Post aus Japan: And the winner is...

Wieder einmal wurden zwei Träger des Japan-Preises bekannt gegeben. Dieses Jahr ehrt der wichtige Wissenschaftspreis den Vater gentechnisch basierter Pflanzenzucht und einen Erforscher von Nanostrukturen.

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Von
  • Martin Kölling

Wieder einmal wurden zwei Träger des Japan-Preises bekannt gegeben. Dieses Jahr ehrt der wichtige Wissenschaftspreis den Vater gentechnisch basierter Pflanzenzucht und einen Erforscher von Nanostrukturen.

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Langjährige Leser dieser Kolumne wissen, dass ich einer der wenigen ausländischen Journalisten bin, der sich den Japan-Preis nicht entgehen lässt. Denn mir gefällt die Philosophie des Preises, Entwicklungen zu prämieren, die Gesellschaft oder Produktion positiv beeinflusst haben. Auch dieses Jahr fand ich die Wahl inspirierend.

Der Amerikaner Steven Tanksley, ehemals Professor an der Cornell Universität, erhielt den Preis in dem Bereich biologische Produktion und Umwelt. Der Grund: seine Beiträge zur Zucht von Pflanzen durch die Entwicklung von molekularer genetischer Analyse.

Er fand eine Methode, in Pflanzen Gene für bestimmte Eigenschaften wie Fruchtgröße zu identifizieren und diese Informationen für die Zucht zugänglich zu machen. Marker Assisted Selection nennt sich das Verfahren, basierend auf Markern systematisch Pflanzen zu verbessern. Er habe damit die Zucht aus dem Reich von Erfahrung, Intuition und Glück zu einer Wissenschaft gemacht, begründen die Juroren ihre Wahl.

Angesichts der wachsenden Bevölkerung rechtfertigt schon dieser Beitrag zur Zucht und damit Welternährung für mich die Preisverleihung. Doch so richtig gefällt mir, dass er auch die Natur bei aller Genetik nicht vergas. Die Juroren hoben hervor, dass der Genetiker auf die große Bedeutung spontaner Mutationen wilder Arten für die künftige Saatgutentwicklung hinwies.

Der Preis in Kategorie Material und Produktion ging an den Japaner Hideo Hosono, Direktor des Materials Research Center for Element Strategy des Tokyo Institute of Technology. Er fand heraus, dass man auch aus konventionellen Materialien unorganische Materialien mit neuen elektronischen Funktionen herstellen kann, wenn man sie auf nanostruktureller Ebene bearbeitet.

Er habe damit immens zum Fortschritt der Grundlagenforschung und der Industrie beigetragen, bescheinigte ihm die Jury. Transparente amorphe Oxid-Halbleiter wurden besonders hervorgehoben.

Einen besonders großen Eindruck in der Industrie habe dabei der In-Ga-Zn-O-Dünnfilmtransistor gehabt. Die Mobilität der Elektronen sei höher als bei bis dahin gebräuchlichen Produkten gewesen, der Stromverbrauch damit niedriger. Zugleich war das Material durchsichtig. Es hat daher begonnen, amorphes Silicon in LCDs zu ersetzen. Selbst große OLEDs sollen sie inzwischen nutzen.

Im kommenden Jahr werden Preise in den Kategorien "Electronics, Information and Communication" and "Life Science" vergeben. Wer noch jemanden kennt, der in diesen Bereichen bemerkenswertes geleistet hat, kann seinen Kandidaten noch bis Ende Februar bei der Japan-Preis-Stiftung vorschlagen. Viel Erfolg. ()