Geld für die neue Kernkraft

Zwei Firmen erhalten insgesamt 80 Millionen Dollar von der US-Regierung, um bis 2025 neuartige Atomreaktoren zu entwickeln.

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Von
  • Richard Martin

Zwei Firmen erhalten insgesamt 80 Millionen Dollar von der US-Regierung, um bis 2025 neuartige Atomreaktoren zu entwickeln.

Das amerikanische Energieministerium (Department of Energy, DoE) glaubt augenscheinlich fest an die Zukunft der Kernkraft. Zwei Firmen, die an neuartigen Nuklearreaktortypen arbeiten, erhalten jeweils 40 Millionen Dollar an Fördermitteln für die nächsten fünf Jahre – sogenannte Matching Funds, bei denen noch Investorengelder hinzukommen.

Mit dabei sind X-energy, ein Start-up aus Maryland, das eine neue Version des Kugelhaufenreaktors entwickelt, sowie die Southern Company, ein Energieunternehmen aus Atlanta, das zusammen mit TerraPower an einem speziellen Schmelzsalzreaktor arbeitet.

Das neue Subventionsprogramm ist die Fortsetzung eines im November gestarteten Förderinitiative, mit der das DoE die Entwicklung neuartiger Reaktortypen vorantreiben will. Neben dem Geld gibt es auch Hilfestellungen bei der Lizenzierung der Systeme durch die US-Atomaufsicht NRC – wovon sich die Start-ups viel erhoffen.

Dem DoE geht es darum, die angestaubte Kernkraft ins 21. Jahrhundert zu holen. So sollen etwa Schmelzsalze als Kühlmittel und Brennstoff eingesetzt, Uran möglicherweise durch Thorium ersetzt oder alternative Brennstoffvarianten wie das Kugelhaufenprinzip erprobt werden.

Für die jungen Firmen, die sich mit solchen Verfahren beschäftigen, ist die Förderung sehr hilfreich. Sie sind ständig auf der Suche nach Geld und brauchen Hilfe bei der Zulassung der sensiblen Technik. Ein Großteil der bisherigen Mittel ging dabei an nur zwei Unternehmen – TerraPower sowie Tri Alpha Energy.

X-energy wurde 2009 von Kam Ghaffarian gegründet, der zuvor für den NASA-Ausrüster Stinger Ghaffarian Technologies tätig war, den er auch mitgegründet hatte. Das Nuklear-Start-up sitzt in Greenbelt, Maryland, und arbeitet an einem Hochtemperaturreaktor, der mit Gas statt mit Wasser gekühlt wird. Nach dem Kugelhaufenprinzip werden kleine Brennstoffpartikel in Graphitkugeln statt der üblichen Brennstäbe verwendet.

Der Ansatz, so hofft es zumindest Pete Pappano, der Vizepräsident für den Bereich der Brennstoffproduktion bei X-energy, mache eine Kernschmelze unmöglich. Eingekapselt in Kohlenstoff- und Keramikschichten sollen die Brennstoffpartikel von der Größe eines Mohnsamens auch bei Temperaturen von 1800 Grad Celsius nicht zerstört werden können. Tests des Oak Ridge National Laboratory und des Idaho National Laboratory zufolge werden solche Werte auch bei einem Störfall nicht erreicht.

Pappano zufolge sollen die Mittel aus dem DoE-Programm nun dazu verwendet werden, die Sicherheitsfunktionen des Reaktors zu demonstrieren. Dazu werden Simulationen entwickelt und die notwendigen Materialien für die NRC-Lizenzierung erstellt. Zudem will X-energy Geld von privaten Investoren einsammeln. Das muss die Firma auch: Die Mittel der US-Regierung werden lange verbraucht sein, bevor der Reaktor Ende der 2020er Jahre fertig ist.

Die Southern Company, einer der größten Stromerzeuger Amerikas, erzeugt ungefähr die Hälfte ihrer Energie aus Erdgas und betreibt Dutzende von Kohlekraftwerken im Südosten der USA. Der Konzern baut bereits am ersten US-Atomkraftwerksneubau seit mehr als 10 Jahren – der Vogtle Generating Station in Georgia.

Die Southern Company ist auch einer der wenigen großen Stromkonzerne in den USA, die sich für Kernkraftanlagen der nächsten Generation interessiert. So kooperiert das Unternehmen nicht nur mit TerraPower, sondern auch mit dem Oak Ridge National Laboratory. Zusammen will man einen Reaktor entwickeln, der Schmelzsalze nicht nur als Kühlmittel, sondern auch als Medium für den Nuklearbrennstoff nutzt. Auch hier fallen dann traditionelle Brennstoffe weg. Bis 2025 soll ein Prototyp fertig sein. Die Nuklear-Start-ups geben sich optimistisch – und hoffen auf eine Atomrenaissance. (bsc)