Für 40 Dollar mit dem eigenen Rad in die Virtual Reality

Mit einer VR-Brille auf der Nase bewegt man sich besser nicht durch den realen Raum – bei Zusammenstößen drohen echte Schmerzen. Paul Yan schreckt das nicht – er nimmt für seine Ausflüge in die 3D-Welt gleich das Rad.

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Für 40 Dollar mit dem eigenen Rad in die Virtual Reality

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Video)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter König

Wer in einer Virtual-Reality-Umgebung richtig Strecke machen will, muss sich etwas einfallen lassen. Für das Vorzeige-Gerät der VR-Welt, die Oculus Rift, gibt es zwar schon eine Reihe von Transportmitteln vom Laufstall bis zum Flugsimulator, doch das alles ist ziemlich teuer.

Wie so oft kommt die praktische und günstige Lösung auf zwei statt auf vier Rädern daher: Der Designer Paul Yan hat sein Fahrrad in der Garage auf ein Indoor-Trainingsgestell aufgebockt und fährt statt durch die reale Landschaft draußen jetzt dank Virtual Reality durch eine Stadtszene in 3D-Grafik. Das ganze System hat ihn nur 40 US-Dollar gekostet, schreibt er in seinem Blog.

Arduino: Mikrocontroller für Quereinsteiger

Das Trainingsgestell ist ein handelsübliches Modell, mit dessen Hilfe Sportler ihr gewohntes Rad zum stationären Ergometer fürs Ausdauertraining in der Wintersaison machen können. Dabei dreht sich das Hinterrad weiter mit, und so reicht ein Infrarotsensor und ein auf den Mantel geklebtes Stück Papier, um einen Arduino mitbekommen zu lassen, wenn das Rad gerade eine volle Umdrehung absolviert hat. Der Arduino kommuniziert über Bluetooth mit einer Szenerie, die in der Game-Engine Unity erstellt wurde und auf die der Arduino wie ein Game-Controller wirkt; das Cardboard SDK for Unity wiederum bringt die 3D-Darstellung interaktiv auf ein Smartphone, das in einer VR-Brillen-Hülle steckt. Fertig ist die Hardware für die virtuelle Fahrradtour durch die Comic-Stadt.

Weil sein sehr großes Smartphone nicht in die Standard-Hülle Google Cardboard passt, hat sich Yan ein größeres Modell für 10 Dollar gekauft. Arduino & Co. schlagen in seiner Rechnung mit 30 Dollar zu Buche, die Software gibt es kostenlos. Wer durch die gleiche Stadt radeln will wie Yan, kann das verwendete Unity-Modell für weitere 10 Dollar kaufen – dieser Posten taucht in seiner Rechnung nicht auf; offenbar bekam er die Szenerie für umsonst. Ebenfalls nicht einkalkuliert sind die Kosten für Fahrrad, Trainingsgestell, Smartphone und Laptop – das war sicher alles schon vorhanden.

Das Fahrrad folgt in Yans Aufbau einem vorgegebenen, festen Pfad. Wie er in seinem Video betont, spricht aber nichts dagegen, auch die Bewegung des Lenkers zu erfassen und damit das aufgebockte Rad endgültig zum überdimensionalen Game-Controller zu machen. Für alle, die seine Konstruktion nachbauen und erweitern wollen, stellt er in seinem Blog sowohl den Verdrahtungsplan für Arduino und Sensor sowie den Code zur Verfügung.

  • Wer statt durch eine computergenerierte Kulisse lieber durch reale Filme schöner Fahrradstrecken pedalen will, findet in der Make-Ausgabe 6/15 ab Seite 68 eine Anleitung, wie man ein Ergometer an einen Arduino koppelt und damit die Abspielgeschwindigkeit von Filmen steuert.

(pek)