Risiko Erdgas

In den USA und anderswo wird verstärkt auf das im Vergleich zur Kohleverstromung sauberere Erdgas umgestellt. Das seit Monaten nicht geschlossene Methanleck in Kalifornien zeigt nun die potenziellen Gefahren.

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Von
  • Richard Martin

In den USA und anderswo wird verstärkt auf das im Vergleich zur Kohleverstromung sauberere Erdgas umgestellt. Das seit Monaten nicht geschlossene Methanleck in Kalifornien zeigt nun die potenziellen Gefahren.

Porter Ranch ist eine wohlhabende ländliche Gemeinde im San Fernando Valley in der Region um Los Angeles. Der Ort ist aber auch Sitz eines gigantischen Speichers der Southern California Gas Company (SoCalGas), die dort in mehreren ehemaligen Ölquellen Erdgas lagert – der sogenannte Aliso Canyon ist die zweitgrößte Anlage ihrer Art in ganz Amerika.

Am 23. Oktober 2015 entdeckten Techniker von SoCalGas, dass der Speicher ein Leck hat – und bis heute hat der Konzern das Problem nicht im Griff. Mehr als 86.000 Tonnen Methan sind darüber mittlerweile in die Atmosphäre gelangt. Ein möglicher Lösungsansatz, nämlich das Gas aufzufangen und es abzufackeln, wurde von SoCalGas zunächst aufgegeben. Dabei ist Methan ein deutlich potenterer Klimakiller als CO2 – von den Problemen des näheren Umfelds des Erdgasspeichers, die unter gesundheitlichen Symptomen leiden, ganz abgesehen.

Experten glauben, dass das Leck in Aliso Canyon noch Wochen oder gar Monate nicht geschlossen werden kann. Derweil haben Forscher bereits Auswirkungen auf die globale Erwärmung festgestellt.

Der Vorfall in Porter Ranch zeigt, dass Erdgas nicht immer so sauber ist, wie es die Energiekonzerne darstellen. In den USA und anderen westlichen Ländern ersetzt der Energieträger mehr und mehr die dreckige Stein- und Braunkohle. Doch Leaks oder gar Explosionen durch alte oder schlecht gewartete Pipelines und Speicherstätten werden zunehmend zum Problem. Im letzten Jahr musste Pacific Gas & Electric, ebenfalls in Kalifornien, eine Rekordstrafe von 1,6 Milliarden US-Dollar zahlen, weil sich 2010 eine Gasexplosion in San Bruno ereignet hatte, die neun Menschen das Leben kostete.

Laut einem Bericht der Fernsehstation "CBS2" stellen verrottende Pipelines unter den Straßen von New York City eine "tickende Zeitbombe" dar. Lokale und regionale Gasdistributionsnetze in den USA müssten in den kommenden Jahren mit Milliardenaufwand saniert werden, schreibt das Analysehaus Fitch Ratings.

Unterdessen wacht die amerikanische Umweltschutzbehörde U.S. Environmental Protection Agency (EPA) endlich auf: Sie arbeitet an der Fertigstellung neuer Richtlinien, mit denen Methanemissionen bei jedem Schritt der Öl- und Gasproduktion inklusive Distribution minimiert werden sollen. Das hilft allerdings wenig bei alten Anlagen, denn die Regeln sollen nur bei Neubauten greifen. (bsc)