahn und Röde Orm feierte. Immerhin war so der Name für eine Technik gefunden, die die Gegensätze zwischen der Welt der Telefonie und der der Computer überbrücken sollte. Ganz wie Harald Blauzahn Christen und Heiden vereinte, sollte Bluetooth Geräte verbinden, die unterschiedliche Kommunikationssystemen angehören. Und zwar drahtlos.

Haartsen experimentierte

Im Jahre 1994 stand der Ericsson-Ingenieur Japp Haartsen vor der Aufgabe, eine drahtlose Verbindung zwischen einem Kopfhörer und einem Mobiltelefon zu entwickeln. Haartsen und seine Kollegen experimentierten, bis sie im Frequenzspektrum bei 2,45 GHz einen Bereich fanden, der völlig unreguliert war und keine Lizenzen benötigte. Frei war er auch noch: Nur Mikrowellen funkten in der Küche. Zusammen mit Intel-Ingenieuren machte sich Ericsson an die Entwicklung der nötigen Chiptechnik.

Damit Bluetooth als Standard eine Chance hatte, entschied sich Ericsson dafür, den Konkurrenten Nokia einzubinden und die führenden Laptop-Hersteller Toshiba und IBM zur Mitarbeit zu bewegen. Im Februar 1998 entstand so die Bluetooth Special Interest Group, die am 21. Mai 1998 Bluetooth vorstellte, damals noch unter der offiziellen Bezeichnung "Cable Replacement Standard". Dann dauerte es nochmal ein Jahr, bis am 26. Juli 1999 der Bluetooth-Standard 1.0 in der Welt war: Die um viele Firmen angewachsene Special Interest Group machte viele Kompromisse notwendig. Selbst Microsoft war zur SIG hinzugestoßen; heute führt der weltweit größte Software-Hersteller gar den Vorsitz.

Ursprünglich war Bluetooth als Piconet konzipiert: Ohne Access Point wie beim WLAN sollten sich alle Geräte im Funkbereich von etwa zehn Metern automatisch bei einem Master als Slaves an- und abmelden. Später wurde der Ansatz als Scatternet erweitert, in dem mehrere Master einen Slave adressieren, etwa beim Öffnen einer mit Bluetooth-Schloss versehenen Tür.

Mehr als Kabel-Beißer

Die letzte der einst anvisierten Entwicklungsstufen, ein Ad-hoc-Netzwerk gleichberechtigter Geräte, das ein Personal Area Network bildet, ist mittlerweile erreicht. Nach zögerlichem Start mit einem einzigen Ericsson-Headset im Jahre 2000 kommt Bluetooth immer besser ins Spiel. Mittlerweile sind über 1000 Produkte zertifiziert.

Zudem hat sich Bluetooth vom reinen Kabelkiller und Problemlöser bei der Kommunikation zwischen Telefon- und Computerwelten weg entwickelt. So kann man via Bluetooth und Telefonen von Sony Ericsson die iTunes-Songs auf einem Mac per Fernbedienung steuern. Eigens zum Geburtstag des Standards stellt Sony Ericsson das neue Headset HBH-35 vor, um daran zu erinnern, wie alles begann. (dz)