Mit genmanipulierten Stechmücken gegen das Zika-Virus

Moskitos können zahlreiche gefährliche Krankheiten übertragen. Eine britische Firma setzt dagegen auf eine radikale Methode.

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Von
  • Antonio Regalado

Moskitos können zahlreiche gefährliche Krankheiten übertragen. Eine britische Firma setzt dagegen auf eine radikale Methode.

Die Idee, problematische Stechmücken mit Hilfe gentechnischer Verfahren auszurotten, existiert schon seit längerem. Ein möglicher Ausbruch des Zika-Virus in der westlichen Hemisphäre könnte nun dafür sorgen, dass solche Versuche auch in den USA gestartet werden.

In der brasilianischen Stadt Piracicaba laufen entsprechende Experimente bereits. Dort sollen DNA-veränderte Moskitos die Unterart Aedes aegypti bekämpfen, die neben Zika auch das Dengue-Fieber und die Chikungunya-Krankheit übertragen kann.

Die genmanipulierten Moskitos wurden von der britischen Firma Oxitec entwickelt, die kürzlich vom US-Unternehmen Intrexon übernommen wurde, einem Spezialisten auf dem Gebiet der synthetischen Biologie. In Teilen Brasiliens und auf den Caymaninseln wurden die GM-Insekten laut der Firma bereits zur Bekämpfung des Dengue-Fiebers ausgesetzt.

Die Kontrolle von Zika wird nun aber zum wichtigeren Problem. Obwohl eine Infektion bei Erwachsenen nur relativ milde Symptome auslöst, steht das Virus im Verdacht, für mehr als 3500 Fälle von Mikrocephalie in Südamerika verantwortlich zu sein. Bei der Erkrankung werden Kinder mit zu kleinen Köpfen geboren, geistige Behinderung ist die Folge. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat für Schwangere daher eine Reisewarnung für insgesamt 14 betroffene Länder der südlichen Hemisphäre ausgegeben.

Anthony Fauci, Leiter des amerikanischen Nationalinstituts für Infektionskrankheiten und Allergien, nennt den Zika-Ausbruch eine "explosive Pandemie", der auch auf die USA übergreifen könnte.

Derzeit existiert noch keine Impfung gegen das Virus. Die US-Regierung arbeitet zwar seit Dezember daran, doch eine schnelle Lösung gilt als unwahrscheinlich. Der Leiter des Butantan-Instituts in Brasilien, das wichtige biomedizinische Forschung betreibt, glaubt, dass die Ausentwicklung eines Impfstoffes mehrere Jahre benötigen könnte.

Entsprechend hoch ist nun das Interesse an neuen Strategien zur Kontrolle des Übertragungsvektors. Die Moskitos, die in Brasilien in die Umwelt entlassen wurden, sind genetisch so verändert worden, dass ihr Nachwuchs schnell abstirbt, was die Gesamtpopulation zusammenbrechen lassen soll, wie Oxitec erläutert. Die GM-Tiere müssen sich dazu mit ihren natürlichen Brüdern und Schwestern paaren.

Auch in den USA könnten solche Insekten ausgesetzt werden. Ob es wirklich dazu kommt, hängt davon ab, ob es tatsächlich zu einem Zika-Ausbruch kommt – und die Zahl der Mikrocephalie-Fälle unerklärlich steigt. Oxitec selbst würde gerne erste Tests starten, wartet aber noch auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung durch die amerikanische Gesundheitsaufsicht FDA. (bsc)