Telekom und Qualcomm demonstrieren Eignung des WLAN-Funkbands für LTE

Wegen des anhaltenden Kundenansturms fürchtet die Mobilfunkbranche, den Ansprüchen nicht gerecht werden zu können, wenn sie nicht mehr Funkspektrum bekommt. Nun deutet sich an, dass sie dafür das 5-GHz-Band mitnutzen will.

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WLAN
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Die Mobilfunkbranche rechnet mit weiter stark steigenden Nutzerzahlen, fürchtet aber, dass sie die Kundenerwartungen wegen zu knapper Spektrumausstattung nicht erfüllen kann. Zwar fand die Branche seit dem Start der Mobilfunkära bei Regulierungsbehörden weltweit immer wieder Gehör und erhielt immer mehr Funkbänder, aber genug ist nicht genug. Bei der Suche nach weiterem nutzbarem Spektrum kamen Mobilfunkvordenker darauf, auch lizenzfreie Funkbänder für ihre Zwecke einzubeziehen, namentlich einen fast 500 MHz breiten, nahezu weltweit verfügbaren Bereich im 5-GHz-Band, den bisher überwiegend die WLAN-Industrie bewirtschaftet. Entsprechend haben sich die WLAN-Verfechter – denen die Funkbänder auch nie breit genug sind – zunächst vehement gegen den ungebetenen Mitnutzer gewehrt.

Die Deutsche Telekom und Qualcomm Technologies prüften nun gemeinsam auf einem Forschungsgelände in Nürnberg, wie sich das 5-GHz-Funkband für den LTE-Mobilfunk nutzen lässt. Das meldet die Telekom in einem Eintrag im auseigenen Blog. Dafür sind inzwischen mehrere Verfahren entwickelt worden; Telekom und Qualcomm haben in ihrem Feldversuch LTE Licensed-Assisted Access (LAA) eingesetzt. Beide melden nun, damit "die Reichweite und Kapazität eines Netzes bei gleichzeitig nahtloser Mobilität erhöht" zu haben. Das bringe Kunden mehr Komfort. Für den Test haben die Partner lizenzierte Mobilfunkbänder mit lizenzfreien Bändern gebündelt. Die LAA-Testgeräte steuerte Qualcomm Research bei. Die Telekom erklärt, dass der LAA-Einsatz "zu keiner Beeinträchtigung von WLAN im lizenzfreien Spektrum" führe. Das sei anhand von Messungen "unter verschiedenartigen Voraussetzungen mit Funkstörungen und Störknoten in unterschiedlicher Anzahl nachgewiesen" worden. Freilich führt die Telekom in ihrem Blogeintrag zu LTE-LAA nicht auf, wo man den Testaufbau und die Messergebnisse einsehen kann.

Viele und vor allem preisgünstige WLAN-Router, die im 5-GHz-Band funken, nutzen lediglich den Bereich bis Kanal 48, weil ab da aufwärts die lästige Dynamic Frequency Selection (DFS) zum Schutz des Wetterradars Pflicht ist. So herrscht dort mancherorts schon Gedränge wie im 2,4-GHz-Band.

Noch befindet sich die LAA-Technik in der Spezifikationsphase. Dennoch scheinen sie beide Partner bereits fest für den öffentlichen Betrieb einzuplanen. "LAA ist eine der Schlüsseltechnologien, mit denen die zunehmende Nachfrage nach Bandbreite und besserer mobiler Anbindung befriedigt werden kann", so Bruno Jacobfeuerborn, Chief Technology Officer der Deutschen Telekom. "Mit unserer Machbarkeitsstudie bieten wir unterschiedlichen Interessengruppen aus Forschung und Industrie Gelegenheit, die überzeugenden Vorteile von LAA aus erster Hand kennenzulernen." "Dieser Test bildet einen wichtigen Meilenstein, weil er zeigt, welche Vorteile LAA als globale Technologie den Verbrauchern in Europa bald bieten wird", erklärte Matt Grob, Vice President und Chief Technology Officer bei Qualcomm Technologies.

Die LAA-Testgeräte sind gemäß dem aktuellen Entwurf der 3GPP-Spezifikation Release 13 gebaut. Die definiert wie die WLAN-Spezifikation IEEE 802.11 eine "Listen-Before-Talk"-Technik (LBT), die gewährleisten soll, dass eine LTE-Basisstation nur dann auf einem Träger im 5-GHz-Band sendet, wenn diesen zum Prüfzeitpunkt kein WLAN-Gerät nutzt. Damit bemüht sich die 3GPP offensichtlich um eine harmonische Koexistenz. Die Spezifikation schreibt beispielsweise auch ausdrücklich vor, dass eine LAA-LTE-Zelle ein 5-GHz-WLAN nicht stärker stören soll, als es ein benachbartes WLAN täte. Das stimmt zwar friedfertig, aber Gegner der 5-GHz-Nutzung für Mobilfunkzwecke halten dem entgegen, dass sich LAA-LTE-Zellen in der Nachbarschaft genauso auf die Kanalbelegung auswirken wie zusätzliche 5-GHz-Basisstationen. Die LBT-Kooperationstechnik mag gut funktionieren, besser dran wäre man ohne den neuen Nachbarn.

Wie LTE-LAA im Detail funktioniert, lesen Sie bei c't:

  • Dazwischenfunken – Wie LTE-Mobilfunk am 5-GHz-Band teilhaben will

Um die weitere Entwicklung zu stützen, hat die ITU im Rahmen der jüngsten World Radio Conference insgesamt rund 400 Megahertz zusätzliches Spektrum für den Mobilfunk vorgesehen. heise Netze fasst die Ergebnisse zusammen:

(dz)