Ins Netz gegangen: Octocopter fischt Quadcopter vom Himmel

Es gibt verschiedene (und verschieden rabiate) Methoden, lästige oder sogar potenziell gefährliche Fremddrohnen aus dem Verkehr zu ziehen. Aus den Laboren von Michigan Tech stammt eine rein mechanische Variante.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 71 Kommentare lesen
Ins Netz gegangen: Oktocopter fischt Quadcopter vom Himmel

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Video)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter König

Am strahlend blauen Winterhimmel über Michigan schweben zwei Multicopter – rechts ein weißer Quadrocopter, wahrscheinlich eine Phantom von DJI, links – erheblich größer und schon latent bedrohlich wirkend – ein schwarzer Octocopter. Ohne Vorwarnung schießt der dann in Sekundenbruchteilen ein weißes Fangnetz in Richtung des kleineren Fliegers, trifft ihn über rund zehn Meter Entfernung hinweg und zieht ihn effizient aus dem Verkehr: Die Phantom verheddert sich im Netz, die Rotoren werden gestoppt, schließlich baumelt der Quadrocopter bewegungslos als Beute an der Leine der Raubdrohne. Mission erfüllt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Fangmethode per Wurfnetz weckt eine Reihe von Assoziationen, die von römischen Gladiatorenkämpfen über die Zungen von Chamäleons oder Fröschen bis hin zur Fischereitechnik reichen. Die Forscher des Human-Interactive Robotics Lab (HIRo) an der Michigan Technological University, die das Fangsystem entwickelt haben, sprechen allerdings etwas weniger nachvollziehbar von "Roboter-Falknerei" – vermutlich, weil ihr Octocopter seine Beute im Flug schlägt und dann fortträgt, ähnlich wie ein Falke. Der Mechanismus soll entweder von Hand per Fernsteuerung oder automatisch ausgelöst werden können. Das System hat derzeit den Status eines Proof-of-Concept – serienreif ist es noch nicht.

Mit verschiedenen Methoden, unerwünschte Drohnen oder andere unbefugte ferngelenkte oder autonome Flugobjekte vom Himmel zu holen, beschäftigen sich derzeit etliche Firmen, Forschungseinrichtungen und Behörden. So gibt es in Tokio bereits eine erste Polizeieinheit, die sich mit der Abwehr von Drohnen befasst und dabei selbst Octocopter einsetzt, die ebenfalls mit einem Netz ausgerüstet sind. Im Gegensatz zum Wurfnetz aus Michigan handelt es sich, ersten Fotos der Polizeidrohnen nach zu urteilen, aber eher um ein Schleppnetz. Robuster geht Boeing vor: Der US-Flugzeughersteller arbeitet an einem kompakten, tragbaren Gerät, mit dem unerwünschte Drohnen mittels Laser abgeschossen werden können.

Airbus hingegen setzt auf ein elektronisches System, das unerlaubt eindringende Flugobjekte automatisch ausfindig machen und sogar deren Steuerung übernehmen können soll; das Konzept wurde auf der gerade zuende gegangenen CES in Las Vegas vorgestellt. Der DroneDefender des US-amerikanischen Battelle-Instituts schließlich sieht zwar aus wie eine großkalibrige Maschinenpistole mit draufgeschraubter Yagi-Antenne, zwingt unerwünschte unbemannte Flugobjekte allerdings komplett zerstörungsfrei zur Landung. Der Vorteil dabei: Sollte die Zieldrohne beispielsweise eine Sprengladung an Bord haben, geht die während des Abwehrvorgangs nicht zwingend in die Luft, wie das etwa beim Laserbeschuss der Fall wäre. Auch das Fangnetz-System von Michigan Tech bietet diesen Vorteil.

Zu den Interessenten für solche Systeme zählen neben Militärs und Unternehmen, die sich vor Industriespionage schützen wollen, auch Gefängnisse: In Hamburg und Bremen gab es schon (gescheiterte) Versuche, Multicopter als fliegende Drogenkuriere einzusetzen. (pek)