ESA-Sonde Rosetta: Poröser Komet ohne große Hohlräume

Dass Kometen für ihre Zusammensetzung vergleichsweise leicht sind, war bereits bekannt. Unklar war, ob sie eher insgesamt porös sind oder große Hohlräume aufweisen. Die ESA-Sonde Rosetta hat nun ermittelt, dass ihr Komet im Innern gleichförmig aussieht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen
67P/Tschurjumow-Gerassimenko

Ohne große Höhlen: Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko

(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Lesezeit: 3 Min.

Der Komet, den die ESA-Sonde Rosetta seit mehr als einem Jahr umkreist, ist wahrscheinlich gleichmäßig porös und umfasst keine großen Hohlräume. 67P/Tschurjumow-Gerassimenko besteht vor allem aus Staub und Eis, kommt aber lediglich auf eine Dichte von 533 Kilogramm pro Kubikmeter – etwas mehr als halb so viel wie Wasser. Verantwortlich dafür sind keine großen Höhlen, haben Forscher des Rheinischen Institut für Umweltforschung an der Universität Köln ermittelt. Grundlage für ihre Schlussfolgerung sind nicht nur genaue Messungen der Gravitation des Kometen, sondern auch unerwartetes Glück, wie die ESA erklärt.

Aufnahmen von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (38 Bilder)

67P/Tschurjumow-Gerassimenko aus 12 Kilometern Entfernung, aufgenommen am 19. März 2016
(Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM, CC BY-SA 3.0 IGO)

Wie die Forscher erläutern, war bereits bekannt, dass Kometen – anders als es ihre Zusammensetzung vermuten lässt – oft eine extrem geringe Dichte aufweisen. 67P/Churyumov-Gerasimenko etwa wiege etwas weniger als 10 Milliarden Tonnen bei einem Volumen von 18,7 Kubikkilometern. Bislang sei aber unklar gewesen, ob Kometen eher durchgehend diese geringe Dichte aufweisen oder große Hohlräume im Inneren dafür verantwortlich sind. Mit dem Experiment Radio Science Investigation (RSI) an Bord von Rosetta und über den Doppler-Effekt haben die Wissenschaftler nun ermittelt, wie es im Inneren des Kometen aussieht.

ESA-Mission Rosetta

Rosetta war zehn Jahre zu dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko unterwegs. Die ESA-Sonde und der Lander Philae sollen den Himmelskörper aus dem Orbit und auf der Oberfläche erforschen.

Die Auswirkungen der Gravitation des Kometen auf die Bewegungen haben die Forscher anhand der Signale erforscht, die zur Erde übertragen werden. Durch den Doppler-Effekt wird die Frequenz des Radiosignals zur Erde verändert, je nachdem wie stark der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko die Sonde an sich zieht. Um das zu ermitteln, habe man aber vorher die Schwerkrafteinflüsse der Sonne, aller Planeten sowie großer Objekte im Asteroiden-Gürtel herausrechnen müssen. Diese Prozedur sei aber Standard bei der Arbeit mit Raumfahrzeugen, versichern die Wissenschaftler.

Außer der Schwerkraft wichtiger Himmelskörper im Sonnensystem habe man auch den Einfluss der Strahlung der Sonne und von entweichenden Gasen auf dem Kometen aus den ermittelten Daten herausrechnen müssen. Alles was übrig bleibe, sei auf die Masse des Kometen zurückzuführen. Trotzdem waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Rosetta nicht nah genug an 67P/Tschurjumow-Gerassimenko würde heranfliegen können, um wirklich Hohlräume in dessen Inneren zu entdecken. Auch mit derart genauen Messungen würde sich das aus mehr als 10 Kilometern Entfernung nicht mehr ermitteln lassen, wenn der Komet vergleichsweise rund wäre.

Hier nun habe der Zufall geholfen, denn durch die ungewöhnliche, zweigeteilte Form des Kometen hätten wirklich große Hohlräume auch aus mehr als 10 Kilometern Entfernung erkennbar sein müssen. Die habe man aber nicht entdeckt. Das war aber nur der erste Schritt: Wenn sich Rosetta ihrem Kometen im Herbst noch stärker nähert, wollen die Forscher sie auf diese Weise auch nach Hohlräumen von wenigen Hundert Metern Durchmesser suchen lassen.

Ein Komet aus der Nähe (23 Bilder)

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko während des Vorbeiflugs an der Sonne: Eine besonders heftige Staubfontäne wurde am 29. Juli beobachtet. (Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

(mho)