Neues Geld für neuartige Kernkraftwerke

Start-ups, die an der Entwicklung von Atomkraftwerken der nächsten Generation arbeiten, tun sich nicht leicht, das nötige Geld zusammenzubekommen. Zwei von ihnen haben jetzt jedoch neues Kapital erhalten.

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Von
  • Richard Martin

Start-ups, die an der Entwicklung von Atomkraftwerken der nächsten Generation arbeiten, tun sich nicht leicht, das nötige Geld zusammenzubekommen. Zwei von ihnen haben jetzt jedoch neues Kapital erhalten.

Einer der viel versprechendsten Entwickler von neuartigen Kernkraftwerken, das kanadische Start-up Terrestrial Energy, hat sich 7 Millionen Dollar neues Kapital gesichert. Die Summe ist zwar relativ niedrig. Dennoch ist sie aber ein wichtiges Signal, dass der Privatsektor bereit sein könnte, innovative Kernreaktoren zu finanzieren, weil die Suche nach Möglichkeiten zur Stromerzeugung ohne oder mit geringen CO2-Emissionen intensiver wird.

Laut Third Way, einer Denkfabrik aus Washington, wurden bislang mehr als 1,3 Milliarden Dollar an privatem Kapital in nordamerikanische Unternehmen investiert, die an neuen Technologien für Kernreaktoren arbeiten. Ein großer Teil dieses Geldes ist allerdings in Unternehmen geflossen, die sich mit Kernfusion beschäftigen. Diese Technologie befindet sich in einem weitaus früheren Stadium als solche, die mit Spaltung als der konventionellen Form von Kernkraft arbeiten.

Terrestrial Energy macht keine Angaben darüber, woher das neue Geld stammt. Gleichzeitig hat Transatomic Power, ein von zwei MIT-Doktoren gegründetes Start-up, 6,3 Millionen Dollar von Investoren erhalten, zu denen der Founders Fund von Peter Thiel gehört. Allgemein tun sich viele junge Unternehmen im Bereich Kernkraft allerdings immer noch schwer, das Geld für ihre Forschungs- und Entwicklungsprogramme zusammenzubekommen. Die Finanzierung für Terrestrial Energy sei deshalb "eine gute Nachricht für alle", sagt der Transatomic-Gründer Leslie Dewan. Denn sie validiere den gesamten Sektor.

Terrestrial wurde gegründet von David LeBlanc, ein früherer Professor an der Carleton University in Ottawa und Experte für Flüssigsalzreaktor-Technologie. Dieses Design entstand in den 1960er Jahren am Oak Ridge National Laboratory. Bei ihm kommt sowohl als Brennstoff als auch als Kühlmittel eine geschmolzene Flüssigkeit zum Einsatz, was eine Kernschmelze im Prinzip unmöglich machen und den Bau von Reaktoren zumindest theoretisch deutlich billiger machen soll als heute.

Die Nachricht von der Finanzierung kommt zwei Monate nach einem Gipfeltreffen über Kernenergie im Weißen Haus, bei dem das US-Energieministerium ein Programm zur Unterstützung von Innovationen namens Gateway for Accelerated Innovation in Nuclear (GAIN) vorgestellt hatte. Mit dem Programm sollen regulatorische und institutionelle Hindernisse für die Genehmigung von unkonventionellen Reaktor-Designs durch die Nuclear Regulatory Commission und ihren Bau in den USA verringert werden.

Terrestrial Energy allerdings hofft darauf, seine erste Genehmigung in Kanada zu bekommen, sagt CEO Simon Irish. Der Bau des ersten kommerziellen Kraftwerks soll im kommenden Jahrzehnt beginnen. "Das ist wichtig", sagt Irish, "denn wenn wir schon in den 2030er-Jahren sind, wird man in Bezug auf den Klimawandel nicht mehr viel ausrichten können. Wir können nicht noch ein Jahrzehnt warten, um neue Kernkraftwerke ans Netz zu bringen. Wir müssen jetzt anfangen."

(sma)