Mehr mobile Frequenzen, Drohnenfrequenzen erst mal unter Beobachtung

Mehr Frequenzen für den Mobilfunk und eine fast globale Harmonisierung dafür im begehrten 700-Megahertz-Band meldet die Internationale Fernmeldeunion als Ergebnis von vier Wochen Verhandlungen bei der Wellenkonferenz 2015.

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(Bild: 5g-ppp.eu)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
  • Dusan Zivadinovic
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Insgesamt rund 400 Megahertz zusätzliches Spektrum haben die 193 Mitgliedsstaaten der Internationalen Fernmeldeunion (International Telecommunication Union, ITU) für den Mobilfunk vorgesehen. Bei der Abschlusstagung der Wellenkonferenz 2015 in Genf zeigten sich der Generalsekretär der ITU, Houlin Zhao, und der Chef des Bereichs Radiocommunication, Francois Rancy, zufrieden mit den Ergebnissen. Den Mobilfunkhunger auf Bandbreite haben sie damit aber nur vorübergehend gestillt.

Immerhin: Der Bereich 694 – 790 Megahertz (MHz) ist künftig praktisch weltweit für den Mobilfunk reserviert. Darauf einigten sich die Mitgliedsstaaten der ITU nach intensiven Verhandlungen. Zusammen mit etwa 50 MHz im Bereich 1,5 Gigahertz und weiteren rund 200 MHz bei 3,4 – 3,6 GHz fördere man das rasante Wachstum des mobilen Datenverkehrs so mit insgesamt fast 400 MHz Bandbreite, sagte Rancy. Alle drei Bereiche seien nun, so verkündete er stolz, praktisch weltweit harmonisiert.

2007 waren Nordamerika und Asien mit der Zuteilung des 700-MHz-Bereichs für den Mobilfunk vorgeprescht. Mit der weltweiten harmonisierung verbessert die Fernmeldeunion die Chancen für das Roaming mittels LTE-Geräten. Bisher gilt das 1800-MHz-Band als Hauptstütze für das Roaming im Ausland. Es ist jedoch nicht auf allen Kontinenten gebräuchlich. Beispielsweise fehlt es im LTE-Portfolio in den USA.

Mit den 400 MHz muss die Mobilfunkbranche nun mindestens bis zu den nächsten beiden Wellenkonferenzen auskommen. 2019 und 2023 sind die nächsten Kongresse geplant. Dann, so Rancy werde der Mobilfunk sich allerdings mit den höherfrequenten Bändern anfreunden müssen. Damit komme eine spannende Zeit auf die Branche zu. In höherfrequenten Bereichen sei zwar noch viel Spektrum ungenutzt. Aber der Nachteil der höheren Frequenzen bestehe darin, dass sie nur für kleine Distanzen geeignet seien. Für das Internet der Dinge könne das immerhin genügen.

Für Satellitenbetreiber und Rundfunkanbieter, die mit der Mobilfunkbranche um Spektrumzuweisungen konkurrieren, sei mit den jetztigen Beschlüssen eine gewisse Planungssicherheit gegeben, unterstrich Rancy. Zuletzt hatte der Rundfunk einhergehend mit der Digitalisierung (digitale Dividende) mehr und mehr Frequenzen abgeben müssen.

Für 2019 steht auch die Diskussion um weitere Frequenz-Zuweisungen für WLAN auf dem Programm. Und wie immer entscheidet die Konferenz in diesem Jahr schon jetzt über die Agenda der nächsten, und in manchen Fällen sogar übernächsten Wellenkonferenz. In den kommenden Jahren wird dann untersucht, welche technischen Schwierigkeiten, insbesondere Interferenzen bestimmte Zuweisungen mit sich bringen und wie sie sich vermeiden lassen.

Ein US-Vorschlag zur Zuweisung spezieller Frequenzen für Drohnen wurde nach reichlich Widerstand zurückgewiesen; dafür seien zunächst "mehr Studien" erforderlich. Der Vorschlag scheiterte nicht zuletzt an technischen Bedenken. Die von den USA, beziehungsweise der amerikanischen Behörde CITEL vorgeschlagenen Frequenzbänder 10,95 – 14,5 GHz und17,3 – 30 GHz nutzen aktuell insbesondere Satellitendienste. Drohnen, die in einem dieser Bereiche Daten übertragen, könnten im schlimmsten Fall Dienste in den überflogenen Regionen einfach lahmlegen, erläuterte Rancy. Der Widerstand sei daher nicht verwunderlich. Jetzt soll daher für mehrere Jahre "studiert" werden, ob und wie sich Interferenzen vermeiden lassen. (dz)