EU-Fahrplan für vernetzte Autos steht

Die EU-Plattform für "Kooperative intelligente Transportsysteme" hat ihren Abschlussbericht vorgelegt. Vertreter von Industrie, Politik und Behörden wollen demnach bis 2019 die Basis für vernetztes Fahren in Europa schaffen.

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Verkehr, Auto, Stadt, Autonome Autos
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Auf Initiative der EU-Kommission haben sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Behörden am Donnerstag auf einen gemeinsamen Weg zu intelligenten Verkehrssystemen in Europa verständigt. Bis 2019 sollen Grundlagen geschaffen werden, damit vernetzte Autos untereinander und mit der Infrastruktur kommunizieren können (Vehicle-to-Vehicle bzw. Vehicle-to-Infrastructure Communication).

Der Abschlussbericht der EU-Plattform für "Kooperative intelligente Transportsysteme" (Cooperative Intelligent Transport Systems, C-ITS) soll als Basis für das weitere Vorgehen dienen. Der 2014 gegründeten Gruppe gehören knapp 120 Experten aus der Automobilbranche und der Digitalwirtschaft sowie Forscher und Datenschützer an. Die Kommission hatte sie ins Leben gerufen, um das "Henne-und-Ei-Problem" bei Investitionen in neue Geschäftsmodelle zu lösen.

Die Experten gehen in ihrem Bericht davon aus, dass bis 2026 jährlich bis zu 30 Millionen Autos vernetzt und für die technische Ausrüstung parallel bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr investiert werden müssten. Dazu kämen Kosten für die Aufrüstung der Infrastruktur in Höhe von jährlich etwa 95 Millionen Euro. Letztlich würden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteile etwa durch weniger Todesfälle oder eingesparten Verkehr die Ausgaben aber wettmachen. Derlei Prognosen sind freilich mit Vorsicht zu genießen, da eine "smarte" Verkehrsführung auch mehr Autofahrer auf die Straße locken könnte.

Kurzfristig sollen dem Bericht zufolge Techniken einsatzreif werden, um Fahrer etwa vor langsam vorankommenden Kfz, plötzlichen Hindernissen, schwierigen Wetterverhältnissen, Rettungsfahrzeugen oder Staus zu warnen. Auch soll es Funktionen geben, die auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, einen drohenden Rotlichtverstoß oder die Vorfahrtssituation hinweisen. Andere Dienste, die zum Beispiel Informationen über Benzin- und Stromtankstellen, verfügbare Parkplätze, Carsharing oder Routenführung beinhalten, brauchen nach Ansicht der Experten gemeinsame Standards, die noch geschaffen werden müssen.

Um die Datenmengen zu übertragen, die zwischen Autos und smarten Straßen ausgetauscht werden müssen, halten die Experten ein "hybrides Kommunikationskonzept" für erforderlich. Derzeit seien weder WLAN im Fahrzeug noch die aktuellen Mobilfunknetze geeignet, um die ganze Bandbreite notwendiger Services abzudecken. Im Bereich Sicherheit und Verschlüsselung spricht sich die Gruppe für ein gemeinsames standardisiertes Vertrauens- und Zertifizierungsmodel auf Basis einer Public Key Infrastructure (PKI) aus. Die internationale Zusammenarbeit sie hier besonders wichtig, auch weil es künftig mehrere europäische "Trust Center" geben dürfte.

Dienste, die Informationen aus einem Fahrzeug beanspruchen, dürften nicht das sichere Funktionieren der Autos insgesamt gefährden, halten die Beteiligten weiter fest. Auch die Haftung der Hersteller dürfe nicht beeinflusst werden. Zudem sei sicherzustellen, dass gesetzgeberischen Anforderungen wie der eCall-Verordnung für automatische Notrufe nachgekommen werden könne.

Wer auf welche ­ meist personenbezogen ­ Informationen aus vernetzten Fahrzeugen zugreifen darf oder welche Anwendungen an Bord und welche Serversysteme im Hintergrund laufen sollen, sei vor allem zwischen Autobauern, unabhängigen Zulieferern und Providern nach wie vor heftig umstritten, heißt es in dem Bericht weiter. Verständigt hätten sich die Beteiligten aber darauf, dass der Fahrzeuginhaber oder Gerätenutzer entscheiden können müsse, welche Daten wem zur Verfügung gestellt werden sollen.


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(vbr)