Project Natick: Microsoft arbeitet an Unterwasser-Rechenzentren

In Stahlbehältern unter Wasser könnten Rechenzentren betrieben werden, haben sich Microsoft-Forscher ausgedacht. Ein erster Prototyp wurde nun getestet.

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Project Natick: Microsoft arbeitet an Unterwasser-Rechenzentren

(Bild: microsoft.com)

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"50 Prozent von uns leben nahe der Küste. Warum nicht auch unsere Daten?" Das haben sich Microsoft-Forscher gefragt und deshalb das Project Natick angeregt, das seit Ende 2014 läuft. Nun wurde ein Test abgeschlossen, bei dem für 105 Tage ein zylindrischer Stahlbehälter von zweieinhalb Metern Durchmesser mit Servern vor der Küste Kaliforniens in 10 Meter Tiefe betrieben wurde. Der Prototyp namens Leona Philpot – eine Figur aus dem Microsoft-Spiel Halo – wurde zur Microsoft-Zentrale nach Redmond zurückgebracht, der Test werde derzeit ausgewertet.

Die Idee ist, Rechenzentren unterhalb der Wasseroberfläche zu betreiben. Damit sollen diese nicht nur nahe von Ballungsräumen gelegen und ihre Daten damit schnell verfügbar sein – und nicht wie bisher wegen des größeren Platzbedarfs in entlegenen Gebieten –, sondern wegen der niedrigen Temperaturen in größerer Wassertiefe auch gut gekühlt werden können. Zudem biete es sich an, mit Hilfe von Turbinen Meeresströmungen für die Energiegewinnung auszunutzen, heißt es auf der Website zum Project Natick.

Leona Philpot war laut einem Bericht der New York Times mit rund hundert Sensoren ausgestattet, um den Druck, Luftfeuchtigkeit, Bewegungen und andere Faktoren aufzuzeichnen. Überwacht wurde der Test von Redmond aus. Dabei sei es auch darum gegangen, herauszufinden, wie Probleme behoben werden können an einem System, das nicht einfach von Technikern vor Ort gewartet werden kann. Der Test sei erfolgreicher verlaufen als von Microsoft erwartet, heißt es in dem Bericht.

Das Natick-Team mit Leona Philpot: Eric Peterson, Spencer Fowers, Norm Whitaker, Ben Cutler und Jeff Kramer (v.l.)

(Bild: microsoft.com)

Dabei sollen nicht nur die technischen Aspekte unter die Lupe genommen worden sein, sondern auch die möglichen Auswirkungen auf die Unterwasserumwelt. Beispielsweise wurde gemessen, ob aus dem Behälter Geräusche nach außen dringen oder ob die Umgebung stark aufgewärmt wird.

Voraussichtlich kommendes Jahr soll ein weiterer Test in größerem Maßstab unternommen werden, möglicherweise in Florida oder Nordeuropa. Bis das System einsatzreif wird, gebe es noch einige Herausforderungen zu meistern. Beispielsweise benötige es wartungsarme Server. Auf der anderen Seite müssten die Computer anders als in herkömmlichen Rechenzentren nicht in Racks angeordnet werden, damit sie für Techniker erreichbar sind, sondern könnten platzsparender eingebaut werden. (anw)