SCO vs. Linux/Unix: Etappensieg für IBM

SCO? Da war doch mal was? Aber ja. Und wir sind nicht in einer Zeitschleife: Die unendliche Geschichte geht weiter, wenngleich auf Sparflamme. IBM hat den ersten von zwei Schadensersatzansprüchen der SCO Group entkräften können.

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SCO vs. Linux
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Nein, wir sind nicht in einer Zeitschleife gefangen. Eine seltsame, aber die geneigte Fach-Öffentlichkeit einst schwer beschäftigende Geschichte erscheint wahrhaft unendlich: Es läuft immer noch ein Prozess SCO gegen IBM; In dem im Jahre 2013 wieder aufgenommenen Verfahren SCO vs. IBM hat Richter David Nuffer ein erstes Urteil gefällt.

Drohungen an die Linux-Gemeinde, Lizenzzahlungen einzufordern; eine Klage gegen IBM wegen angeblich geklautem Code in Linux; juristische Auseinandersetzungen mit Novell um die Urheberrechte an Unix System V: Solche Aktionen katapultierten die SCO Group einst ins Interesse der Öffentlichkeit. Die SCO Group selbst war das Ergebnis einer Fusion zwischen dem früheren Linux-Distributor Caldera und den Resten der legendären Unix-Company Santa Cruz Operation aus Kalifornien. Die Wurzeln von Caldera reichten wiederum zurück zu einer weiteren Legende der Computerindustrie: Ray Noorda, langjähriger Chef der Netzwerkfirma Novell.

Im immer noch laufenden Verfahren, in dem nun ein erster Richterspruch vorliegt, hatte SCO seinerszeit bei der Wiederaufnahme geltend gemacht, dass zwei Schadensersatzansprüche gegen IBM nach wie vor ihre Geltung haben. Erstens habe IBM bei dem gemeinsamen Projekt Monterey eine unerlaubten Verstoß gegen das Projekt begangen, als es ab 1999 auf verschiedenen Messen wie der Linuxworld und der CeBIT seine Unterstützung von Linux bekannt gab. Zweites habe es eine treuhänderische Sorgepflicht für SCO verletzt, als das Projekt Monterey nicht wie erwartet auf den neuen 64-Bit-Prozessoren lief. Richter Nuffer gab IBM recht, dass beim bald darauf gescheiterten gemeinsamen Projekt alle beteiligten Firmen auf je eigenes Risiko und eigenem Gewinn hin handelten. SCO und IBM seien zwei selbstständig handelnde Firmen gewesen, mit unterschiedlichen Interessen in anderen Bereichen.

Ein Dutzend Jahre nach den ersten Versuchen der ehemaligen Firma Caldera – die sich nach Fusion mit Santa Cruz Operation in SCO Group umbenannte –, Rechtsansprüche am Betriebssystem Linux gelten zu machen, ist jetzt nur noch ein Klagepunkt offen. Die SCO Group beschuldigt IBM, mit einer unerlaubten Geschäftshandlung (tortius interference) das Projekt Monterey hintertrieben zu haben, als es eine AIX-Version mit Code aus dem Projekt ausgeliefert hätte. Ob diese Klage gewonnen werden kann, ist zweifelhaft. Im aktuellen Urteils hat Richter Nuffer bereits festgestellt, dass das Projekt Monterey frühzeitig scheiterte und vom eigentlichen Produkt, einem 64-Bit-Unix insgesamt nur 32 Pre-Release-Lizenzen für interessierte Anbieter produziert hatte. Diese verloren aber schnell das Interesse am Projekt, weil Intel den notwenigen Itanium-Prozessor zu spät lieferte. Ein deliktischer Eingriff in ein gemeinsam zu verkaufendes Produkt sei nicht erkennbar, befand der Richter.

Eine Chronologie in Newsmeldungen zur Auseinandersetzung von SCO mit Linux- und Unix-Vertretern findet sich bei c't online:

(jk)