Plasmakamm gegen Kopfläuse

Fraunhofer-Forscher haben eine neue Methode entwickelt, mit der sich die blutsaugenden Plagegeister leichter abtöten lassen.

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Fraunhofer-Forscher haben eine neue Methode entwickelt, mit der sich die blutsaugenden Plagegeister leichter abtöten lassen.

Besonders unter Kindern, im Kindergarten oder in der Schule, kursieren sie häufiger: Kopfläuse, fachmännisch auch Pediculus humanus capitis genannt, die sich von menschlichem Blut ernähren. Die Parasiten sind (leider) gut an ihren Wirt angepasst und verbreiten sich schnell von Mensch zu Mensch – da reicht es dann schon, wenn die lieben Kleinen ihre Köpfe zusammenstecken.

Mittel, um die kratzenden Plageviecher wieder loszuwerden, gibt es einige. In der Regel kommen mechanische Läusekämme und chemische Wirkstoffe, die man, um sicher zu gehen, mehrere Wochen lang anwenden muss, zum Einsatz.

Ein herkömmlicher Läusekamm ist für Kinder nicht sehr angenehm.

(Bild: Joanna Ibarra - Deutsche Pediculosis Gesellschaft e.V. / Wikipedia / cc-by-sa-3.0 )

Forscher am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) im niedersächsischen Göttingen haben nun eine Methode entwickelt, die insgesamt deutlich sanfter sein soll und schneller hilft. Dabei kommt Hightech zur Verwendung: Die Wissenschaftler nutzen kaltes Atmosphärendruckplasma, um die Parasiten samt ihren Eiern (Nissen) unschädlich zu machen.

"Plasma ist ein Aggregatszustand, der entsteht, wenn einem Gas oder Gasgemisch Energie zugeführt wird", sagt Wolfgang Viöl, Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik am IST. Die Chemiekeule wird so ebenso vermieden wie das für den Nachwuchs oft unangenehme regelmäßige Durchkämmen potenziell befallener Haare.

Kopflaus am Haar.

(Bild: Gilles San Martin / Flickr / cc-by-sa-2.0)

Benutzt wird für das Verfahren ein akkubetriebener Plasmakamm. Eingebaut ist darin ein Hochspannungserzeuger, der die Luft zwischen jeweils zwei Kammzinken ionisiert, sodass Plasma entsteht. Da die Hochspannung nur kurz aktiviert wird, heizt sich die Umgebung (die schweren Gasteilchen) nicht auf, und das Plasma hat quasi Raumtemperatur. Es genügt aber, um die Kopfläuse zu bekämpfen. Haar und Haut werden geschont. "Bereits nach einmaligem Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot. Innerhalb eines Tages ist man die Quälgeister los", so Viöl.

Die Technik soll in Kürze zunächst in einer kleinen Stückzahl auf den Markt kommen, sagen die Forscher. Die Methode soll auch umweltfreundlicher sein als bisherige Ansätze zur Läusebekämpfung. "Der Plasmakamm kann biozidhaltige Mittel ersetzen."

Plasmakamm der Fraunhofer-Forscher.

(Bild: Fraunhofer IST)

Zudem ist denkbar, die Technik in einer leicht abgewandelten Version auch bei Hundem oder Katzen zu verwenden, um auch hier gegen Parasiten vorzugehen. "Passt man die Form und den Abstand der Zinken entsprechend an, lassen sich auch Haustiere mit Ungeziefer behandeln", so Viöl.

Letztlich arbeiten die Forscher auch an einem wichtigen Beitrag zur Volksgesundheit. Während in den Industrieländern Kopfläuse vor allem unangenehm sind, ohne schwerwiegende medizinische Konsequenzen zu haben, können sie in der Dritten Welt, etwa in Afrika, auch problematische Krankheiten (über Bakterien) übertragen – darunter Fleckfieber oder Fünf-Tage-Fieber. Entsprechend wichtig wäre es auch dort, über bessere und vor allem schnellere Methoden zur Bekämpfung von Pediculus humanus capitis zu verfügen. (bsc)