Google-Tablet Pixel C: Ein bisschen Notebook

Das neue Google-Tablet heißt nicht Nexus, sondern Pixel C. Es lockt mit Top-Hardware, schickem Metall-Design und ein magnetisches Tastatur-Dock: Für einen richtigen Notebook-Ersatz fehlen ihm aber noch ein paar Dinge.

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Google-Tablet Pixel C: Ein bisschen Notebook

Google Pixel C

(Bild: c't)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Achim Barczok
Inhaltsverzeichnis

Erst Microsoft, dann Apple, jetzt Google: Als dritter Betriebssystem-Hersteller setzt das Suchmaschinenunternehmen beim Pixel C, seinem neuesten Referenz-Tablet für Android, auf ein Hybrid-Design zwischen Tablet und Notebook: Mit einem magnetischen Tastatur-Dock kann man das kompakte Tablet wie ein Notebook-Display aufstellen und auf einer mechanischen Tastatur tippen. Das Pixel C ist in kompletter Eigenregie von Google entstanden – anders als bei den Nexus-Tablets, für die das Unternehmen mit Geräte-Herstellern wie Samsung oder Asus zusammengearbeitet hat.

Unter den aktuellen Produktiv-Tablets auf dem Markt ist das Pixel C das kompakteste: Mit 10 Zoll Display-Diagonale fällt es neben einem iPad Air oder Galaxy Tab 10.1 nicht weiter auf – es ist deutlich kleiner als das riesige iPad Pro (12,9 Zoll) oder das Surface Pro 4 (12,3 Zoll). Ist die 169 Euro teure Tastatur angedockt, wird das Pixel C zu einer Art Mini-Notebook – und kommt dann im Prinzip wie ein verkleinertes Apple iPad Pro daher.

Google Pixel C (11 Bilder)

Google Pixel C mit per Magnet angedockter Tastatur
(Bild: c't)

Der Tablet-Teil des Pixel C sieht edel aus und fühlt sich mit seinem Metallgehäuse wertig an; es ist zweifelsohne eines der schöneren Tablets auf dem Markt. Google hat auch an den kleinen Details gefeilt: schick sind zum Beispiel die schmale LED-Leiste auf der Rückseite, die in den Google-Farben aufleuchtet, oder die ausgefrästen Löcher für die Stereo-Lautsprecher.

Das Tablet liegt mit etwas mehr als 500 Gramm gut in der Hand und lässt sich sowohl hochkant als auch quer prima bedienen, was unter anderem an dem ungewöhnlichen Seitenverhältnis von etwa 1:1,4 liegt – das gleiche Seitenverhältnis wie bei DIN-A-Bögen. Dadurch hat man das Gefühl, eher ein 8-Zoll- als ein 10-Zoll-Tablet zu halten, die Display-Fläche entspricht etwa einem DIN-A5-Blatt. Das Seitenverhältnis ist prima, um sich PDFs darauf anzuschauen oder Comics zu lesen. Kinofilme nutzen das Format dagegen nicht aus und zeigen oben und unten schwarze Streifen.

Auch die mit 400 Gramm ziemlich schwere Tastatur sieht schick aus und kommt im gleichen Metall-Look wie das Tablet daher. Andocken lässt sie sich über einen smarten Mechanismus: Eine im Winkel verstellbare Schiene dockt per Starkmagneten an das Tablet an, das sich nur mit größerer Kraft wieder von der Tastatur trennen lässt und so festsitzt, dass es auch beim Herumtragen nicht herausfallen kann. Man braucht ein bisschen Zeit, bis man heraushat, wie man das Tablet richtig zusammenklickt, auseinanderzieht und die Tastatur umgedreht als Schutzcover für das Tablet benutzt.

Der Aufstellwinkel ist wie bei einem Notebook beliebig einstellbar und auch in sehr schräger Display-Lage steht das Tablet stabil und fällt selbst dann nicht um, wenn man es anschubst. Auch verrutscht das Pixel C im Notebook-Modus beim Schreiben nicht, wie es beispielsweise beim ersten Surface-Tablet der Fall war. Legt man die Kombination aus Notebook und Tastatur allerdings auf den Schoss, rutscht der Tastaturboden leichter und das Tablet steht wackeliger.

Kontaktstellen zwischen Tablet und Tastatur gibt es nicht, die Tastenanschläge werden per Bluetooth übertragen: Sobald man Tablet und Tastatur physisch trennt, unterbricht Android auch die Bluetooth-Verbindung. Der durch die Bluetooth-Verbindung entstehende Zeitversatz ist so minimal, dass er uns beim Schreiben nicht weiter auffiel oder gar störte. Die Software scheint noch nicht ganz ausgereift: So unterbrach gelegentlich die Verbindung und wir konnten nicht weiterschreiben, beim Andocken aktivierte sich Bluetooth manchmal nicht von selbst und wir mussten die Tastatur umständlich über die Android-Einstellungen verbinden.

Das Dock hat einen eigenen Akku, den man über das Tablet lädt. Das geht zwar praktischerweise induktiv, aber nicht im laufenden Betrieb. Nur wenn die Tastatur umgedreht ans Tablet angedockt ist und die Rolle eines Tablet-Covers übernimmt, lädt sie auch.

Layout der deutschen Pixel-C-Tastatur

(Bild: c't)

Wegen des kompakten Tablet-Designs ist die Tastatur des Pixel C wesentlich schmaler als die des iPad Pro oder gar eines richtigen Notebooks – im Prinzip ist sie so groß wie viele der kompakten Bluetooth-Tastaturen, die man als Zubehör für Tablets bekommt. Die Tasten haben trotz des flachen Designs einen vergleichsweise guten Druckpunkt, klackern sehr leise und sind größtenteils mit einem Tastenraster von 19 Millimetern genauso groß wie auf einer richtigen Tastatur.

Nach einer Eingewöhnungsphase tippt man darauf deutlich schneller als auf einer virtuellen Tastatur, doch das Layout ist nichts für Vielschreiber und führt auch nach längerer Zeit immer noch zu Vertippern. Denn Enter, Shift und andere Tasten am Rand sind halb so schmal wie die übrigen Buchstaben, Funktionstasten gibt es mit Ausnahmen der Suchen-Taste nicht; besonders nervig ist das fehlende "Entfernen". Auch Größer/Klein-Zeichen, Sternchen oder Tilde sind auf den ersten Blick nicht vorhanden; teils sind sie über nicht gekennzeichnete Tastenkombinationen mit "Alt Gr" versteckt, teils muss man die per "Alt Gr" startende virtuelle Tastatur aufrufen und dann auf dem Bildschirm herumtippen.

Auch sonst langt man beim Schreiben immer mal wieder auf den Touchscreen, um beispielsweise im Text zu navigieren, was jedes Mal das Gefühl unterbricht, ein Notebook vor sich zu haben. Immerhin lässt sich anders als beim iPad Pro eine Maus per Bluetooth oder USB-OTG anschließen und so das fehlende Touchpad kompensieren.

Auf dem Pixel C läuft das aktuelle Android 6.0, das gegenüber dem Vorgänger mit einem nutzerfreundlichen Berechtigungssystem für Apps und vielen kleinen Optimierungen punkten kann. Als Referenzgerät von Google dürfte es anders als die meisten Android-Tablets noch lange mit Updates versorgt werden.

Speziell fürs Pixel C angepasste Notebook-Funktionen gibt es aber nicht: Obwohl Android schon sehr früh auch auf Notebooks oder Hybrid-Geräten lief, hat Google es verpasst, sein Betriebssystem für den Einsatz im Querformat mit Tastatur zu optimieren. So gibt es keinen Splitscreen-Modus, der mehrere Apps nebeneinander laufen lässt – er soll erst in der nächsten Android-Version Standard werden. Andere Hersteller wie Samsung haben einen solchen Modus bereits auf ihren Android-Tablets nachgerüstet, und auch die aktuellen iOS-Tablets haben einen eingeschränkten Splitscreen.

Viele Apps aus dem Play Store laufen nur hochkant und werden dann im Notebook-Modus falsch dargestellt. Allgemein ist die Auswahl Tablet-optimierter Apps für Android immer noch deutlich kleiner als unter iOS – bei vielen hat man das Gefühl, einfach nur eine aufgeblähte Smartphone-App vor sich zu haben.

Das Pixel C ist eines der performantesten Tablets überhaupt. Der eingebaute Nvidia Tegra X1 sorgt für ein rasantes Tempo, Ruckler sind auf der Oberfläche kaum zu entdecken und selbst aufwendige Spiele wie GTA San Andreas laufen in der höchsten Grafikstufe tadellos. In den Spiele- und CPU-Benchmarks erzielt das Pixel C ähnliche Werte wie die aktuellen High-End-Prozessoren von Samsung und Qualcomm. Auch das Display ist spitze: Das IPS-Panel ist schön scharf, leuchtet extrem hell, ist blickwinkelunabhängig und hat für ein LCD einen extrem hohen Kontrast von 1875:1.

Abgesehen von der Kopfhörer-Buchse hat das Tablet nur einen Anschluss, den USB-C-Slot, der im Notebook-Modus unten links liegt. Besonders schnell lädt das Tablet darüber aber nicht, und auch schnellere Datenraten als bei herkömmlichen Tablets mit Micro-USB-2.0-Buchse konnten wir nicht feststellen. Im WLAN funkt das Pixel C mit zwei Antennen: Im 5-Gigahertz-Netzwerk erreichten wir damit in unserem Test-Setting Rekordwerte im Down- und Uplink von bis zu 22,1 MByte/s – vergleichbar mit iPad Pro, Surface Pro 4 oder auch Samsung Galaxy S6.

Die Rückseitenkamera ist für ein Tablet erstaunlich gut: Fotos spielen auf dem Niveau von schlechteren Mittelklassekameras und sind in Qualität absolut ausreichend für Facebook-Fotos oder Spaß-Videos – einen Blitz gibt es aber nicht.

Das Pixel C ist das eines der besten Android-Tablets, das man derzeit bekommen kann: Es hat das aktuelle Android, absolute Top-Hardware und ein schickes Gehäuse – dafür geht der Preis von 500 Euro (mit 32 GByte Speicher) in Ordnung.

Als Notebook-Ersatz macht es aber eine schlechte Figur. Die 169 Euro teure Tastatur hat zwar einen pfiffigen Andock-Mechanismus, gegenüber den zahlreichen Bluetooth-Tastaturen auf dem Markt aber sonst nur den Vorteil, Tastatur und Ständer in einem zu sein – besser tippen kann man damit nicht. Gegenüber iOS auf iPad Pro und vor allem Windows auf dem Surface Pro zeigt Android große Schwächen als Notebook-OS. (acb)