Kryptogeldbörse Cryptsy nach Hack offenbar pleite

Die wegen ihrer Unzuverlässigkeit umstrittene Kryptogeld-Börse Cryptsy steht vor der Insolvenz. Ein Hack vor anderthalb Jahren habe zu Verlusten geführt, die sich nicht mehr ausgleichen ließen, sagen die Betreiber.

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Bitcoins

(Bild: dpa, bitcoin.org)

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Die Kryptogeldbörse Cryptsy ist offenbar zahlungsunfähig. In einem Blogbeitrag erklärten die Betreiber, dass ein Hack im Juli 2014 die Börse in eine Schieflage gebracht habe, die jetzt nicht mehr auszugleichen sei. Demnach ist es Angreifern gelungen, 13.000 Bitcoins (damaliger Wert rund 7 Millionen Euro) und 300.000 Litecoins (damals rund 1,9 Millionen Euro) zu erbeuten.

Der Angriff soll über verwendete Walletsoftware der Kryptowährung Lucky7coin erfolgt sein, die offenbar auch einen Trojaner enthielt. Das sei aber erst aufgefallen, nachdem der Cold Storage der Börse – also offline vorgehaltenes Kryptogeld-Guthaben – dezimiert wurde. Wie genau das geschah und ob nun der ursprüngliche Lucky7coin-Entwickler oder spätere Maintainer für die Hintertür verantwortlich sind, ließ der Blogbeitrag offen. Aktuell sind sowohl Handel als auch Abhebungen über die Börse nicht möglich.

Die Polizei habe man nicht benachrichtigt, weil man eine Panik unter den Nutzern vermeiden wollte und unsicher war, ob die Behörden überhaupt helfen könnten. Stattdessen wurde die angeblich profitable Börse auf Teilreserve weitergefahren, in der Hoffnung, die verlorenen Guthaben wieder aus Gewinnen auffüllen zu können. Nach kritischen Berichten über Cryptsy habe jedoch ein Nutzer-Exodus eingesetzt, der das unmöglich machte.

Cryptsy stehe nunmehr mit 10.000 Bitcoins (aktuell rund 3,6 Millionen Euro) bei seinen Nutzern in der Kreide. Sofern niemand die Börse übernehme und das ausgleiche oder das gestohlene Kryptogeld wieder zurückgeführt werde, bleibe nur die Insolvenz.

Die Börse ist in der Community schon seit längerem Zielscheibe der Kritik, Nutzer klagten etwa über große Verzögerungen bei Abhebungen vom Börsenaccount – Assoziationen zur spektakulär gescheiterten Börsen Mt. Gox wurden bei manchem Beobachter wach. Einige der frustrierten Kunden haben inzwischen Sammelklage gegen die Börse eingereicht, wie der Branchendienst Coindesk berichtet.

Die Börsenbetreiber hatte Berichten nach bislang immer technische Probleme als Grund für ihre Handelsaussetzer und verspäteten Auszahlungen angeführt – entsprechend überrascht die Offenbarung eines Hacks. Die Börse mit Sitz in Florida wurde 2013 gegründet und erlaubte den Handel mit rund 200 verschiedenen Kryptowährungen. Eigenen Angaben nach soll sie bis zu 270.000 Nutzer gehabt haben. (axk)